Julia Extra Band 0198
in Ordnung”, versicherte sie ihm ein wenig atemlos. Dann stutzte sie. “Was machst du hier eigentlich?”
“Ich habe heute mit Charlotte telefoniert.”
“So? Dann hat sie dir bestimmt gesagt, dass wir heute Abend eine Party hatten.”
“Ja. Sie meinte, es würde wahrscheinlich spät werden.” Er zuckte unbeholfen mit den Schultern. “Aber sie hat mir noch ein paar andere Dinge gesagt. Und deshalb bin ich hier.”
“So?” Fiel ihr denn nichts anderes ein als dieses dumme kleine “So”?
Er nickte. “Charlotte meinte, diese Party heute Abend markiere den endgültigen Durchbruch von Gold Ribbon. Ich wollte dir zu dem Erfolg gratulieren.”
“Danke.” Ihr Dank klang steif und irgendwie geheuchelt. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass Ryan spätabends hier auf sie wartete, um ihr zu ihrem geschäftlichen Erfolg zu gratulieren.
Es musste einfach einen anderen Grund geben. “Möchtest du … möchtest du vielleicht auf eine Tasse Kaffee hereinkommen?”, sagte sie schließlich.
“Ich, äh … Nein, danke. Aber ich würde gern hier draußen sitzen bleiben. Es ist eine wunderbare Nacht. Möchtest du dich nicht zu mir setzen?” Als sie nicht direkt reagierte, drängte er leise: “Bitte, Julia.”
Seine Stimme hatte hypnotische Wirkung auf sie. Wie in Trance gehorchte sie.
Sie konnte der Versuchung nicht widerstehen – sie schloss die Augen und sog seinen Duft tief und gierig ein. Wie eine Ertrinkende … Dann ermahnte sie sich und riss sich zusammen, um nicht wie eine völlige Närrin dazustehen.
“Charlotte erzählte mir auch”, brach Ryan das Schweigen, “dass du und Kelly, dass ihr einen Kompromiss gefunden habt, was ihren Freund anbelangt. Kelly ist heute Abend mit Trevor auf einer Party, nicht wahr?”
“Er heißt Tyler.” Unwillkürlich versteifte Julia sich ein wenig. “Und die Eltern der jungen Gastgeberin sind auch dabei.”
Ryan lächelte, und Julias Puls begann – wie immer – zu rasen. “Ihr habt also einen Kompromiss gefunden. Aber”, bemerkte er, “so richtig wohl fühlst du dich dabei nicht, oder?”
Sie warf ihm einen Seitenblick zu. “Welche Mutter fühlt sich schon wohl dabei, wenn ihre Tochter sich mit dem anderen Geschlecht verbündet?” Sie zuckte ergeben mit den Schultern. “Aber ich kann sie schließlich nicht unter meinen Fittichen halten und dann, wenn sie erwachsen ist, in die Welt hinausschicken. Die Katastrophe wäre vorprogrammiert.” Sie wollte ihm die ganze Wahrheit sagen. “Weißt du, diese Einsicht ist mir nur durch dich gekommen.”
Sein fragendes Stirnrunzeln ließ sie erklären: “Du hast mich dazu gebracht, mich mit meiner Vergangenheit auseinanderzusetzen. Und erst deshalb war es mir möglich, auch die Zukunft zu sehen. Wenn man seine Kinder nicht verlieren will, muss man schrittweise Konzessionen machen, wenn sie älter werden. Ich glaube, es ist eine gute Entscheidung.”
Er nickte. “Ja, das denke ich auch.”
Sie saßen schweigend nebeneinander, und dann hörte Julia, wie Ryan tief den Atem einsog, so, als würde er sich auf eine große Aufgabe einstellen.
“Ich wollte eigentlich schon früher zu dir kommen.” Er zögerte. “Das letzte Mal, als wir uns gesehen haben …”
Sie spürte, dass sie im Halbdunkel rot wurde, und wandte das Gesicht ab.
“Julia”, meinte er zärtlich. Er legte seine Hand unter ihr Kinn und drehte ihren Kopf wieder zu sich. “Du hast etwas gesagt, das mich sehr irritiert hat. Etwas, das geklärt werden sollte.”
Wovon sprach er denn nur?
“Natürlich war ich beschäftigt”, setzte er rau an, “die neue Wohnung, der Umzug, die Kanzlei … Aber das ist nicht der wahre Grund, warum ich mich nicht gemeldet habe.” Die Falte auf seiner Stirn wurde tiefer. “Die Wahrheit ist, ich bin weggeblieben, weil du Distanz zu mir brauchtest.” Wieder holte er tief Luft. “Ich habe mich unmöglich benommen, Julia. Ich hoffe inständig, du kannst mir verzeihen.”
Sie ihm verzeihen? Wofür? Er hatte sich nichts genommen, was sie ihm nicht freiwillig angeboten hatte. Doch bevor sie etwas erwidern konnte, fuhr er schon fort:
“Wahrscheinlich bist du auch jetzt noch nicht bereit, mit mir zu reden, aber es frisst mich einfach auf. Wir müssen das klären.”
“Was denn?” Sie hielt die Spannung nicht länger aus. “Was habe ich denn gesagt, das dich so aufgewühlt hat?”
“Du glaubst doch nicht wirklich, dass du schuld daran bist, dass dein Vater einen Herzinfarkt bekommen hat, oder?” Er sah sie
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