Julia Extra Band 0198
sagen sollst”, bemerkte Randal.
Er hatte ja recht, doch so einfach wollte Pippa sich nicht geschlagen geben.
„Es gibt nichts, was ich ihm zu verheimlichen hätte!”, stieß sie hervor.
„Komm schon, Pippa, es ist an der Zeit, mit dem Schwindeln aufzuhören. Du machst dir doch selbst etwas vor. Sicher erwartet er eine Erklärung. Er hat bis jetzt nicht einmal gewusst, dass wir einander schon kannten. Jedenfalls hat er nicht reagiert, als ich ihm meinen Namen nach dem Unfall genannt habe. Deshalb gehe ich davon aus, dass du ihm nie etwas von unserer Geschichte erzählt hast. Vor fünf Minuten aber musste er mit ansehen, wie wir dabei waren, uns zu lieben. Wie willst du ihm das erklären?”
Sie hatte nicht die geringste Vorstellung.
„Ich verachte dich.” Mit diesen Worten rannte sie aus dem Zimmer nach unten. Tom war gerade dabei, das Haus zu verlassen. Er drehte ihr den Rücken zu.
„Bitte, geh jetzt nicht”, sagte Pippa mit zitternder Stimme. „Ich möchte mit dir reden, dir alles erklären. Ich kann ja verstehen, dass du außer dir vor Zorn sein musst, aber …”
Er drehte sich um und starrte sie an. Niemals zuvor hatte sie diesen Ausdruck in seinen Augen gesehen.
„Zornig? Nein, Pippa, ich bin nicht zornig. Ich kann nur einfach nicht fassen, was ich mit ansehen musste. Das hätte ich niemals von dir erwartet. Ich hätte mein Leben darauf verwettet, dass du niemals einen Seitensprung begehen würdest. Wenn ich es nicht mit meinen eigenen Augen gesehen hätte, würde ich es nicht glauben.”
Sie biss sich auf die Lippen und sagte dann leise: „Es tut mir unendlich leid.”
Tom hielt den Blick gesenkt, dann ging er langsam ins Wohnzimmer hinüber, Pippa schloss die Haustür und folgte ihm.
„Wer ist er?”, fragte Tom endlich.
Sie war überrascht, hatte er denn Randal nicht erkannt? Vermutlich hatte er ihn nur kurz gesehen und war natürlich nicht auf die Idee gekommen, dass es der gleiche Mann war, mit dem er kurz zuvor einen Unfall hatte.
„Randal Harding”, antwortete sie, doch Tom schien der Name nichts zu sagen.
Dann sagte er langsam: „Ich habe diesen Namen schon einmal irgendwo gehört, aber ich kann mich nicht daran erinnern. Arbeitet er bei uns in der Firma?”
„Nein.” Sie schüttelte den Kopf. „Du hattest einen Autounfall mit ihm.”
Tom riss die Augen auf. „Der Unfall? Da habe ich den Namen schon einmal gesehen, stimmt. Aber … was hat das alles zu bedeuten? Du hast dich an diesem Abend nicht einmal mit ihm unterhalten und bist die ganze Zeit über im Auto geblieben. Erzähl mir nicht, dass er heute hierhergekommen ist, um mit mir zu reden.” Er schaute sie lange zweifelnd an, dann fragte er: „Hat er dir Gewalt angetan? Pippa, sag mir, was geschehen ist.”
Pippa traten die Tränen in die Augen. Sie brauchte nur auf seine Vermutung einzugehen und hatte die perfekte Entschuldigung zu bieten. Doch brachte sie es einfach nicht übers Herz, Tom zu belügen und gleichzeitig Randal alle Schuld zuzuschieben.
Sie hatte Randal mehrfach gebeten, das Haus zu verlassen, doch er hatte einfach nicht nachgegeben. Da brauchte sie nur ein wenig zu übertreiben, und es würde ganz so aussehen, als habe Randal sie gezwungen, mit ihm ins Bett zu gehen. Doch gleichzeitig wusste Pippa genau, dass das nicht der Wahrheit entsprach. Tom aber hatte verdient, dass sie offen und ehrlich zu ihm war. Hatte sie nicht in gewisser Weise geschwindelt, indem sie ihm nichts von ihrer früheren Geschichte mit Randal Harding erzählt hatte? Jetzt hatte er die ganze Wahrheit verdient; das schuldete sie ihm.
„Nein, Tom, ich kenne ihn schon lange. Ich habe in seiner Firma gearbeitet, bevor ich bei dir angefangen habe.” Sie schluckte schwer, doch drückte sie energisch den Rücken durch. „Ich … wir …”, stammelte sie.
Was nur sollte sie Tom sagen? Wie alles erklären? Sie und Randal waren kein Liebespaar gewesen, doch wäre es sicher dazu gekommen, wenn sie ihn nicht vorher verlassen hätte.
Toms Gesicht hatte weiterhin diesen harten Ausdruck. Bis jetzt hatte Pippa ihn immer ein wenig zu weich gefunden, doch dieses jugendliche Aussehen war verschwunden. Es schien beinah so, als sei Tom erst jetzt erwachsen geworden.
„Ward ihr Liebhaber?”
„Nein.” Das aber erforderte weitere Erklärungen. „Nun, wie soll ich sagen, wir hätten Liebhaber sein können. Deshalb habe ich die Firma verlassen. Er war verheiratet und hat ein Kind. Ich wollte nicht seine Liebhaberin werden und dafür
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