Julia Extra Band 0198
dein Französisch gut genug?”
„Ich spreche es ein wenig, und wenn ich erst einmal dort lebe, werde ich es schnell lernen. Außerdem hat mir die Vorstellung, in Paris zu leben, immer schon gut gefallen. Ich habe gehört, dass es eine sehr interessante und aufregende Stadt sein soll.”
Randal sagte mit ernster Stimme: „Aber du wirst dort immer ein Ausländer bleiben. Das Leben wäre sicher nicht einfach, bis du dir einen neuen Freundeskreis aufgebaut hast, wird eine ganze Zeit vergehen. Meiner Meinung nach solltest du nichts überstürzen.”
Der Kellner brachte die Vorspeise. Um ein Viertel Melone lag der Schinken in feinen Scheiben, die Garnitur bestand aus roten Früchten, dazu duftete es nach Likör. Pippa fragte sich, ob es nicht Kirschschnaps war. Jedenfalls sah es sehr lecker aus. Randal nahm einen Bissen.
„Das ist besser, als ich gedacht hatte”, kommentierte er.
„Finde ich auch.”
„Du hast gesagt, dass du das Hotel schon kennen würdest.”
„Das stimmt auch. Aber das Essen war nicht so gut, als ich das letzte Mal hier war. Vielleicht hat der Koch gewechselt.” Sie nahm eine Kirsche. „Vermutlich haben sie die Früchte importiert; bei uns wachsen die doch noch nicht so früh im Jahr. Ich war letztes Jahr mit Tom in Kent, da haben wir die Kirschen erst im Sommer gepflückt. Die Früchte da sind beinah violett und sehr fleischig, nicht so rot und fruchtig wie diese.”
Randal zeigte auf einmal einen gespannteren Gesichtsausdruck.
„Ich frage mich, was um alles in der Welt dich dazu bewegt hat, Tom heiraten zu wollen. Dabei muss dir dein gesunder Menschenverstand doch gesagt haben, dass du kurz davor gestanden hast, den größten Fehler deines Lebens zu begehen.”
Entschieden erwiderte sie: „Wir hätten glücklich werden können miteinander. Du weißt ja nichts von uns.”
„Du hast ihn nicht geliebt, und ich vermute, er hat sich auch nur eingebildet, dich zu lieben. Jedenfalls hatte ich nicht das Gefühl, dass er vor Leidenschaft den Kopf verloren hatte.”
„Du kennst Tom eben nicht. Er ist ein guter Mensch.”
„Vielleicht, aber sicher langweilig. Komm schon, Pippa, du weißt genau, dass er niemals ein Abenteurer werden würde. Wie könntest du da mit ihm glücklich sein? Du brauchst Sicherheit in deinem Leben, das kann ich verstehen, aber gleichzeitig hast du auch Lust auf das Außergewöhnliche. Das aber würde Tom dir niemals bieten. Bestimmt hättest du dich mit ihm gelangweilt.”
Pippa hatte die Vorspeise beendet und setzte sich zurück.
„Du hast nicht das Recht, so über ihn zu sprechen.”
„Oder möchtest du einen Mann, der nicht zu viel von dir erwartet und dich in Ruhe lässt?”, fuhr Randal ungerührt fort.
„Ich bitte dich, Randal, ich werde Tom nicht heiraten, dafür hast du ja gesorgt. Also denke ich, wir brauchen nicht weiter über dieses Thema zu sprechen.”
„Mir ging es nur darum, zu verstehen, was dich dazu bewogen hat, eine Ehe mit ihm zu planen.”
Langsam wurde es Pippa wirklich zu viel. Es fiel ihr unsagbar schwer, die Ruhe zu bewahren. Wie konnte sie Randal nur klarmachen, dass sie genug davon hatte, sich ständig über alles den Kopf zu zerbrechen?
„Du solltest dich lieber um deine eigenen Sachen kümmern. Wenn ich einen Psychiater brauche, wende ich mich selbst an einen. Aber ich brauche bestimmt keinen Laien, der versucht, mein Verhalten zu deuten.”
„Das sehe ich anders. Du solltest einmal in Ruhe darüber nachdenken, was dich zu einem bestimmten Verhalten veranlasst. Niemals zuvor habe ich eine Frau getroffen, die ihre eigenen Gefühle so wenig kannte wie du. Hast du die geringste Vorstellung, wie es wirklich in dir aussieht?”
Pippa wollte gerade eine scharfe Bemerkung zurückgeben, als der Kellner mit der Hauptspeise kam. Sie wartete ab, bis er die Gläser nachgefüllt hatte, und nahm dann einen Schluck, um sich ein wenig zu beruhigen. Jetzt erst bemerkte sie, dass sie schon mehr als sonst üblich getrunken hatte. Tat sie das auch nur, um vor Randal Harding zu fliehen?
Sie wollte einfach nicht mehr darüber nachdenken, woher dieser Wunsch ihm zu entfliehen kam. Am besten war es, sich selbst ein wenig einzuschläfern. Da konnte ein Glas Wein nicht schaden.
Als der Kellner gegangen war, schob Randal die Vase, die zwischen ihnen auf dem Tisch stand, beiseite, damit er Pippa besser sehen konnte. Dabei fiel ihr wieder auf, wie stark und gleichzeitig elegant seine Hände waren.
„Ich möchte dich meinem Sohn vorstellen.
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