Julia Extra Band 0198
es um sie geschehen. Die erotische Ausstrahlung, die von ihm ausging, war einfach zu stark. Dem konnte Pippa sich nicht entziehen. Es liefen ihr heiße und kalte Schauer über den Rücken, während der Kuss immer tiefer und leidenschaftlicher wurde. Sie sehnte sich danach, sich ihm hinzugeben, sich mit ihm zu vereinigen, endlich gemeinsam das höchste Glück zu erleben.
Randal aber schob sie leicht zurück und schaute ihr lange in die Augen.
„Willst du nach diesem Kuss immer noch behaupten, dass du keine Lust auf mich hast?”, fragte er leise. „Was geht nur in deinem Kopf vor sich? Wir sind beide ungebunden und können tun und lassen, was wir wollen? Warum wehrst du dich immer noch gegen deine eigenen Gefühle?”
6. KAPITEL
Pippa hatte sich diese Frage schon oft gestellt, bevor sie Randal wiedergetroffen hatte, ohne darauf eine Antwort zu finden. Sie waren beide frei und ungebunden, da hatte er recht. Und sie sehnte sich nach ihm, das konnte sie nicht länger abstreiten. Und doch …
Jedes Mal, wenn sie sich zu nahe kamen, schreckte sie zurück, ohne dass sie dafür eine Erklärung fand.
„Es geht alles viel zu schnell”, gab sie zu bedenken, doch überzeugte es sie selbst nicht recht. „Wir haben uns vor zwölf Stunden getroffen, vielleicht sollten wir uns erst besser kennenlernen. Ich habe gerade meine Verlobung gebrochen, meinen Job und mein Zuhause verloren. Das ist ein bisschen viel auf einmal. Jetzt brauche ich ein wenig Zeit für mich.”
Er runzelte die Stirn.
„Vielleicht ist es wirklich so, wie du sagst. Aber ich fürchte, du wirst wieder weglaufen. Das scheint ja eine Angewohnheit von dir zu sein. So wie vorhin. Erst hast du zugestimmt, mit mir essen zu gehen, aber dann hast du die Flucht ergriffen. Hast du jetzt wieder das Gleiche vor? Wenn ich morgen zum Frühstück komme, bist du vielleicht wieder ausgeflogen.”
Ernst sagte sie: „Ich verspreche, dass ich nicht weglaufe heute Nacht. Du hast mein Wort darauf.”
„Dann treffen wir uns morgen zum Frühstück.”
„Ja, versprochen. Um wie viel Uhr?”
„Wie wäre es mit halb neun?”
Sie nickte.
„Gut. Halb neun. Danach fahre ich nach Hause zurück und leite alles Nötige in die Wege.”
Er ging zur Tür.
„Bis morgen.”
Sie folgte ihm, um die Tür abzuschließen. Offenbar war Randal das nicht entgangen. Er warf Pippa ein ironisches Lächeln zu und sagte noch einmal: „Gute Nacht.”
Er hauchte ihr einen sanften Kuss auf die Stirn und trat dann auf den Flur. Pippa spürte noch lange die leichte Berührung, während sie sich abschminkte, eine Dusche nahm und endlich ins Bett schlüpfte.
Es gab eine besondere Beziehung zwischen ihr und Randal, das konnte sie nicht länger leugnen. Niemals zuvor hatte sie Ähnliches für einen Mann empfunden. Sicher, sie mochte Tom sehr gern, aber sie musste sich eingestehen, dass sie in einer Ehe mit ihm nicht glücklich geworden wäre. Sie hätte keine Liebe für ihn empfunden.
Pippa machte die Nachttischlampe aus und starrte noch lange in die Dunkelheit. Sie hörte, wie der Holzboden knarrte, als ein anderer Gast eine Dusche nahm. Ansonsten lag das Hotel still in der nebeligen Nacht.
Am nächsten Morgen fiel strahlendes Sonnenlicht in das Zimmer, als Pippa aufwachte. Rasch sprang sie aus dem Bett und zog den Vorhang auf. In dem kleinen Hafen dümpelten Jachten mit bunten Wimpeln an den Masten. Wenn die Boote gegeneinanderstießen, gab es ein lustiges Klatschen des Wassers. Alles hier machte einen heiteren Eindruck.
Auf einigen Jachten waren Männer dabei, die Boote vorzubereiten. Es wurden Segel ausgepackt und gehisst. Auf anderen Schiffen saß man noch bei einer Tasse Kaffee. Nach dem Nebel vom Vortag hatten die Menschen es eilig, die Sonnenstrahlen zu genießen.
Auch Pippa fühlte sich gleich viel besser. Sie musste unwillkürlich lächeln, als sie ins Badezimmer ging, um eine Dusche zu nehmen. Dann zog sie sich an und ging nach unten zum Frühstück. Obwohl sie spät zu Abend gegessen hatte, verspürte sie einen guten Appetit. Vielleicht lag das daran, dass sie in der Sonne die Zukunft viel optimistischer vor sich sah. Als sie durch die Hotelhalle kam, sah sie Randal in einem Sessel sitzen und Zeitung lesen.
„Warum wartest du hier und nicht im Restaurant?”, fragte Pippa, nachdem sie ihm einen Schönen Morgen gewünscht hatte.
„Ich wollte nur sichergehen, dass du wirklich nicht wieder fliehst”, gab er ungerührt zu, faltete die Zeitung zusammen und folgte Pippa in den
Weitere Kostenlose Bücher