Julia Extra Band 0198
Bist du einverstanden?”
Sie schaute ihn überrascht an und zögerte.
„Ich bin sicher, er würde lieber mit dir allein sein. Bestimmt fehlst du ihm, auch wenn es ihm auf dem Internat gefällt.”
„Mir liegt viel daran, dass ihr euch kennenlernt.”
Lange schaute sie ihn nachdenklich an.
„Aber … warum nur?”, fragte sie leise.
„Johnny hat seine Mutter nur selten gesehen. Ich glaube aber, dass es wichtig ist, dass er auch Kontakt zu Frauen hat. Er soll nicht in einer männerbetonten Welt aufwachsen. Das wäre sicher nicht gut für ihn.”
Dagegen war nichts zu sagen. Pippa war ja auch fest davon überzeugt, dass Kinder beide Eltern brauchten.
„Er hat doch sicher eine Schwester oder andere Freundinnen.”
Ungeduldig erwiderte Randal: „Warum willst du meinen Sohn nicht kennenlernen?”
„Das habe ich nicht gesagt. Ich denke nur, dass …”
Sie brach ab. Wie konnte sie ihm erklären, dass sie Johnny nicht treffen wollte, um zu vermeiden, Gefallen daran zu finden? Das Kind hatte schon seine Mutter verloren, und es wäre sicher grausam, ihm etwas vorzuspielen. Deshalb wäre es nicht fair, sein Vertrauen zu erlangen und es später doch enttäuschen zu müssen.
„Also, wie siehst du das?”
Ganz offensichtlich gab Randal nicht so leicht auf.
„Einverstanden”, sagte Pippa, da sie es einfach leid war, weiter mit ihm zu kämpfen. Sie würde ihm schon widerstehen, wenn sie wieder genug Kraft gesammelt hatte. Er warf ihr ein warmherziges Lächeln zu. Ganz offenbar gefiel es ihm, als Sieger aus einer Auseinandersetzung hervorzugehen. Das war eines der wenigen Dinge, die Pippa ganz sicher von ihm wusste.
„Schön”, sagte er endlich. „Bestimmt gefällst du dem Jungen.”
„Du hast nicht viel von ihm erzählt. Wie sieht er aus?”
„Er ist mir sehr ähnlich.”
In seiner Stimme schwang ein zufriedener Unterton mit.
Sarkastisch erwiderte Pippa: „Dann muss er ja besonders schön sein.”
Randal warf ihr einen langen, verführerischen Blick zu, der ihr den Atem stocken ließ. Doch statt einer ironischen Bemerkung machte er sich schweigend an die Hauptspeise. Eine ganze Weile lang sprachen sie nur wenig. Offenbar war er zufrieden, sein Ziel erreicht zu haben, und hatte beschlossen, sie ein wenig in Ruhe zu lassen. Das sah ihm nur zu ähnlich, dachte er nicht nur an sich selbst?
Nach der Hauptspeise fragte Randal Pippa, ob sie noch ein Dessert wünschte, doch sie schüttelte den Kopf.
„Wenn ich noch mehr esse, werde ich die ganze Nacht kein Auge zutun.”
„Wie wäre es mit einem Kaffee?”
„Nein danke, das würde mich auch nur um den Schlaf bringen.”
Es war halb elf, und Pippa konnte ein Gähnen nicht unterdrücken.
„Müde?”
Wieder gähnte sie.
„Ja, tut mir leid, aber der Tag ist ziemlich anstrengend gewesen. Ich habe einfach keine Kraft mehr.” Sie stand auf. „Am besten gehe ich jetzt schlafen, morgen wird wieder ein langer Tag. Es wird sicher nicht einfach werden, einen neuen Job und ein neues Zuhause zu finden.”
Wenig später stiegen sie die enge, knarrende Treppe hinauf.
„Um wie viel Uhr möchtest du frühstücken?”, fragte Randal.
„Frühstücke, wann du willst”, gab sie ungeduldig zurück.
„Ich möchte gern den Tag mit dir zusammen beginnen.”
„Morgen früh lasse ich mich nicht wecken. Ich bleibe einfach im Bett, bis ich ausgeschlafen habe.”
Sie kamen bei ihrem Zimmer an. Pippa hatte schon den Schlüssel in der Hand.
„Gute Nacht.”
„Gute Nacht”, erwiderte Randal, drehte sich um und ging weg.
Pippa atmete erleichtert durch. Sie hatte gefürchtet, dass er nicht so einfach nachgeben und es wieder zu einer Auseinandersetzung kommen würde. Sie drehte sich um und schloss die Tür auf. Eine Sekunde später aber spürte sie, wie sich ein Mann an ihr vorbeischob. Schon ging die Tür hinter ihnen zu. Randal stand neben ihr in dem Zimmer!
Ärgerlich stieß sie hervor: „Raus hier! Was soll denn das eigentlich? Muss ich das Personal um Hilfe rufen?”
Randal packte sie bei den Schultern und drückte ihr einen heißen Kuss auf die Lippen. Pippa schloss die Augen. Unwillkürlich legte sie ihm die Arme um den Nacken, um die Zärtlichkeiten zu erwidern. Dabei wusste sie doch genau, dass sie ihm um jeden Preis widerstehen musste. Doch das Verlangen danach, von ihm liebkost zu werden, war einfach übermächtig.
Solange sie die nötige Distanz hielt, gelang es ihr ja noch, klaren Verstand zu behalten, doch wenn er sich ihr so näherte, war
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