Julia Extra Band 0198
hätte sie sich nicht mehr zurückgehalten. Doch hier konnte sie sich nicht erlauben, sich der Lust hinzugeben, schließlich konnte jeden Moment jemand vorbeikommen. Randal zog sich leicht zurück und seufzte.
„Ich würde alles in der Welt dafür geben, jetzt mit dir allein zu sein”, sagte er. „Weißt du eigentlich, was du mir da antust?”
Pippa hatte die Augen halb geschlossen, ihre Brust bebte. Sie wusste genau, was er ihr antat; sie konnte sich in ihren Gefühlen nicht täuschen. Es war beinah, als habe sie Fieber, so heiß war ihr. Am liebsten hätte sie weitergemacht, bis diese verrückte Sehnsucht nach ihm endlich gestillt war.
„Wir sollten besser weiterfahren, sonst kommen wir noch zu spät”, erklärte Randal endlich, wobei er ihr sanft übers Gesicht streichelte. „Komm, Pippa, wir sollten einen klaren Kopf bewahren.”
Er ließ den Wagen an und fuhr langsam über die Landstraße, während Pippa weiterhin die Augen geschlossen hielt. Den Rest des Weges sprachen sie wenig. Pippa tat meistens so, als würde sie schlafen. Dabei aber träumte sie davon, wie es wohl wäre, von Randal geliebt zu werden. Immer wieder dachte sie daran zurück, wie er sie liebkost hatte. Es musste einfach fantastisch sein, sich ganz und gar dieser Lust hinzugeben.
Als sie bei der Schule ankamen, fuhren schon viele Eltern mit ihren Kindern ab. Randal parkte den Wagen vor der Auffahrt und bat Pippa, im Wagen zu warten, während er seinen Sohn abholen ging. Pippa schaute neugierig an der hohen Fassade des Gebäudes hoch, das beinah wie ein schottisches Schloss aussah. Überall gab es Erker und kleine Vordächer, an einer Seite wuchs wilder Wein. Im Winter musste es in diesem Gebäude ganz schön zugig und kalt sein, Pippa konnte nur hoffen, dass es dort eine Zentralheizung gab.
Einige Minuten später sah sie Randal mit seinem Sohn zurückkommen. Johnny war größer, als sie erwartet hatte. Er machte einen sportlichen Eindruck, hatte das gleiche dunkle und volle Haar wie sein Vater, dazu einen sensiblen Gesichtsausdruck mit offenen und wachen Augen. Er schaute stolz zu seinem Vater hoch, während sie sich miteinander unterhielten.
Pippa stieg aus dem Wagen, um Johnny zu begrüßen.
„Johnny, darf ich dir Pippa vorstellen”, sagte Randal ein wenig förmlich. Sie schüttelten sich lange die Hand.
„Hi”, sagte der Junge.
„Hallo”, erwiderte Pippa. Sie bemerkte, dass der Junge körperlich ganz nach dem Vater kam. Doch wie war es mit seinem Charakter, seiner Persönlichkeit? Hatte er das eher vom Vater oder eher von der Mutter geerbt?
„Wir sollten uns ein wenig beeilen”, erklärte Randal. „Der Tisch ist reserviert. Komm, Johnny, steig ein.”
Wenig später kamen sie bei dem Hotel an, das in einem kleinen Schloss in einem wunderbaren Park lag. Randal stellte den Wagen vor dem Eingang ab, ließ dann die Schlüssel bei einem Wärter, der das Auto auf den Parkplatz fuhr.
„Dort war die Poststation im achtzehnten Jahrhundert”, erklärte er. „Die Pferdeställe sind gleich da drüben. Und die Kutscher und die Reisenden wurden in dem Raum versorgt, der jetzt zum Restaurant geworden ist.”
Sie gingen durch den Hof. Vor den Ställen hingen Töpfe mit roten Blumen, die beinah bis auf den Boden fielen. Das gab dem alten vornehmen Gebäude einen fröhlichen Anstrich. Dann betraten sie das Haupthaus. In der weit ausladenden Eingangshalle stand die Rezeption. Ein Träger kam und nahm das Gepäck. Alles hier strahlte Ruhe und Eleganz aus.
Pippa fühlte sich endlich ein wenig gelassener. Der Tag begann gut. Das Treffen mit Johnny war weniger gespannt, als sie befürchtet hatte. Langsam gingen sie durch die Halle zum Restaurant hinüber. Als sie durch die Glastür traten, sahen sie an einem Tisch nicht weit entfernt eine fantastisch aussehende blonde Frau.
„Mama!”, rief Johnny aus, und Pippa hatte das Gefühl, dass ihr das Herz gleich aus der Brust springen würde.
8. KAPITEL
Das also war Renata, Randals frühere Frau! Und sie war mindestens so schön, wie man sich erzählte. Sie hatte einen schlanken, hochgewachsenen Körper mit feinen Brüsten, die sich unter der seidenen Bluse abzeichneten. Die obersten Knöpfe waren offen und ließen sanfte, braune Haut sehen. Dazu trug sie einen kurzen Rock, der die langen Beine noch unterstrich. Ihr Haar hatte die Farbe von Weizen, und es fiel ihr in langen, weichen Locken auf die Schultern.
Kaum einem Mann hier im Restaurant gelang es, ihr nicht lange Blicke
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