Julia Extra Band 0198
Experte hatte den Kaffee ausgetrunken und war aufgestanden.
„Ich vermesse jetzt den Garten, dann schreibe ich meinen Bericht.”
Tom schaute ihm nach, dann wandte er sich wieder an Pippa.
„Es ist bald zwölf, wie wäre es mit einem Mittagessen?”
„Schade, aber ich habe wirklich zu viel zu tun”, erwiderte sie rasch.
Es war sicher das Beste für sie beide, wenn sie sich nicht mehr sehen würden. Es gab keinen Grund, warum sie sich weiterhin treffen sollten, und für Tom würde das nur schmerzhaft sein. Seine Ungeduld, als Pippa sich fröhlich mit dem Experten unterhalten hatte, zeigte doch nur zu deutlich, dass es ihm nicht so einfach gelingen würde, in ihr einfach nur eine gute Freundin zu sehen. Dafür mussten sie erst die Bindung vollständig lösen. Vielleicht würde es ihnen später gelingen, Freunde zu sein, doch mehr konnte es da nicht geben.
Pippa war sich jetzt ganz sicher, dass sie ihn niemals wirklich geliebt hatte. Sie hatten sich nahegestanden, und Tom hatte sie heiraten wollen, weil er in ihr genau die richtige Frau gesehen hatte. Doch leidenschaftliche Liebe hatte er nicht erfahren.
Jetzt aber hatten sie beide verstehen müssen, dass Pippa nicht die richtige Frau für ihn war. Sicher, sie konnte gut mit Geld umgehen, war sensibel und hatte Gefallen daran, sich um Haushalt und Garten zu kümmern. Doch da gab es noch etwas, was Tom ihr niemals bieten konnte. Und das hatte sie erst wieder mit Randal erlebt. Jedes Mal, wenn sie in seiner Nähe war, sehnte sie sich danach, von ihm geliebt zu werden. Und genau das wollte sie mit dem Mann erleben, den sie einmal heiraten würde.
Das aber war sicher nicht Randal. Er liebte sie nicht genug. Für ihn ging sein Sohn über alles, und auch wenn Pippa es rührend fand, wie sehr er an seinem Jungen hing, verletzte es doch ihren Stolz. Die Wahrheit war einfach, dass Randal sie nicht so liebte, wie sie geliebt werden wollte. Das war der eigentliche Grund dafür, dass sie ihn nicht heiraten würde. Sie sehnte sich nach einem Mann, der sie mehr als alles andere auf der Welt liebte. Die Lieblosigkeit ihrer Kindheit hatte sie fürs Leben gezeichnet. So oft hatte sie andere Kinder beneidet, die liebevolle Eltern hatten. Das konnte sie niemals vergessen.
Pippa hatte sich immer danach gesehnt, die Hauptsache für einen anderen Menschen zu sein. Sie wollte ganz im Mittelpunkt des Interesses stehen. Das war Liebe für sie. Mit Randal aber konnte es das nicht geben. Sicher, sie glaubte ihm, wenn er sagte, dass er sie liebe. Und sie spürte auch genau, wie sehr er sich danach sehnte, sie in den Armen zu halten. Doch das alles war nichts im Vergleich zu der Liebe, die er seinem Sohn entgegenbrachte. Obwohl das nur natürlich war, konnte Pippa es nicht verschmerzen.
Nachdem Tom und der Experte gegangen waren, saß sie lange allein im Garten und versuchte, Klarheit in ihre Gedanken zu bringen. Vielleicht war ihre Reaktion nicht leicht zu verstehen, und Randal hatte recht, wenn er es lächerlich nannte, dass sie auf seinen Sohn eifersüchtig war. Doch sie hatte so viele Verletzungen in ihrer Kindheit erfahren, dass sie die ganze Liebe von einem Mann forderte. Und diesen Traum würde sie jetzt nicht mehr aufgeben.
Am nächsten Morgen wachte Pippa früh auf. Sie hatte schlecht geschlafen. Rasch packte sie einige Sachen in eine Reisetasche. Dann nahm sie eine Dusche und zog ein leichtes, grünes Sommerkleid an. Mit den Ledersandalen und der dazu passenden Handtasche machte sie einen eleganten, aber nicht zu förmlichen Eindruck. Zufrieden schaute Pippa sich im Spiegel an. Vor allem wollte sie vermeiden, dass Randal auf den Gedanken kommen konnte, dass sie sich besonders sexy für ihn anzog.
Sie zwang sich zu einem leichten Frühstück, dann schaute sie noch einmal nach, ob sie auch nichts vergessen hatte, machte die Fenster zu und stellte dem Kater eine Schüssel mit Fressen hin. Als sie fertig war, fuhr Randal gerade in dem roten Sportwagen vor.
Pippas Herz machte einen Sprung, doch gelang es ihr, sich einen gelassenen Ausdruck zu geben, als sie die Tasche nahm und nach draußen ging. Randal stieg aus und machte den Kofferraum auf. Mit zitternden Knien ließ Pippa sich auf den Beifahrersitz gleiten. Randal setzte sich hinters Lenkrad und startete den Motor. Während er sich auf den Verkehr konzentrierte, konnte Pippa ihn unauffällig mustern. Er trug ein helles Jackett, eine sportlich geschnittene Hose und sehr elegante italienische Schuhe. Er sah einfach
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