Julia Extra Band 0213
bei. “Ich kann auch Justin Darke erzählen, was Sie hierherführt.”
Sie kämpften kurz mit eisigen Blicken. Schließlich gab Claudia nach. Es wäre zu peinlich für Lucy und Justin. “Ich kann es nicht glauben”, sagte sie, den Tränen nahe. “Hätte ich nur nie etwas von diesem blöden Land gehört. Zuerst hat das Flugzeug Verspätung, dann stürzt es beinahe ab und ich habe die Wahl zwischen einem zweitägigen Aufenthalt in einem Kaff mitten in der Wüste oder der Fahrt in dem unbequemsten Gefährt, das ich je kennengelernt habe. Und nun auch noch das! Mitten im Niemandsland werde ich dreißig und muss den ganzen Urlaub damit vergeuden, die Verheiratete zu spielen, wo ich einfach nur Spaß haben wollte.”
David hoffte, dass sie nicht in Tränen ausbrechen würde. “Genug davon. Wir sind beide müde. Morgen werden die Dinge freundlicher aussehen. Wieso waschen Sie sich nicht, dann können wir versuchen, eine Runde zu schlafen.”
“Gut”, nickte Claudia benommen. Sie war völlig erschöpft.
David ließ für sie Wasser ins Becken einlaufen und reichte ihr Handtuch und Waschbeutel. Claudia wusch sich automatisch das Make-up vom Gesicht, putzte die Zähne und ging in die dunkle eklige Toilette auf dem Flur.
David lag schon im Bett, als sie zurückkehrte. Er hatte die Arme unter dem Kopf verschränkt und sah mit ironischem Gesichtsausdruck zu, als Claudia sich ein weites T-Shirt überzog und dann den BH ablegte und einen frischen Slip anzog. Es war stickig in dem kleinen Raum, sodass sie nicht mehr tragen wollte.
David hatte seine Hose anbehalten, um ihr Schamgefühl nicht zu verletzen. Claudia fand aber schon seine entblößte Brust beunruhigend. Sie sagte aber vorsichtshalber nichts. Er sollte nicht wissen, dass es ihr etwas ausmachte.
Mit einem tiefen Atemzug drehte sie sich um. Mit ungeschminktem Gesicht und den hinter die Ohren gesteckten Haaren wirkte sie sehr anziehend. Sie schien nervös zu sein. Endlos lange Beine wurden unter dem T-Shirt sichtbar. Verunsichert zog sie am unteren Rand des T-Shirts, um es in die Länge zu ziehen.
“Soll ich das Licht ausknipsen?”, fragte sie.
David nickte. Es würde ihr im Dunkeln leichter fallen. Sie ertastete den Weg zum Bett und spürte plötzlich einen festen Körper unter ihren Händen.
Mit einer Entschuldigung zuckte sie zurück. David rutschte zur Seite. “Es gibt genug Platz”, sagte er ruhig.
Claudia streckte vorsichtig wieder die Hand aus und berührte dieses Mal die Matratze. Sie setzte sich auf den Rand.
In diesem Moment spürte sie etwas an ihren Füßen vorbeikrabbeln. Claudia sprang aufs Bett und landete direkt auf David.
“Uff!” schnaufte er und griff instinktiv nach ihr, um sie zu stützen. “Zum ersten Mal ist ein Mädchen wirklich zu mir ins Bett gesprungen!”
“Ich hatte die Wahl zwischen Ihnen und einer Kakerlake”, stieß Claudia hervor.
“Wie charmant.” David setzte sich auf. Ihn verunsicherte ihre Nähe ebenso sehr, wie sie seine Körperwärme erregte. “Hören Sie auf mit dem Herumwackeln. Ich werde die Kakerlake jagen.” Er schwang sich aus dem Bett. “Legen Sie sich hin.”
Claudia folgte seiner etwas brüsken Anweisung. Sie zog ihr T-Shirt, das hochgerutscht war, wieder hinab und legte sich ganz auf ihre Seite des Betts. Obwohl David gar nicht wie ein Verführer wirkte, zuckte sie zusammen, als er sich wieder ins Bett legte.
“Entspannen Sie sich”, sagte er verärgert. Es war so wenig Platz, dass sie keine Stellung fanden, in der sie sich nicht berühren mussten. “Das ist doch lächerlich”, meinte er schließlich, als er fast aus dem Bett herausfiel. Er drehte sich zu Claudia, sodass ihr Rücken an seinen Körper geschmiegt lag, und legte seinen Arm um sie. “So geht es besser. Ich hänge nun wenigstens nicht halb in der Luft.” Er rutschte noch etwas. “Ist es bequem?”, fragte er.
“Klar.” Claudia nahm zum Sarkasmus Zuflucht. “Ich liege auf einer ein paar Zentimeter großen, flohgeplagten Matratze mit einem Mann zusammen, dem ich heute zum ersten Mal begegnet bin. Was sollte daran unbequem sein?”
“Es könnte schlimmer kommen”, meinte er ungerührt.
“Wie denn?”, erkundigte sich Claudia mürrisch.
“Sie könnten zum Beispiel immer noch auf einem dieser orangen Plastikstühle in Al Mishrah sitzen.”
“Okay”, gab sie widerstrebend zu. An ihrem Rücken spürte sie das Heben und Senken seiner Brust und die Härchen auf seinem Unterarm, der auf ihrem bloßen Arm ruhte. Mit
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