Julia Extra Band 0213
Schoß seiner Mutter herumstrampelte. “Ich möchte ihn auch mal halten.”
Als sie den Kleinen Jarrad übergab und er ihn sichtlich gerührt in den Armen hielt, fand Kendal diesen Anblick so ergreifend, dass sie spontan auf Jarrad zuging. Und in dem Moment spürte sie, wie sehr sie diesen Mann doch noch liebte – ob sie wollte oder nicht.
Sie lehnte den Kopf gegen Jarrads Schulter. Ich liebe euch beide über alles, wollte sie am liebsten sagen. Doch als sie diese Worte damals zu ihm gesprochen hatte, da hatte er damit geantwortet, sich verstärkt Lauren zuzuwenden …
Vielleicht hatte Lauren sich ihm ja so sehr an den Hals geworfen, dass er sich nicht hatte wehren können. Wer weiß? so fragte Kendal sich jetzt düster. Und vielleicht trug sie ja doch selbst die meiste Schuld daran, dass ihre Ehe in die Krise geriet, hatte sie doch tatsächlich enorm viel Zeit und Elan in ihre Arbeit gesteckt. Selbst Chrissie hatte jüngst geäußert, wie negativ ihr auffiel, dass Kendal eigentlich andauernd arbeitete. Doch trotzdem lag nicht sämtliche Schuld nur bei ihr allein, das wusste Kendal auch.
Sie blieb jetzt stumm stehen und legte innig ihre Arme um Jarrad und Matthew. Zufrieden saß der Kleine auf dem Schoß des Großen. Eine Weile hielt sie still und spürte, wie auch Jarrad allmählich innerlich ruhiger wurde.
Schließlich ergriff er als Erster wieder das Wort. “Du empfindest also doch noch etwas für mich und fühlst auch ein wenig mit mir mit, selbst wenn du mich eher ablehnst als liebst, Kendal.” Er sah sie mit leicht spöttisch verzogenen Mundwinkeln an. “Womit habe ich das plötzlich verdient?”
Jetzt hatte er sich offenkundig wieder ganz im Griff. Kendal ließ ihn los. Sie war über sich selbst irritiert, wie schwach sie bei diesem Mann noch immer wurde. Es war für sie eine höchst willkommene Ablenkung, als der Kleine jetzt auf Jarrads Schoß unruhig wurde und die Ärmchen wieder nach seiner Mama ausstreckte. So nahm sie ihn wieder an sich und konnte damit einer Antwort auf Jarrads Frage ausweichen – denn sie hätte nicht gewusst, was sie ihm antworten sollte.
Als Kendal den kleinen Matthew in seinem Kinderzimmer ins Bettchen brachte, hätte man glauben mögen, die ganze schreckliche Entführungsgeschichte sei nur ein böser Traum gewesen.
Der Kleine machte den Eindruck, als habe er in keiner Weise darunter gelitten, für eine Weile woanders gewesen zu sein. Trotzdem blieben Kendal und Jarrad so lange neben seinem Bettchen sitzen, bis er sanft eingeschlummert war, seinen blauen Lieblingsteddy neben sich.
Als später beide im Wohnzimmer saßen, griff Kendal ein heikles Thema noch mal auf. “Du hast mich nie richtig über die Sache mit Ralph aufgeklärt.”
“Nein, weil Ralph das nicht wollte”, erklärte er ihr ganz ruhig. “Doch hätte es einen Unterschied gemacht, wenn ich es getan hätte? Wärst du dann bei mir geblieben?”
Das wohl nicht, dachte Kendal. Aber dann hätte ich dich vielleicht nicht ganz so verabscheut. Sie verneinte durch Kopfschütteln.
Er saß am Tisch ihr gegenüber, die Hände hinter dem Kopf verschränkt. “Genau.” Jetzt löste er die Hände und lehnte sich mit dem Oberkörper zu Kendal vor. “Ich weiß, dass der ausschlaggebende Grund für dein Weggehen Lauren gewesen ist. Das, was du als meine Affäre bezeichnest. Aber egal, was du von mir denkst, Kendal, auch du kannst nicht einfach leugnen, was da zwischen uns war … und noch immer besteht. Unsere letzte Liebesnacht ist der eindeutige Beweis dafür.”
“In der Nacht war ich für nichts verantwortlich!”, stieß sie hitzig aus und zog eine grimmige Miene, denn sie wusste nur zu gut, dass Jarrad, und nur er, sie jederzeit willenlos machen und in wilde Ekstase versetzen konnte.
Und wie verlockend erschien es ihr auch gerade, wenn sie sich selbst gegenüber ehrlich war, nun doch seinem Wunsch und seiner Erwartung zu folgen, wieder die Ehefrau an seiner Seite zu spielen … und die Wonne seiner Liebe zu genießen!
“Verstehe.”
Verstand er wirklich, was los war? Sie hoffte, dass das nicht der Fall war. Denn ahnte er, wie viel sie in Wahrheit noch immer für ihn empfand, wie sehr sie emotional von ihm abhängig war, dann würde er das bestimmt hemmungslos ausnutzen!
“Ich glaube nicht, dass du das wirklich verstehst”, widersprach sie ihm vehement, in einem lauteren Ton, als ihr eigentlich lieb war.
“Und ich glaube nicht, dass wir das heute Abend abschließend klären können”, sagte er
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