Julia Extra Band 0258
schwierig.“
„Du auch nicht.“ Die Erinnerung, wie sicher sie sich früher auf seinem Schoß gefühlt hatte, ließ ihr Tränen in die Augen steigen. „Wie dem auch sei, Papa – ich hab dich lieb.“
„Und ich dich, Marie Anna, das weißt du.“
Mit diesen Worten legte er auf.
Emilia starrte den Hörer in ihrer Hand an. Tanner war auf dem Weg nach Erie. Der Junge, mit dem sie als Kind gespielt hatte, war jetzt ein Mann. Er kam, um seine angebliche Verlobte nach Hause zu bringen und zu heiraten.
Armer Prinz Eduardo Matthew Tanner Ericson.
Dad hatte ihr das eingebrockt, und jetzt konnte sie es auslöffeln.
„Du sollst deinen Vater anrufen“, hatte Shey gesagt. Sie war an allem schuld.
Shey konnte den Prinzen vom Flughafen abholen.
2. KAPITEL
Am nächsten Morgen war Emilia nur noch ein Nervenbündel. Sie hatte ihrer Mutter nicht sagen wollen, dass der Fürst ihr Bankkonto gesperrt hatte, doch sie zögerte nicht, sie um Hilfe zu bitten, was Tanners Reise nach Erie betraf.
„Kannst du Dad nicht umstimmen, Mom?“
„Er lässt sich nicht davon abbringen, Liebling. Aber ich bin sicher, dass du mit Tanner zurechtkommst. Du bist stark.“
„Vater behauptet, dass ich vor meinen Pflichten davonlaufe. Glaubst du das auch?“
„Ich glaube eher, du läufst auf etwas zu – auf eine Zukunft, wie du sie dir vorstellst.“
„Und wenn die nicht in Eliason stattfindet?“
„Dann hoffe ich, dass du deine Heimat trotzdem nicht vergessen wirst. Aber wie du dich auch entscheidest, wir bleiben deine Eltern.“
Wie immer rückte das Gespräch mit ihrer Mutter auch diesmal die Dinge wieder ins rechte Licht. Die Fürstin war nach ihrer Heirat selbst von einem Tag auf den anderen zum Blickpunkt der Öffentlichkeit geworden und wusste, was das bedeutete. Sie verstand, dass ihre Tochter diesen Weg nicht gehen wollte.
Wenn ihr Vater das doch auch nur einsehen würde! Da er sich jedoch weigerte, blieb ihr nichts anderes übrig, als Tanner ihren Standpunkt klarzumachen.
Shey hatte sich bereit erklärt, ihn vom Flughafen abzuholen. Das bedeutete, dass Emilia sich um das Café kümmern musste.
Zum ersten Mal trug sie die Verantwortung, doch das war ihr lieber als Tanner abholen zu müssen. Ihre Nervosität kam auch nicht von der ungewohnten Aufgabe – bisher war der Abend ohne Schwierigkeiten verlaufen. Was ihr Kopfschmerzen bereitete, war die bevorstehende Konfrontation mit dem Prinzen. Sie ahnte, dass er genauso schwierig sein würde wie ihr Vater.
Beide hatten die gleichen Vorstellungen in Bezug auf ihrePflichten, und bei Tanner kam hinzu, dass sie mit einer Zurückweisung seinen männlichen Stolz verletzen würde.
„Fräulein?“ Eine ältere Frau, die letzte Kundin im Café, stand vor ihr. Sie machte ein ängstliches Gesicht.
„Entschuldigung!“, sagte Emilia. „Ich war in Gedanken. Was kann ich für Sie tun?“
„Ich wollte nur fragen, ob mich jemand zu meinem Auto begleiten kann. Dort drüben im Park steht ein Mann und beobachtet schon die ganze Zeit das Café. Er sieht irgendwie …“ Sie verstummte und wurde ein wenig rot. „Vielleicht hört sich das übertrieben an, aber ich finde, er sieht unheimlich aus. Er ist ganz in Schwarz gekleidet und versteckt sich hinter einem Baum.“
„Sagten Sie schwarz?“
Emilia hatte den Verdacht, dass sie wusste, um wen es sich handelte. Vielleicht war es auch eine Eingebung.
Warum sie sofort an ihn dachte, konnte sie sich nicht erklären, denn es gab sicherlich Dutzende von Männern, die gern Schwarz trugen. Sie war keine Hellseherin wie ihre Großtante Margaret, der man gewisse übersinnliche Kräfte nachsagte. Oder hatte sie vielleicht doch etwas von deren Fähigkeiten geerbt?
Was Emilia wusste, war, dass sie sich seit gestern viel zu oft mit dem schwarzhaarigen, schwarz gekleideten Kunden beschäftigte. Letzte Nacht hatte sie sogar von ihm geträumt.
Kein Wunder also, dass sie sofort an ihn dachte, als die Frau einen Mann in Schwarz erwähnte. Mit Hellseherei hatte das nichts zu tun.
Und wenn sie sich alles nur einbildete? Wenn er nicht sie, sondern das Café beobachtete? Eins war sicher: Sie hatte ihn schon einmal gesehen. Aber wo?
Um das herauszufinden, gab es nur eine Möglichkeit. „Wenn Sie einen Moment warten, begleite ich Sie. Ich muss nur vorher die Kasse abschließen.“
Als die Frau sie unsicher ansah, fügte sie hinzu: „Sie brauchen keine Angst zu haben. Ich habe Pfefferspray.“
„Hilft das?“, fragte die Kundin, immer noch
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