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Julia Extra Band 0258

Julia Extra Band 0258

Titel: Julia Extra Band 0258 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Julia James
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Ihr Denken war seltsam verschwommen. In der letzten Nacht hatte sie kaum geschlafen. Und prompt hatte sich der Visagist abfällig über die Ringe unter ihren Augen geäußert. Aber das war ihr egal. Ihr war fast alles egal. Sie verspürte nur noch einen Wunsch.
    Von hier fortzugehen. Nach Hause.
    Aber vorher musste sie noch den heutigen Tag und die Nacht überstehen. Immerhin war Leo Makarios heute nicht im Schloss, sondern hatte sich einer der Gästegruppen angeschlossen. Manche fuhren Ski, andere machten eine Tour mit dem Pferdeschlitten, einige Helikopterflüge über die österreichischen Alpen und wieder andere hatten sich für Shoppingtrips nach Wien und München entschieden.
    Das heutige Shooting kam ihr noch länger vor als das von gestern, doch irgendwann war es endlich vorüber. Vanessa verabschiedete sich sofort – wahrscheinlich hielt Markos sich irgendwoim Schloss auf –, und für Kate galt dasselbe.
    „Heute findet im Ort ein Konzert statt“, erklärte sie den anderen. „Maestro Lukacs hat mir eine Karte geschenkt!“ Es klang, als hätte er ihr den Schlüssel zu einem Königreich überlassen.
    Nachdem sie endlich wieder in ihre normalen Kleider geschlüpft war, ging Anna zu Jenny.
    Vor der Zimmertür der Freundin blieb Anna stehen. Vielleicht konnten sie zusammen Tee trinken.
    „Jen, möchtest du eine Tasse Tee?“, rief sie.
    Doch sie erhielt keine Antwort.
    Vorsichtig öffnete Anna die Tür. Vielleicht war Jenny im Badezimmer.
    Das war sie nicht. Sie saß auf dem Bett. Wie Anna trug sie Hosen, hatte aber dazu einen weiten Pullover mit langen Ärmeln angezogen.
    Und aus einem der Ärmel rutschte gerade ein Rubinarmband.
    Für einen Moment glaubte Anna, ihren Augen nicht zu trauen. Erstarrt, als strömte plötzlich Eiswasser durch ihre Adern, blieb sie regungslos stehen.
    Jenny starrte sie an. Auf ihrem Gesicht spiegelten sich Schock und Furcht. Sie war bleich wie ein Laken.
    Langsam schloss Anna die Tür hinter sich und ging auf Jenny zu. „Oh mein Gott, Jen, was hast du getan?“
    Doch Jenny starrte sie einfach nur weiter an. Vorsichtig setzte sich Anna neben sie auf das Bett.
    Endlich, mit vor Angst geweiteten Augen blickte Jenny sie an. „Weißt du“, sagte sie, und ihre Stimme klang dabei angespannt und seltsam, „dass Khalil mir ein Rubinarmband schenken wollte? Ich habe Nein gesagt. Er wollte mir schon so oft Juwelen schenken, doch ich habe immer abgelehnt.“ Ihr Blick wanderte zu dem Schmuckstück auf ihrem Schoß, das im Licht der Lampe funkelte. „Ist das nicht grotesk?“, fragte sie. Ihr Tonfall war immer noch merkwürdig schrill. „Wenn ich nur eines seiner Geschenke angenommen hätte, nur ein einziges, dann wäre jetzt alles gut. Ich könnte es verkaufen und hätte genug … genug Geld, um zu fliehen.“
    Ganz sachte berührte sie einen der Rubine mit dem Finger.
    Vorsichtig, sehr vorsichtig redete Anna mit der Freundin. „Aber das sind nicht Khalils Juwelen, Jen.“ Sie hielt inne. „Ichwerde das Armband zurückbringen.“
    Sie streckte die Hand nach dem Schmuck aus. Für einen winzigen Augenblick schien Jenny ihr das Armband nicht geben zu wollen. Doch dann öffnete sie langsam die Faust, mit der sie das Stück umklammerte.
    „Du kannst es nicht behalten, Jen. Das weißt du.“
    Wie in Zeitlupe bog Jenny die Finger vollständig auseinander und blickte auf die rot glitzernde Pracht auf ihrer Handfläche.
    Rasch griff Anna danach. Ihr Herz schlug schnell, das Eiswasser floss immer noch durch ihre Adern. Ihre Gedanken rasten. Aber sie durfte nicht in Panik geraten.
    Was um alles in der Welt soll ich nur tun?
    Sofort formte sich in ihrem Gehirn eine weit unangenehmere Frage.
    Wie viel Zeit bleibt mir, bis der Verlust entdeckt wird?
    Mit scharfen Klauen bohrte sich die Angst in ihren Magen. Die Sicherheitsvorkehrungen für die Levantsky-Juwelen waren extrem hoch. Jedes Mal, wenn sie hervorgeholt oder weggeschlossen wurden – ob nun für ein Shooting oder für die Präsentation von gestern Abend –, waren mehrere Sicherheitskräfte anwesend. Ein Computersystem, das Leo Makarios’ Assistent Justin persönlich bediente, hatte gestern Abend genau vermerkt, wo jede einzelne Kostbarkeit sich gerade befand.
    Wie zum Teufel hatte Jenny mit dem Armband überhaupt den Raum verlassen können?
    Ihr blieb keine Zeit, um darüber nachzudenken; sie konnte nur hoffen und beten, dass es ihr gelang, das Armband irgendwie zurückzubringen.
    Zurück wohin eigentlich?
    Sie konnte wohl kaum zu

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