Julia Extra Band 0258
es wäre, Emilia zu einer richtigen Verabredung einladen zu können. Aber er wusste, dass er das nie tun würde. Denn obwohl sie wie ein Profizielte, wie ein Engel lächelte und ein Lachen hatte, bei dem ihm vor Verlangen fast schwindlig wurde, obwohl sie ihn faszinierte wie noch keine Frau zuvor, war sie eben nicht diejenige, die zu sein sie vorgab.
Ihr Name war nicht Emilia Dillon, sondern Marie Anna Emilia Mickovich Dillonetti. Sie war eine Prinzessin und er ein Mann aus dem Volk, der seinen Lebensunterhalt verdiente und seine Unabhängigkeit schätzte. Und trotz aller gegenteiligen Behauptungen war er sicher, dass sie eines Tages nach Eliason zurückgehen und ihren rechtmäßigen Platz wieder einnehmen würde.
Sie kamen aus zwei verschiedenen Welten, und was das bedeutete, hatte er am Beispiel seiner Mutter und seiner Schwester gesehen.
Über den Alltag einer Prinzessin wusste er wenig, dafür umsomehr von seinem eigenen. Das Detektivbüro gehörte ihm, er war sein eigener Herr – niemand machte ihm Vorschriften. Dafür war er auch für alles verantwortlich, führte die Bücher, erledigte den Kleinkram. An Arbeit mangelte es ihm nicht – Emilia Dillon war ja nicht sein einziger Fall. Dazu kam, dass er, um Shelly zu helfen, auf freiwilliger Basis Nachforschungen über ihren künftigen Ex anstellte. Zum Ausgehen blieb da keine Zeit.
Doch selbst wenn es nicht so wäre, wenn er Zeit hätte – die Kluft zwischen ihm und der Prinzessin war und blieb unüberbrückbar.
Der heutige Ausflug, so sagte er sich, war eine Ausnahme. Heute gab es nur Emilia und Jace, die sich mit den Zwillingen einen schönen Tag machten.
„Komm schon, Onkel Jace“, rief Bobby. Amanda und Emilia unterstützten ihn lautstark.
„Ich komme“, erwiderte Jace.
Aber nur heute, warnte er sich im Stillen. Gleichzeitig flüsterte ihm seine innere Stimme zu, dass es nicht so leicht sein würde, seinen guten Vorsätzen auch treu zu bleiben.
Emilia konnte sich nicht daran erinnern, wann sie das letzte Mal so viel Spaß gehabt hatte.
Der Tag verging viel zu schnell, und sie verabschiedete sich nur widerwillig von den Zwillingen, als sie vor Jaces kleinem Backsteinhaus hielten. Gern wäre sie mit ausgestiegen, um sich ein wenig umzusehen.
Shelly kam an die Tür, um Amanda und Bobby in Empfang zu nehmen. Lächelnd lauschte sie dem Geplapper der Kinder, während Emilia sie heimlich beobachtete. Die junge Frau gab sich große Mühe, unbekümmert zu wirken, doch es gelang ihr nicht so recht. Emilia fragte sich, wie der Tag für sie verlaufen sein mochte.
Auch Jace ließ sich nicht täuschen. „War es sehr anstrengend?“, fragte er mitfühlend. Shelly zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder den Zwillingen zu.
Er legte ihr die Hand auf den Arm – eine kleine Geste, die Emilia nicht entging. Sie dachte daran, dass sie ihren eigenen Bruder seit zwei Jahren nicht mehr gesehen hatte. Auch wenn sie ab und zu miteinander telefonierten, es war nicht dasselbe. Mom hatte erwähnt, dass er während seines Staatsbesuchs inAmerika bei ihr vorbeischauen wollte. Hoffentlich nicht nur, um sie zum Heimkommen zu überreden.
Heimweh, vermischt mit schlechtem Gewissen, überkam sie. Sie hatte es geschafft, ihren Verpflichtungen zu entgehen – Michael konnte das nicht. Er war der einzige Sohn, und seine Zukunft stand fest: Er würde ihrem Vater auf den Thron folgen und sich damit abfinden müssen, sein ganzes Leben lang im Blickpunkt der Öffentlichkeit zu stehen.
Dank ihrer Eltern, die ihr geholfen hatten, sich in Erie so etwas wie eine normale Existenz aufzubauen, war sie diesem Alptraum entkommen – und sie brachte es einfach nicht über sich, zu ihrem alten Leben zurückzukehren.
Als das Auto hielt und Jace den Motor abstellte, erwachte sie aus ihren Überlegungen. Sie standen vor ihrer Wohnung, der schöne Tag war zu Ende.
Mehr als schön, dachte sie, märchenhaft. Im Stillen lachte sie über das Wort – sie neigte doch sonst nicht zu Übertreibungen.
„Und?“, fragte Jace sanft. „Darf ich Sie heute Abend hinaufbegleiten?“
Ihre erste Reaktion war, Ja zu sagen.
Dann erinnerte sie sich daran, dass er für ihren Vater arbeitete und somit dem feindlichen Lager angehörte.
„Warum wollen Sie unbedingt meine Wohnung sehen?“, fragte sie.
„Weil das Zuhause viel über einen Menschen aussagt“, erwiderte er. „Ich möchte einfach mehr über Sie wissen.“
„Und wenn ich der Meinung bin, dass Sie bereits mehr als genug
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