Julia Extra Band 0258
Mickymäusen?“
Sie lachte. „Nein, das ist mein Gästezimmer.“
„Sollte ich jemals bei Ihnen übernachten, schlafe ich lieber woanders.“
Emilias Wangen wurden heiß. In ihrer Wohnung gab es nur zwei Betten, hier und in ihrem Schlafzimmer. Sollte Jace jemals bei ihr übernachten, dann …
„Das wird nicht vorkommen“, versicherte sie hastig. „Die Bemerkung ist demnach rein rhetorisch.“
„Dann bleibt jetzt nur noch Ihr Schlafzimmer.“
Sie öffnete die gegenüberliegende Tür, und er sah einen Raum, der sachlich, aber dennoch behaglich ausgestattet war: Eichenmöbel, hellgraue Wände, eine dunkelgraue Tagesdecke. Ein Stapel Bücher neben dem Bett.
„Nicht eine einzige Mickymaus.“
Auf der Frisierkommode standen mehrere gerahmte Fotos.
Jace machte einen Schritt, als wolle er sie sich anschauen, doch Emilia zog die Tür zu.
„Jetzt haben Sie alles gesehen. Niemand ist hier, der mich bedroht. Die Alarmanlage funktioniert – Sie können also gehen.“
„Noch nicht. Erst müssen Sie mir sagen, inwiefern ich anders bin als Sie dachten.“
„Eins steht fest: So aufdringlich habe ich mir einen Privatdetektiv nicht vorgestellt.“
„Heißt das, dass ich aufdringlicher als Mr. Hoffmann bin?“
„Viel aufdringlicher.“
„Und mehr haben Sie nicht über mich zu sagen? Nur, dass ich aufdringlich bin? Da war ich großzügiger, was Sie betrifft.“
„Sie haben meine Personalakte, da steht alles drin.“ Sie schwieg, dann fuhr sie fort: „Ich gebe zu, dass Sie mit Kindern umgehen können. Ich hätte nie geglaubt, dass Sie so geduldig sind.“
„Amanda und Bobby haben es im Moment nicht leicht. Ich versuche nur, ihnen ein bisschen zu helfen. Ihnen und Shelly.Die Scheidung ist das einzig Richtige, aber trotzdem ist es schwer für sie.“
„Möchten Sie darüber sprechen?“
„Da gibt es nicht viel zu sagen. Sie hat den falschen Mann geheiratet und wegen der Kinder versucht, das Beste daraus zu machen, bis ihr seine Seitensprünge zu viel wurden und sie sich von ihm getrennt hat.“
„Und jetzt wohnt sie bei Ihnen?“
„Nur, bis die Unterhaltsfrage geregelt ist und Shelly weiß, wie sie zurechtkommt „
„Ich hoffe, dass es gut für sie ausgeht.“
„Der Anwalt ist optimistisch. Und Shelly will Hal auch nicht ausnehmen, aber er muss sie finanziell unterstützen – das ist nur gerecht.“
„Selbst wenn er es nicht tut – ich weiß, dass Sie Ihre Schwester nie im Stich lassen werden. So gut kenne ich Sie inzwischen auch ohne Personalakte.“
„Wenn Sie wollen, erzähle ich Ihnen gern noch mehr über mich“, sagte er und machte einen Schritt auf sie zu.
Er war ihr zu nah und gleichzeitig nicht nah genug.
Die Versuchung, sich in seine Arme zu werfen, war groß. Sie mochte ihn, mehr als jeden Mann, dem sie bisher begegnet war. Und Jace wusste um ihre Herkunft, im Gegensatz zu den anderen Männern, die sie als Emilia Dillon bisher kennen gelernt hatte. Sie würde ihm also nichts vormachen müssen.
Aber sie hielt sich zurück. Was würde dabei herauskommen? Sie und er – das würde nie gut gehen.
„Ich glaube, es wird Zeit für Sie zu gehen.“
„Aber …“
„Gute Nacht, Jace.“
Er trat zurück. „Gute Nacht, Emilia.“
„Und wecken Sie mich morgen früh nicht wieder auf. Ich muss um sieben im Café sein, bis dahin rühre ich mich nicht aus der Wohnung, das verspreche ich.“
„Ich hole Sie ab.“
„Es ist nicht weit, ich kann zu Fuß gehen.“
„Da ich den gleichen Weg habe, kann ich Sie genauso gut mitnehmen.“
„Also gut. Dann bis morgen. Halb sieben.“
„Halb sieben. Schlafen Sie gut, Prinzessin.“
Er sagte es sanft, wie eine Liebkosung. Und diesmal hatte sie nichts dagegen, dass er sie Prinzessin nannte.
„Sie auch, Jace. Gute Nacht.“
Als er die Wohnung verließ, hätte sie ihn am liebsten zurückgerufen und gebeten, noch ein Weilchen zu bleiben.
Aber sie tat es nicht, sondern schaltete die Alarmanlage ein und ging ins Wohnzimmer zurück.
Sie war allein und in Sicherheit.
Emilia trat auf den Balkon und starrte in die Nacht. So einsam hatte sie sich seit Jahren nicht mehr gefühlt.
5. KAPITEL
Am nächsten Morgen hielt Jace pünktlich um halb sieben vor Emilias Wohnung. Es war ein Wunder, dass er überhaupt aus dem Bett gekommen war. Er hatte die ganze Nacht kaum ein Auge zugetan.
Von ihr war er direkt ins Büro gefahren, um noch etwas aufzuarbeiten, allerdings ohne großen Erfolg. Seine Gedanken waren bei der Prinzessin. Als er
Weitere Kostenlose Bücher