Julia Extra Band 0258
nicht Hals über Kopf in eine Ehe mit der gerade angeheuerten Aushilfskraft stürzen wirst.“
Hugh schüttelte ungeduldig den Kopf. „Wenn es ein Trost für dich ist – mein Vater hat noch keine Frau gemocht, die ich ihm vorgestellt habe. Priscilla hat er gehasst wie die Pest.“
Jo machte Hughs Vater in Gedanken ein Kompliment für seinen guten Geschmack. „Und wo wir gerade von Priscilla reden – was ist mit ihr? Hat sie auch blaues Blut?“
„Ihr Vater ist ein niederer Baron.“
Verdammt! Das hatte Jo nicht erwartet. Insgeheim hatte sie gehofft, dass die Blondine das war, was man gemeinhin „neureich“ nannte. Nun fühlte sie sich noch fremder, und Schmerz und Zorn strebten gleichermaßen an die Oberfläche, sodass in ihren Augen Tränen brannten. „Ich kann nicht glauben, dass ich es zugelassen habe, in diese Geschichte hineingezogen zu werden.“
„Jo, bitte reg dich nicht auf.“
„Warum nicht? Ich habe jedes Recht dazu. Vielleicht stört es dich ja nicht, dass deine Exfreundin durch ganz London rennt und überall herumerzählt, dass du mit dem Kindermädchen schläfst – oder noch schlimmer, dass du dich mit einem geldgierigen Niemand aus Australien verlobt hast.“
„Ich bezweifle, dass Priscilla die Energie aufbringt, Ärger zu verursachen.“
Jo teilte seine Meinung nicht. Nach vier Jahren Arbeit in einem Büro mitten in Brisbane hatte sie genug gescheiterte Beziehungen miterlebt und wusste, dass eine betrogene Frau so ziemlich zu allem fähig war.
Was für ein Mist. Wenn sie nicht aufpasste, dann würde sie gleich anfangen zu heulen. Aber ihr Stolz verbot ihr, vor Hugh zusammenzubrechen, deshalb kniff sie die Augen zu und holte so tief Luft, dass sie glaubte, ihre Lungen würden gleich platzen.
„Jo, es tut mir wirklich Leid, dass ich dir diesen Kummer bereitet habe.“ Hughs Stimme klang besorgt. Er berührte ihre Wange.
Sofort riss sie die Augen auf.
Sein Gesicht war dem ihren ganz nah. „Ich kann es nicht ertragen, wenn du verzweifelt bist“, sagte er sanft. „Das passt nicht zu dir. Ich möchte, dass du hier glücklich bist.“
Sie blinzelte und zwang sich zu einem schwachen Lächeln. Hughs Sorge brach ihr das Herz. „Mach dir um mich keine Gedanken“, sagte sie tapfer. „Mir geht es gut.“
„Nein, das tut es nicht.“
„Dann wird es mir gut gehen, schon sehr bald.“
Hugh beugte sich ein Stück vor und drückte einen warmen Kuss auf ihre Stirn. Es war ein ganz brüderlicher Kuss und dennoch sehr nett. Jo holte tief Luft. Und dann lag plötzlich HughsHand auf ihrer Taille, und er hauchte einen weiteren Kuss auf ihre Wange.
Ein zweiter Kuss war nicht brüderlich. Sehnsucht erfasste sie – sie wollte, dass er sie erneut küsste.
Aber sie wusste auch, dass sie es nicht geschehen lassen durfte. Nicht schon wieder. Sie durfte nicht nachgeben. Hugh musste doch wissen, wie empfänglich sie für seine …
Oh, Gott. Sie hatte zu lange gezögert.
Sein Mund lag auf ihrem, und sie konnte ihn nicht bitten aufzuhören – ganz besonders dann nicht, wenn seine Hände zu ihren Hüften glitten und er sie mit einem Laut küsste, der halb Seufzer, halb Stöhnen war.
Er schob eine Hand unter ihren Pullover, um ihre nackte Haut zu streicheln, und genau wie am Abend zuvor wurde sie von einem berauschenden Verlangen erfasst. Er küsste sie, als hinge sein Leben davon ab.
„Schaut, was ich gefunden habe.“
Atemlos und erschrocken fuhren sie auseinander. Jos Puls überschlug sich fast.
Ivy kam in den Raum und trug eine flauschige Katze im Arm. „Ich habe einen Schmusekater gefunden“, verkündete sie mit strahlendem Lächeln.
Hugh fasste sich als Erster wieder. „Ja, das sehe ich.“ Er klang ein wenig gepresst und warf einen schnellen Blick zu Jo hinüber, ehe er sich erneut seiner Tochter zuwandte. „Du hast also Marmaduke gefunden?“
„Ja, ich hab mich ein bisschen umgesehen, und da saß er unter der Treppe.“
„Er gehört Humphries, also sei sehr vorsichtig mit ihm.“
„Und wisst ihr, was ich noch gefunden habe?“
Hugh schaute erneut zu Jo hinüber und schenkte ihr ein kurzes, besorgtes Lächeln. „Was hast du sonst noch gefunden?“
„Deinen Weihnachtsbaum, Daddy. Komm mit, Jo, er ist wunderschön.“
„Warte eine Minute“, fuhr ihr Vater dazwischen. „Da kommt Regina mit Jos Frühstück.“
Während er der Haushälterin mit dem schweren Tablett half, versuchte Jo tief durchzuatmen. Der Schock von Hughs Kuss schien immer noch nachzuwirken.
Gott sei
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