Julia Extra Band 0258
Dank hatte der Anblick Ivy nicht verstört!
Als Hugh sich zu ihr an den Tisch setzte, schaute er ihr eine Spur zu lange in die Augen. Warum? Flirtete er mit ihr? Sie könnte es nicht ertragen, wenn er Spielchen mit ihr trieb.
„Entschuldigt mich bitte“, sagte sie rasch und stand auf. „Ich muss zu Hause anrufen. Meine Mutter wird sich schon Sorgen machen.“
„Natürlich.“
„Ich bin in einer Minute zurück.“
Als sie die Nummer wählte, fühlte sie sich ausgelaugt und den Tränen nahe. Dennoch gelang es ihr, ihre Mutter davon zu überzeugen, dass alles wunderbar und sie sehr glücklich war. Aber die Lüge kam ihr nicht leicht über die Lippen, und so war es eine Erleichterung, als sie auflegen konnte.
Kaum geschehen, klingelte das Telefon schon wieder.
Jo zuckte zusammen. Sollte sie rangehen? Was, wenn es Priscilla war oder Hughs Vater?
Sie trat einen Schritt zurück und lugte durch den Türspalt ins Frühstückszimmer. Hugh zeigte Ivy gerade, wie man den Toast schnitt. Dem Telefon schenkte er keinerlei Beachtung.
Jos Hand zitterte ein bisschen, als sie nach dem Hörer griff. „Bei Hugh Stratland“, sagte sie. Ihre Stimme klang dünn und brüchig.
„Oh“, entgegnete eine männliche Stimme. „Sie müssen Jo sein.“
„Ja, das ist richtig.“ Sie fragte sich nervös, woher dieser Mann von ihr wusste. Sie dachte an Priscilla, und dabei zog sich ihr der Magen zusammen.
„Ich bin Rupert Eliot“, erklärte der Mann. „Ich bin ein Freund von Hugh.“
Er hatte eine sehr angenehme Stimme, kultiviert und tief wie die von Hugh, und genauso warm und freundlich.
„Möchten Sie mit Hugh sprechen?“
„Nein, das ist nicht nötig. Hugh kommt zu unserer Silvesterparty, und Anne und ich hatten gehofft, dass Sie auch mitkommen.“
Er musste einem Irrtum aufgesessen sein. Vermutlich wusste er nicht, dass sie das Aushilfskindermädchen war. „Ich … ich werde Hugh gleich Bescheid sagen.“
„Wir freuen uns darauf, Sie kennen zu lernen, Jo“, fügte Rupert hinzu. „Hugh hat mich von Australien aus angerufen undmir erzählt, wie sehr sie ihm mit Ivy helfen. Sehen Sie zu, dass er die Kleine mitbringt. Es werden noch andere Kinder da sein, mit denen sie spielen kann. Je eher Ivy sie kennen lernt, desto besser.“
„Das klingt wunderbar“, sagte Jo, die sich vollkommen überrumpelt fühlte. „Haben Sie vielen Dank.“
„Dann bis Freitag.“
Zurück im Frühstückszimmer schenkte Hugh ihr eine Tasse Tee ein und versorgte sie mit Toast, während Jo ihm von dem Telefonat erzählte. Er war kein bisschen überrascht.
„Rupert ist mein ältester und bester Freund“, erklärte er. „Seine sechs Monate alte Tochter Phoebe ist mein Patenkind.“
Sie musste ein besorgtes Gesicht gemacht haben, denn er versicherte schnell: „Du wirst Rupert bestimmt mögen.“
„Er klang sehr nett am Telefon.“
„Anne, seine Frau, ist wirklich wundervoll. Sie liebt Gartenarbeit und ist ganz verrückt nach Phoebe.“ Fast neidisch fügte er hinzu: „Rupert und Anne haben sich verliebt, als sie beide achtzehn waren, und sie sind immer noch überglücklich.“
Jo fand, dass das sehr sympathisch klang. Aber was in aller Welt sollte sie auf dieser Party tragen?
Doch Hugh schien ihr bereits einen Schritt voraus zu sein. Er hatte schon Pläne für eine große Einkaufstour mit ihr und Ivy gemacht.
Später entschied Jo, dass sie unter eine Art Bann gefallen sein musste, denn für den Rest des Tages ließ sie es zu, dass Hugh sie und Ivy in unzählige exklusive Boutiquen in Chelsea und Knightsbridge führte.
Die Preise der Kleider dort waren hoch genug, um Jo einen richtigen Schock zu versetzen, aber Hugh übernahm sämtliche Rechnungen und ignorierte ihre lautstarken Proteste.
Als sie endlich wieder nach Hause kamen, brachten sie und Ivy eine erstaunliche Anzahl an Einkäufen mit, darunter wunderschöne Wintermäntel für sie beide und ein umwerfendes, absolut atemberaubendes rotes Abendkleid für Jo aus einem Laden auf der Sloane Street.
„Du brauchst etwas Glamouröses, was du auf der Party der Eliots tragen kannst“, hatte Hugh insistiert.
Und da sie nichts annähernd Passendes mitgenommen hatte,musste sie ihm Recht geben.
Hugh nahm die Sache sofort in Angriff. Zu der Verkäuferin gewandt, deutete er auf das Kleid. „Ich möchte, dass Miss Berry dieses Kleid anprobiert. Zeigen Sie ihr bitte die Umkleidekabine. Wenn es ihr passt und sie es mag, dann kaufen wir es.“
„Möchten Sie die junge Dame in dem
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