Julia Extra Band 0258
Hospital.“
Hughs Stimme ertönte hinter ihr.
Jo zuckte zusammen und drehte sich dann rasch zu ihm um.
„Ich habe dich gar nicht reinkommen hören. Das war ein kurzes Gespräch.“
„Charles der Zweite hat das Krankenhaus für Kriegsheimkehrer bauen lassen“, fuhr Hugh fort. „Es wurde von Christopher Wren entworfen.“
Warum redete er plötzlich über Krankenhäuser und Geschichte? „Was ist los, Hugh?“ Er sah blass aus. „Hast du deinem Vater erklärt, dass die Sache mit der Verlobung ein dummes Missverständnis ist?“
Er wirkte verlegen. Zu ihrer Erleichterung nickte er jedoch. „Gott sei Dank.“
„Ich konnte ihm allerdings nicht ausreden, nach London zu kommen. Er und meine Mutter werden bald aus Devon anreisen.“
„Nun … ich schätze, sie wollen Ivy kennen lernen.“
Hugh seufzte. „Ja.“ Er wandte sich zum Tisch, wo sein Teller mit Eiern und Schinken stand – mittlerweile kalt und nach wievor unberührt. „Irgendwie habe ich den Appetit verloren. Was hältst du davon, wenn ich Regina bitte, etwas Schnelles und Einfaches zuzubereiten? Ein wenig frischen Tee und gebutterten Toast? Würde dir das reichen?“
„Ja, natürlich, danke.“
Er verschwand aus der Tür, war aber innerhalb von wenigen Minuten wieder zurück. „Frühstück ist auf dem Weg.“
„Hugh, ehe Regina und Ivy hierher kommen, möchte ich ein paar Dinge klarstellen.“
Er straffte die Schultern, schob das Kinn vor und lächelte sie zaghaft an.
Doch Jo war nicht in der Stimmung für dieses Lächeln, auch wenn es wie üblich seltsame Dinge mit ihr anstellte. „Ich denke, es ist nur fair, wenn ich ganz genau weiß, mit wem ich es zu tun habe, während ich hier arbeite“, sagte sie.
„Du bist nicht zum Arbeiten hier, Jo. Du bist mein Gast.“
„Wenn ich nicht arbeiten soll, warum hast du mir dann eine ganze Menge Geld angeboten?“
Darauf schien Hugh keine Antwort zu haben.
„Also“, fuhr sie fort, „ich möchte, dass du mir ein paar Fragen beantwortest.“
„Was willst du wissen?“
„In welche Schule bist du gegangen?“
Er wirkte erstaunt. „Warum interessiert dich das?“
„ Bitte … ich würde es einfach gerne wissen.“
„Okay, ich bin nach Eton gegangen.“
„Natürlich.“ Das hatte sie befürchtet. „Und dieser Siegelring an deinem kleinen Finger. Er trägt ein Wappen, das sich auch auf deinem Porzellan befindet.“
„Du hast eine gute Beobachtungsgabe.“
„Ist es ein Familienwappen?“
Er warf einen flüchtigen Blick auf den Ring an seiner Hand.
„Ja.“
Jo griff nach einer Damastserviette. „Und was ist mit dieser Initiale? Dem R? Hat es eine Bedeutung?“
Mit einem leichten Achselzucken antwortete er: „Das R steht für Rychester. Mein Vater, Felix Stratland, ist der Earl of Rychester.“
Oh, mein Gott.
Jo brannten die Wangen, als sie daran dachte, wie gut Hughsich in Bindi Creek eingefügt hatte, als er ein kaltes Weihnachtsdinner auf der Veranda ihrer Familie aß und den anzüglichen Witzen ihres Vater zuhörte oder den Lagerfeuergeschichten ihrer Brüder.
Sie schluckte. „Heißt das – ich meine –, du bist nicht mit der Königin verwandt, oder?“
„Großer Gott, nein.“
„Und wie ist dein vollständiger Name? Hat der Sohn eines Earls einen Titel?“
„In formellen Kreisen setzt man einen Lord vor meinen Namen, aber darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen.“
Lieber Himmel. Was hatte Lord Hugh Stratland in Wirklichkeit über ihre Familie gedacht?
Sie erinnerte sich an den sehnsüchtigen, träumerischen Blick ihrer Mutter, als diese sie dazu gedrängt hatte, mit Hugh nach London zu gehen. Arme Mum. Wenn sie auf einen romantischen Ausgang dieses Abenteuers gehofft hatte, dann konnte sie sich auf eine herbe Enttäuschung gefasst machen.
Was für ein schlechter Scherz. Was für ein Desaster! Wie hatte Jo Berry aus Bindi Creek auch nur einen Moment träumen können, eine Liebesbeziehung mit dem Erben eines britischen Herzogtums zu beginnen?
Weit gefehlt! Ihr unreifer Traum wirkte jetzt noch alberner. Sie war eine solche Närrin. „Ich wünschte, du hättest es mir gesagt, Hugh.“
„Aber ich habe kein Geheimnis daraus gemacht. Ich sah nur keine Notwendigkeit, ein großes Trara um meine Familie zu veranstalten. Es ist bloß ein Titel.“
Sie holte tief Luft und kreuzte die Arme über der Brust. „Was ist mit deinen Eltern? Ich bin sicher, sie sehen das nicht ganz so locker wie du. Dein Vater war vermutlich sehr erleichtert, dass du dich
Weitere Kostenlose Bücher