Julia Extra Band 0258
zwei Schritte in den Raum hinein. „Ich habe eine Nachricht von der Anwältin, die ich auf Ihr Geheiß hin kontaktiert habe.“
„Und, Humphries, was hat sie gesagt?“
„Sie glaubt nicht, dass Ihr Vorhaben erfolgreich sein würde, Sir – und sie betonte, dass es äußerst schmutzig werden würde, wenn man vor Gericht ginge.“
„Ich verstehe.“ Hughs grüne Augen wirkten nachdenklich, während er mit den Händen in den Hüften dastand. „Ich kann nicht behaupten, dass ich überrascht wäre.“
„Warum nicht?“, fragte Jo verwundert. „In dieser Kolumne steckt nicht ein Körnchen Wahrheit. Sicher kannst du die Zeitung verklagen, oder? Die ganze Geschichte ist ein Haufen Mist.“
„Ja, es ist ein Haufen Mist, allerdings gegründet auf ein paar Fakten.“
„Fakten?“, rief sie. „Da gibt es keine Fakten.“
„Vielen Dank, Humphries“, sagte Hugh, woraufhin der Mann mit höflicher Eleganz nickte und den Raum verließ.
Hugh wandte sich wieder zu Jo. „Ich fürchte, wir müssen das einfach aussitzen. Es hat keinen Sinn, sich in einen langen Kampf vor Gericht verstricken zu lassen und dabei die Medien noch mehr aufzuwiegeln.“
Jo runzelte die Stirn. „Was hast du vorhin gemeint – was die Fakten angeht? Welche Fakten?“
Er stieß langsam den Atem aus, lehnte sich mit der Hüfte gegen den Tisch und kreuzte die Arme über der Brust. „Nun, da ist zum Beispiel Linleys Selbstmord …“
„Okay“, meinte sie langsam. „Das mag stimmen, aber ich habe Ivy gestern nicht verloren. Und zu behaupten, dass Ivy entstellt wäre! Das ist furchtbar! Sie ist ein wunderschönes kleines Mädchen!“
„Ich stimme dir vollkommen zu.“ Hugh fuhr sich mit der Hand über die Wange und seufzte schwer. „Aber kannst du dir vorstellen, wie es ist, wenn man vor Gericht darüber streitet, ob Ivy verloren gegangen ist oder sich versteckt hat – oder, obsie schön ist oder entstellt?“
„Nein“, gab Jo zu und zitterte innerlich. Hugh hatte Recht. Es wäre furchtbar. „Ich schätze, ich muss mit all diesem Unsinn über Bindi Creek leben und mit der Behauptung, dass ich nur weiß, wie man sich um Vieh kümmert. Aber es ist … ist …“
Sie schloss den Mund, um sich vom Fluchen abzuhalten. Wenn sie nicht aufpasste, würde sie gleich wieder in Tränen ausbrechen.
„Ich bezweifle, dass irgendjemand diesen Blödsinn über dich glaubt, Jo.“
„Aber wir haben immer noch das Problem mit der Verlobung“, versetzte sie. „Ich nehme an, du hast Priscilla gestern Abend aufgeklärt. Aber was ist mit allen anderen? Was wirst du denen erzählen?“
„Was unsere Heiratspläne anbelangt?“
Die Frage schien wie eine schwere Last zwischen ihnen zu stehen. Hugh lehnte weiterhin am Tisch und bewegte sich nicht.
Aber ein kleines Lächeln funkelte in seinen Augen.
Plötzlich spürte Jo, wie ihr ein Schauer über den Rücken lief.
„Ich weiß nicht“, meinte er schließlich. „Vielleicht sollten wir die Heiratspläne nicht auf Teufel komm raus dementieren. Schließlich ist Silvester.“
Jo schluckte schwer. „Was hat Silvester damit zu tun?“
Seine Augen schimmerten voller Intensität, und aus irgendeinem Grund konnte Jo nicht atmen.
Das war lächerlich. Jeder würde denken, dass zwischen ihr und Hugh etwas lief, dass sie tatsächlich an eine Heirat dachten.
Und um alles nur noch schlimmer zu machen, wurde ihr gleichzeitig heiß und kalt, während sie sich vorstellte, wie er sie geküsst und wie sie diese Küsse erwidert hatte.
Er lächelte verführerisch. „Heute ist ein ganz besonderer Tag. Wir kennen uns bereits seit einer ganzen Woche, Jo.“
Eine Woche. War es tatsächlich erst so kurze Zeit? Sie hatte das Gefühl, Hugh schon ihr ganzes Leben zu kennen.
Er lächelte immer noch. „Wir würden also nichts überstürzen, wenn wir unsere Verlobung offiziell bekannt geben würden, oder?“
Natürlich neckte er sie nur. Es musste so sein. Der Mistkerl. Sie war nicht in der Stimmung für Spielchen.
Selbst wenn der zukünftige Earl of Rychester der bestaussehende Mann in ganz London war und seine Vorfahren bereits seit Jahrhunderten mit ihren Dienstmädchen ins Bett gingen, sollte es Lord Hugh Stratland besser wissen, als sich mit dem Kindermädchen seiner Tochter zu verzetteln.
Ihre Gefühle waren an diesem Morgen so verletzlich, dass sie spürte, wie der Ärger turmhoch in ihr aufstieg – wie in einem Vulkan. Es geschah Hugh ganz Recht, wenn sie seinen Bluff auf die Spitze trieb.
Jetzt, wo sie
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