Julia Extra Band 0258
darüber nachdachte – warum eigentlich nicht? Sollte er doch selbst eine Kostprobe seines fragwürdigen Humors bekommen!
Mit einer Souveränität, die in starkem Kontrast zu ihrem inneren Aufruhr stand, straffte sie die Schultern und blickte ihm geradewegs in die lächelnden Augen.
„Was für eine großartige Idee, Hugh. Wir können die Verlobung heute Abend bei der Party deines Freundes Rupert offiziell verkünden. Aber warum sollen wir eigentlich dort Halt machen? Ich benachrichtige die Landfrauenvereinigung in Bindi Creek, damit sie das Catering für unseren Hochzeitsempfang ausrichtet. Das ist für dich doch sicher in Ordnung, oder?“
Sie gestand sich ein kleines, selbstzufriedenes Lächeln zu, während sie auf seine Reaktion wartete.
Doch die fiel gänzlich anders aus als erwartet.
Hugh lachte nicht. Er schmunzelte nicht einmal.
Urplötzlich wirkte er vollkommen ernst. Röte hatte sich auf seine Wangen gelegt, und er starrte sie unverwandt an.
Unglaublich lange Sekunden vergingen, in denen sie einander in die Augen sahen. Jos Herz pochte wie wild.
Was war los mit Hugh? Er musste doch wissen, dass sie es nicht ernst meinte. Sie flog Ende der nächsten Woche zurück nach Hause!
Plötzlich konnte sie die Spannung nicht mehr ertragen, senkte den Blick und starrte auf ihre Hände. Um Himmels willen, einer von ihnen musste das Schweigen brechen. Sie holte tief Luft. „Und wenn heute Abend die Bombe platzen soll, dann hast du nur noch den Rest des Tages, um mir auf spektakuläre Weise einen Antrag zu machen.“ Damit schaute sie vorsichtig in seine Richtung.
Und endlich reagierte er.
Für einen kurzen Moment runzelte er die Stirn. Dann hob er eine Augenbraue, während er den Ärmel seines schwarzen Kaschmirpullovers hochschob und auf die Uhr blickte.
„Wir haben also noch bis Mitternacht?“ Ohne Vorwarnung schenkte er ihr ein schurkisches Lächeln. „Also noch vierzehneinhalb Stunden. Genug Zeit, um mir die passenden Worte zu überlegen.“
Jo schluckte. War sie diejenige, die überreagierte, oder lief hier gerade alles aus dem Ruder? Doch noch während sie über eine Antwort nachdachte, klingelte es an der Haustür.
Hughs gute Laune verschwand. „Humphries kümmert sich darum“, meinte er nüchtern. „Wenn einer von uns beiden die Tür öffnet, könnten wir morgen früh unser Foto in der Zeitung wiederfinden.“
In der Eingangshalle hörte man eine Tür zuschlagen und dann die Stimme eines Mannes. „Diese verdammte Presse! Sie sollte gehängt und gevierteilt werden!“
„Aber nicht von dir, Felix“, entgegnete eine Frauenstimme. „Es war völlig unnötig, dass du diesen jungen Mann mit deinem Regenschirm bedroht hast.“
„Ah“, stöhnte Hugh mit einem Blick, der sowohl Schmerz als auch ergebene Pflicht ausdrückte, so als hätte er eine widerliche Medizin geschluckt, von der aber behauptet wurde, sie sei gut für ihn. „Jetzt wirst du das Vergnügen haben, meine Eltern kennen zu lernen.“
„Schon? Ich dachte, sie kommen aus Devon?“
Hugh brachte ein gezwungenes Lächeln zu Stande. „Mit dem Hubschrauber.“
Oh, großer Gott. Jo presste die Handflächen auf die Schenkel und stand stocksteif da. Sie fühlte sich nicht bereit, dem Earl und seiner Frau entgegenzutreten. Nicht vor dem Frühstück.
Zu ihrer Überraschung stellte sich Hugh an ihre Seite und legte einen Arm um ihre Schultern. „Mach nicht so ein besorgtes Gesicht, Jo. Sie werden dich lieben. Du bist die Schwiegertochter, die sie immer haben wollten.“
„Hör auf damit, Hugh. Wie kannst du immer noch deine Witze darüber machen?“ Sie war unheimlich wütend, dass er ein so ernstes Thema derart auf die leichte Schulter nehmen konnte. Wie unsensibel von ihm, sie gerade jetzt aufzuziehen, wo sieunter größtem Stress stand!
Selbst wenn seine Eltern die Kolumne in der Zeitung nicht selbst gelesen hatten, mussten sie davon gehört haben. Sie würden mittlerweile wissen, dass sie ein inkompetentes, unvorsichtiges Kindermädchen war, das es geschafft hatte, ihre Enkeltochter zu verlieren, dafür aber mit ihrem Sohn ins Bett ging.
Wenn sie doch nur nach unten verschwinden könnte, zu Ivy und Regina in die Küche!
„Oh Gott, Hugh“, flüsterte sie in plötzlicher Panik. „Wie rede ich deine Eltern an?“
„Nenn sie Felix und Rowena“, wisperte er zurück.
„Hugh!“
Er lächelte. „Oder Lord und Lady Rychester – ganz wie du willst.“
Sie rechnete eigentlich damit, dass Humphries das Zimmer betrat und den
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