Julia Extra Band 0258
Kinderstimme auf der Treppe hörte.
„Habe ich wirklich eine englische Großmutter, Daddy?“
„Ja, erinnerst du dich nicht? Jo und ich haben dir gestern von ihr erzählt. Sie ist oben.“
Ivy kicherte, während sie Hand in Hand mit Hugh in den Raum trat. Trotz des Schlafanzugs und der zerzausten Locken fand Jo, dass das kleine Mädchen sehr hübsch aussah. Ihr Gesicht war sauber geschrubbt. Danke, Regina. Ivys lebhafte Augen funkelten übermütig, und keine vorwitzige Locke konnte die Schönheit ihrer Züge trüben.
Aber als die Kleine Hughs Eltern sah, blieb sie abrupt stehen, und Jo erinnerte sich an den Morgen in Agate Downs,als das Eintreffen von Fremden das Mädchen eingeschüchtert hatte.
„Ivy“, sagte sie und streckte ihr eine Hand entgegen. „Deine Großmutter und dein Großvater sind den ganzen Weg nach London gekommen, um dich zu sehen.“
Doch Ivy blieb wie angenagelt stehen. Sie klammerte sich an Hughs Hand und beäugte ihre Großeltern aus sicherer Entfernung.
Hugh wusste nicht recht, was er tun sollte. „Komm, Ivy, sag Hallo.“
„Hallo“, kam es zaghaft zurück, doch sogleich senkte Ivy wieder den Blick.
Um die Situation nicht eskalieren zu lassen, stand Jo rasch auf. „Ich habe eine gute Idee. Warum führen wir deine Großmutter nicht nach oben und zeigen ihr dein neues Schlafzimmer? Du kannst ihr Howard und Baby vorstellen und ihr ein paar deiner hübschen neuen Kleider zeigen.“ Und ich kann dich waschen und anziehen.
Ivy schien zu überlegen.
Das kleine Luder, dachte Jo amüsiert. Sie spielt mit uns.
Doch plötzlich machte das kleine Mädchen einen fröhlichen Schritt nach vorne. „Ja“, sagte sie mit einem Funkeln in den Augen. „Das ist eine gute Idee.“ Sie streckte einer eher überraschten Lady Rychester energisch die Hand entgegen. „Komm, Großmutter. Komm mit mir und Jo, und wir zeigen dir mein schönes neues Zimmer.“
„Gut gemacht, Jo. Ohne dich wäre ich nicht zurechtgekommen. Ich hätte diesen Tag ohne deine Hilfe niemals überlebt.“
Es war Nachmittag, und Hugh hatte es sich auf einem Sofa im Wohnzimmer bequem gemacht, auf das er in dem Augenblick gesunken war, als seine Eltern gegangen waren, um Freunde in Mayfair zu besuchen.
Jo, die sich in einen Sessel ihm gegenüber gekuschelt hatte, war eher erstaunt über die große Erleichterung, die Hugh ausdrückte.
„Ich kann immer noch nicht glauben, dass sie Ivy mitgenommen haben“, sagte er jetzt.
„Sie wollen mit ihrer Enkelin angeben“, entgegnete Jo. „Sie sind absolut verrückt nach ihr. Das ist doch wundervoll.“
„Das Erstaunliche ist, dass das Ganze gegenseitig ist. Ivy hat sie wirklich ins Herz geschlossen, nicht wahr?“
„Das ist gar nicht so erstaunlich, Hugh. Ich fand deine Eltern auch unheimlich süß. Zuerst hatte ich ein bisschen Angst vor deinem Vater, aber unter dieser rauen, etwas steifen Schale ist er ein Softie.“
„Er ist nur bei dir ein Softie“, widersprach Hugh. „Du hast keine Ahnung, wie er sonst meine Freundinnen behandelt.“
„Das liegt vermutlich daran, dass ich nicht eine deiner Freundinnen bin.“ Jo warf ein Kissen nach ihm.
Hugh fing es auf, drückte es an seine Brust und lächelte sie schelmisch an. „Du bist im Moment noch nicht die Meine.“ Er schaute auf die Uhr am Kaminsims. „Aber es ist halb vier, nur noch achteinhalb Stunden bis Mitternacht. Die Zeit läuft uns davon, Jo.“
Sie stöhnte ungeduldig auf. „Dieses alberne Spiel wird allmählich langweilig.“
„Dann sollte ich dir wahrscheinlich jetzt gleich einen Antrag machen.“
Ja, klar.
„Um Himmels willen, Hugh, hör auf damit!“ Sie warf ein weiteres Kissen in seine Richtung, doch zu ihrem Schreck segelte es über seinen Kopf hinweg und stürzte eine wunderschöne Porzellanvase von dem Tisch hinter ihm.
Vollkommen entsetzt über das Unheil, das sie angerichtet hatte, sprang sie auf. Die Vase war in drei Teile zerbrochen, und Rosenblätter, Blüten und Stängel lagen quer über den Boden verstreut. Außerdem hatte sich natürlich eine Wasserlache gebildet, die den weißen Wollteppich ruinierte.
„Es tut mir so Leid. Ich hole etwas, um das Wasser aufzuwischen. War die Vase wertvoll? Es ist doch kein Ming oder so was?“
Hugh stand ebenfalls auf und griff nach ihrem Handgelenk, als sie an ihm vorbeieilte. „Es ist Meißen, aber mach dir keine Sorgen.“ Er hielt ihre Hand fest und zog Jo an sich. Innerhalb eines Herzschlags war ihr Gesicht nur noch wenige Zentimeter von seinem
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