Julia Extra Band 0258
dieses Mal, obwohl er am Beckenrand kniete und ganz offensichtlich mit ihr sprechen wollte. Wütend streckte er die Hand aus und hielt sie am Arm fest.
„Ich bin noch nicht fertig“, sagte sie kühl.
„Du bist genug geschwommen“, entgegnete Leo. „Raus aus dem Wasser.“
Er hielt sie auch an ihrem anderen Arm fest. So gefangen sah Anna ihn wütend an, ließ es aber zu, dass er sie aus dem Wasser zog.
„Und?“, fragte sie, als sie am Beckenrand stand.
„Zieh dich an“, befahl er, humpelte zu dem Liegestuhl, auf dem sie ihr Handtuch abgelegt hatte und trocknete sich damit ab. „Wir gehen aus.“
„Was? Ich will nicht ausgehen“, protestierte sie sofort.
Ihre Haltung ärgerte ihn – wie sie es immer tat. „Aber ich“, erwiderte er. „Und ich will, dass du mich begleitest.“
„Warum?“
„Erfüll einfach meine Wünsche“, erwiderte er spöttisch.
Kurz röteten sich ihre Wangen, doch dann verhärtete sich ihre Miene. „Ich dachte, das muss ich nur im Bett tun!“, fuhr sie ihn an.
„ Thee mou , ich möchte lediglich mit dir ausgehen. Wo ist das Problem? Entspann dich, Anna – vielleicht gefällt es dir sogar. Immerhin …“, seine Stimme nahm einen spöttischen Tonfall an, „… magst du mittlerweile alles andere, was ich dir gebe, nicht wahr?“
Diesmal errötete sie stärker. Für einen Moment hielt Leo es für Verlegenheit. Dann erkannte er, dass es nur Zorn sein konnte. Nun, mochte sie so zornig sein, wie sie wollte – und das sie es war, daran bestand nicht der geringste Zweifel –, aber er wollte ausgehen, mit ihr an seiner Seite. Und er bekam, was er wollte.
Immer.
Als er zur Villa humpelte, blickte Anna ihm finster nach.
Was zum Teufel ist hier los, fragte sie sich. Mit Leo Makarios wollte sie nirgendwohin gehen. Und warum wollte er sie überhaupt mitnehmen? Warum war er nicht mit einem seiner Boote unterwegs? Immer noch wütend, beobachtete sie, wie er über die Terrasse ging. Humpelte er? Ja, sogar ziemlich stark.
Plötzlich stiegen Gewissensbisse in ihr auf. Einen winzigen verrückten Moment lang wollte sie hinter ihm herlaufen, ihm sagen, dass sie sich sorgte, ihn fragen, wie es passiert war.
Doch sie verdrängte das Gefühl sofort wieder. Soweit es sie betraf, konnte Leo Makarios getrost von einem Zug überrollt werden.
Lügnerin, raunte eine Stimme in ihrem Kopf.
Wie üblich, seit sie auf dieser Insel war, starrte Anna vor sich hin. So war es nicht nur einfacher, den Mann in dem Jeep neben ihr zu ignorieren, sondern auch etwas mehr von der Insel außerhalb der Villa zu sehen.
Die Landschaft war grün und üppig. Immer wieder kamen sie an kleinen Ortschaften vorbei. An Häusern, umgeben von Bananenbäumen und mit Terrassen, deren Geländer rot blühende Kletterpflanzen überwucherten. Entlang der Straße hatten Händler ihre Stände aufgebaut und verkauften frische Ananas und Kokosnüsse an Touristen und Einheimische.
Endlich erreichten sie die Hauptstadt der Insel. Geschickt steuerte Leo den Wagen durch ein Labyrinth von kleinen Gassen und parkte schließlich in der Nähe des Hafens. Er nickte Anna zu.
„Zeit zum Shoppen!“, verkündete er.
Wenn er erwartet hatte, dass sich ihre Miene aufhellte, so wurde er enttäuscht. Unverändert behielt sie ihren leeren Gesichtsausdruck bei, den sie für ihn reserviert hatte.
Als Anna ausstieg, schlug ihr sofort die vormittägliche Hitze entgegen. Wieder dachte sie daran, wie unangemessen ihr Gymnastikoutfit für eine karibische Insel war. Hatte Leo wirklich Shopping gesagt? Dem Himmel sei Dank. Endlich konnte sie Kleider für den Strand kaufen.
Also folgte sie Leo mit mehr Enthusiasmus als sonst in einen schick aussehenden zollfreien Designerladen. Schnell und methodisch schlenderte sie an den Regalen entlang und ging dann mit ihrer Auswahl zur Kasse.
Leo war vor ihr dort.
„Endlich wirst du vernünftig und ziehst etwas Passendes für den Strand an“, meinte er und deutete auf das bunte Kleiderbündel in ihrem Arm.
„Seltsamerweise hatte ich keinen Ausflug in die Karibik eingeplant, als ich meine Koffer für Österreich gepackt habe. Natürlich hatte ich nichts Passendes für den Strand dabei“, erwiderte sie.
Verdutzt sah Leo sie an. „Willst du damit sagen, dass du dieses idiotische Outfit nur getragen hast, weil du nichts anderes hattest? Warum hast du mir das nicht gesagt? Ich hätte dich schließlich gleich am ersten Tag zum Einkaufen fahren können.“ Er klang, als wäre sie ein dummes Kind.
Aber
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