Julia Extra Band 0258
seufzte. „Du bist ein harter Fall, yineka mou , und wenn ich vernünftig wäre, würde ich dich mit dem nächsten Flugzeug zurück nach London schicken. Holzklasse“, fuhr er finster fort. Doch dann änderte sich seine Stimme. „Aber ich will verdammt sein, wenn ich mich fast erschießen lasse und dich dann verliere. Nicht, wenn ich dich endlich dazu gebracht habe, freundlich zu mir zu sein. Aber, da wir gerade von erschießen sprechen …“ Jetzt klang seine Stimme härter, und seine Augen funkelten. „Ich muss die Wahrheit über das Armband wissen, Anna. Die Polizei wird mit uns beiden sprechen wollen, und wenn mein Sicherheitschef bis dahin kein vollständiges Dossier über deine Entführer vorlegen kann, wird er sich einen neuen Job suchen müssen!“
Natürlich schuldete sie Leo die Wahrheit. Er hatte sein Leben für sie riskiert. Aber sie musste auch Jenny beschützen. Jetzt mehr denn je.
Er sah, wie es in ihrem Innern arbeitete. „Anna“, drängte er sie. „Ich werde wegen des Armbands keine Anzeige erstatten. Ich habe es zurückbekommen – ich habe dich zurückbekommen. Aber bist du noch in andere kriminelle Aktivitäten verwickelt? Hast du irgendetwas mit den Leuten zu tun, die dich entführt und beinahe getötet haben? Ich muss das wissen.“
„Meinst du das ernst? Du wirst den Diebstahl des Armbands nicht anzeigen?“
„Ja.“ Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen. „Warum?“
„Versprichst du es mir, Leo?“
„Ich habe dir doch gerade gesagt …“
„Nicht ich habe das Armband gestohlen“, sagte Anna und holte tief Luft.
Abschätzend sah Leo sie an. Hätte sie nicht die Wahrheit aufihrer Seite gewusst, wäre ihr bei diesem Blick angst und bange geworden.
„Anna, ich habe dich auf frischer Tat ertappt.“
Stumm schüttelte sie den Kopf. Sicherlich würde er doch jetzt, da er fast sein Leben verloren hatte, verstehen, was Jenny zu dem Diebstahl getrieben hatte.
„Du hast mich erwischt, als ich das Armband zurückbringen wollte“, erklärte sie. „Aber es waren so viele Menschen in der Eingangshalle, deshalb musste ich weitergehen. Ich habe versucht, mir etwas einfallen zu lassen, einen Platz, wo ich es deponieren konnte, damit der Verdacht nicht sofort auf …“
„Auf wen gefallen wäre?“, drängte Leo mit leiser, gefährlich leiser Stimme.
„Jenny.“
Ausdruckslos sah Leo sie an. „Jenny?“
„Das blonde Model.“
„Sie? Sie hat das Armband gestohlen?“
„Ja. Sie hat es genommen, als die Juwelen auf den Boden gefallen sind. Sie muss es in ihrem Schuh versteckt haben. Ich habe sie nach dem Shooting in ihrem Zimmer getroffen und zur Vernunft gebracht! Ich habe ihr versprochen, den Schmuck zurückzubringen, sodass niemand etwas merken würde. Aber du hast mich erwischt.“
Plötzlich überwältigten Leo Gefühle. Seltsame, starke Gefühle. Er hatte Schwierigkeiten, sie zu kontrollieren. Gleichzeitig war es überaus wichtig, dass es ihm gelang.
In seinem Kopf verkehrte sich die Welt. „Du hast das Armband nicht gestohlen?“
Anna nickte.
„Aber du hast deinen Kopf hingehalten, um ein anderes Model zu schützen.“ Seine Augen blitzten zornig. „Mein Gott, du hast mich die ganze Zeit über in dem Glauben gelassen, du wärst der Dieb“, stieß er wütend hervor.
„Das musste ich!“ Tränen liefen über ihre Wangen. „Ich konnte nicht zulassen, dass man Jenny beschuldigt. Sie hat schon genug Probleme.“
„Stiehlt sie aus Gewohnheit?“, fragte er barsch.
„Nein! Sie war verzweifelt und hatte Angst. Sie hat den Schmuck nur aus einem Impuls heraus genommen – weil sie Geld brauchte, um sich zu verstecken. Selbst ich wusste nicht,wie dringend sie tatsächlich untertauchen muss. Aber diese Entführer waren nicht hinter mir her, sondern auf der Suche nach Jenny. Sie dachten, ich weiß, wo sie ist. Ich habe ihnen gesagt, dass ich es nicht weiß, aber sie haben mir nicht geglaubt. Sie wollten mich foltern und so zum Reden bringen. Und wenn sie Jenny finden …“
„Warum sind diese Männer hinter Jenny her?“ Leos Stimme war hart.
„Sie hatte eine Affäre mit einem reichen Scheich. Ich habe sie davor gewarnt, aber sie hat nicht auf mich gehört. Und jetzt versucht dieser Kerl sie zu finden, weil sie schwanger von ihm ist. Ich weiß, die Geschichte klingt verrückt, aber es ist die Wahrheit, Leo.“
Still lag er in seinem Krankenbett und sah sie an.
„Leo.“ Sie biss sich auf die Lippe. „Bitte, bitte sei nicht wütend – sie ist kein
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