Julia Extra Band 0258
Jakes Gegenwart? Wieso plapperte sie unablässig Blödsinn?
„Ich bringe Sie zu Ihrem Zimmer“, sagte er. „Nach der langen Fahrt möchten Sie sich sicher etwas frisch machen. Und außerdem wüsste ich auch gern, was Ed angestellt hat. Erzählen Sie mir bitte, was ihm jetzt schon wieder passiert ist. Er hat sich darüber ausgeschwiegen.“
Susanunterdrückte ein Schmunzeln. „Er war letztes Wochenende zum Klassentreffen. Da hat er sich wohl beim Tanzen verrenkt.“
Jake lachte. Es war dieser kehlige Sound, der sie schon fasziniert hatte, als er Student gewesen war, und Susan fühlte sich zurückversetzt in ihr Elternhaus. Es war wie damals, als sie mit Jake darauf gewartet hatte, dass Yvette, ihre Schwester, endlich kam. Sie hatte ihm Witze erzählt, und er hatte darüber genauso gelacht wie eben. Manchmal hatte sie in den letzten Jahren sogar davon geträumt.
Sie ging neben ihm und bekam kaum mit, wohin er sie führte. Hinauf? Hinunter? Nach draußen? Nur am Rande realisiertesie, dass alles in diesem wunderschönen Herrenhaus Wärme ausstrahlte und Schönheit. Das Holz glänzte. Der Kristallleuchter glitzerte. Ein Wohlgeruch lag in der Luft. Er erinnerte sie an Zedernholz und frischgebackenes Brot.
Sie atmete ihn tief ein und versuchte, wieder die selbstbewusste Frau zu sein, die sie gewesen war, bevor sie Jake gegenübergestanden hatte.
Zurzeit schwebte sie irgendwo über den Wolken. Das Einzige, woran sie denken konnte, war der betörende Duft, der Jake umgab. Er roch genauso gut wie sein Haus – allerdings mit einer kleinen, feinen Zitronennote. Gerade die richtige Mischung.
In diesem Moment blieb er vor einer Tür stehen. Susan sah sich überrascht um. „Wir sind ja immer noch im Haus?“
„Natürlich. Wo dachten Sie denn, wo Sie wohnen werden?“
„Na ja, ich dachte, ich wohne da, wo Ed immer wohnt.“ Jake zeigte auf die Tür. „Dann wohnen Sie hier.“
Sie musste die Neuigkeit erst mal verdauen und meinte dann:
„Haben Sie für Mitarbeiter denn keine eigenen Quartiere?“
„Wir haben Unterkünfte für die Minenarbeiter. Ich glaube aber nicht, dass Sie sich dort wohl fühlen würden. Als meine Expertin haben Sie doch wohl etwas Besseres verdient.“
Da hatte er wohl Recht. Das Problem war nur, dass Jake sie nervös machte. Verlegen meinte sie: „Sie haben Recht. Die Mannschaftsunterkünfte wären wohl nichts für mich.“ Sie lächelte ihn dankbar an. Nun gut, wenn Ed hier immer wohnte, dann war das auch für sie okay. Nur – das Haus war so weitläufig. „Ich werde den Weg zu Ihrem Büro bestimmt nicht wiederfinden!“, gab sie kleinlaut zu bedenken.
Jake zeigte auf eine Tür auf der anderen Seite des Flurs. „Da ist mein Zimmer. Wenn ich dort bin, werde ich Sie begleiten, bis Sie sich allein zurechtfinden. Wenn ich nicht da bin, greifen Sie einfach zum Telefon. Jemand wird dann kommen und Sie abholen.“
Sein Zimmer? Sein Schlafzimmer lag auch hier? Das war ja bizarr. „Ihr Zimmer?“, fragte sie irritiert. Bestimmt hatte sie sich verhört.
„Ja, hier oben wohne ich. Es gibt ein Schlaf- und ein Wohnzimmer.“ Er nickte in die Richtung und sagte: „Hier haben Ed und ich es uns nachts öfter mal gemütlich gemacht.“ Er steckte eine Hand in die Hosentasche und setzte hinzu: „Glauben Siemir, Sie werden bei mir schon so beschäftigt, dass Sie Ihr Geld wert sind.“
Irritiert starrte sie ihn an. Nächtliche Treffen? Sie würde ihr Geld schon wert sein? Warum hatte Ed sie denn nicht gewarnt? Sollte sie mit Jake ihre Tage und ihre Nächte verbringen?
„Miss O’Connor?“, hörte sie ihn fragen. „Geht es Ihnen nicht gut? Sie sehen plötzlich so blass aus.“
Sie zwang sich zu lächeln und sagte mühsam: „Mir geht es gut. Und ich stehe ganz und gar zu Ihrer Verfügung.“
„Wie gesagt, greifen Sie einfach zum Telefon, wenn Sie Hilfe brauchen und ich nicht da bin. Jemand kommt Sie dann holen.“
Langsam fand sie wieder zu ihrer üblichen Form zurück und fragte: „Sie schicken dann einen Ihrer Angestellten, nicht wahr? Aber wäre es nicht einfacher, wenn Sie für Ihre Gäste einen Wegeplan anfertigen lassen?“
Er schmunzelte und sah auf die Armbanduhr. Offenbar wollte er in sein Büro zurückgehen. „Man findet sich schnell zurecht“, versprach er ihr. „Ich schlage vor, dass Sie sich ein wenig ausruhen. Ich komme gegen sieben Uhr und hole Sie ab. Dann können wir zusammen essen. Mit dem Arbeiten beginnen wir dann gleich morgen.“
„Ich bin dann bereit, Mr.
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