JULIA EXTRA BAND 0261
Minuten später wehrte sie sich nicht mehr gegen die Müdigkeit und sank in einen tiefen, traumlosen Schlummer.
Als sie erwachte, quoll Sonnenlicht durch die Ritzen der Holzfensterläden, und im ersten Moment wusste sie nicht, wo sie sich befand. Dann kehrte die Erinnerung zurück. Sie lag indem breiten Bett in der Suite, die Nic ihr im ersten Stock seines Hauses zur Verfügung gestellt hatte.
Erschrocken registrierte sie, wie spät es war. Der nächste Schock folgte, als sie sah, dass sie außer BH und Höschen nichts anhatte.
Also hatte er sie hierhergetragen, ausgezogen und zu Bett gebracht.
Großartig. So viel zu ihrer Privatsphäre.
Duschen, anziehen, etwas essen. In weniger als einer Stunde wollte sie das Haus verlassen und nach Double Bay fahren. Hoffentlich ohne Nic Leandros zu begegnen!
Fast hätte sie es geschafft. Leider traf sie ihn in der Küche an.
„Gut geschlafen?“ Er drehte sich zu ihr um, die Kaffeekanne in der Hand, aus der er sich eben eine Tasse voll eingeschenkt hatte.
Nic sah verboten gut aus! Dunkle Hose, blaues Hemd und dunkelblaue Krawatte. Über einer Stuhllehne hing die Anzugjacke. Er war frisch rasiert, sein schimmerndes schwarzes Haar akkurat gekämmt.
Tina warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu. „Du hättest mich wecken sollen, anstatt mich ins Bett zu bringen.“
„Glaubst du, ich hätte es nicht versucht?“
„Wahrscheinlich nicht nachdrücklich genug.“
Sie hatte sich nicht gerührt. Weder als er sie aus dem Wagen hob noch als er sie die Treppe hinauftrug und auf das Bett legte, bevor er ihr behutsam Schuhe und Oberbekleidung ausgezogen hatte. War die Schwangerschaft der Grund für ihre Erschöpfung?
Er deutete auf die Kanne. „Kaffee?“
Das Aroma verlockte sie, aber Tina schüttelte den Kopf. „Kein Koffein am Morgen, danke.“
Nic musterte ihr blasses Gesicht, sah die dunklen Ringe unter ihren Augen.
„In der Vorratskammer findest du verschiedene Teesorten.“ Dann zeigte er auf den Kühlschrank. „Such dir aus, was du für ein Frühstück brauchst.“
„Dafür habe ich keine Zeit.“
„Nimm sie dir.“ Ein scharfer Blick traf sie.
Tina verdrehte die Augen. „Ich esse Obst und Joghurt, bevor ich die Boutique öffne.“
„Vergiss es nicht.“
Sie salutierte spöttisch. „Zu Befehl, Sir.“
Ganz schön keck, dachte Nic.
Er leerte seine Tasse, nahm das Jackett, schlüpfte hinein und griff nach seinem Laptop.
„Ich werde den ganzen Tag in Melbourne sein. Warte nicht mit dem Abendessen auf mich.“ Nic zeigte auf den Tresen. Dort lagen ein Schlüsselbund und zwei Fernbedienungen. „Die sind für dich. Sicherheitscodes für das Haus, die Garage, die Tore.“ Sein Handy klingelte, er checkte die Nummer und drückte den Anruf weg. „Um Haus und Garten kümmert sich mein Personal.“ Damit wandte er sich zur Tür. „Ich wünsche dir einen schönen Tag.“
Tina sah ihm nach, holte tief Luft und stieß sie langsam wieder aus.
Gestern hatten sie geheiratet, heute hatte die Normalität sie wieder.
Was hast du erwartet?
Nichts, sagte sie sich, absolut nichts.
Ein rascher Blick zur Uhr mahnte sie zur Eile. Fünf Minuten später stieg sie in ihren Wagen, lenkte ihn vom Grundstück und fuhr auf die Hauptstraße.
Um diese Tageszeit war der Verkehr am dichtesten, und obwohl Double Bay nur zwei Vororte entfernt lag, erreichte sie ihre Boutique erst ein paar Minuten nach neun.
Zuerst etwas essen. Süßen heißen Tee trinken. Der kleine Kühlschrank im Hinterzimmer enthielt eine Auswahl an Joghurtbechern, zwei, drei Äpfel und Bananen. Tina stärkte sich, während sie die Boutique für den heutigen Tag vorbereitete.
Lily erschien früher als sonst. Tina war es nur recht. Schon am Vormittag kam es zu einem regelrechten Kundenansturm.
Interessierten die Damen sich für die Kleidung, oder nutzten sie die Gelegenheit, die Frau von Nic Leandros zu begutachten?
Tina wurde das dumme Gefühl nicht los, dass Letzteres der Fall war.
„Erzählst du es mir?“ Lily belagerte sie in einer kurzen Pause. „Oder muss ich es dir Wort für Wort aus der Nase ziehen?“
„Redest du von der Hochzeit?“
„Dein Ring gefällt mir … Bist du nicht in Ohnmacht gefallen,als du ihn gesehen hast?“, fügte sie mit einem verschmitzten Lächeln hinzu. „Ich will alles wissen, jede winzige Kleinigkeit!“
„Armanikleid mit Jäckchen in Elfenbein, Stilettos“, zählte Tina an den Fingern ab. „Trauung, Nics Eltern, meine. Anschließend Abendessen in der
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