JULIA EXTRA BAND 0261
des großen Betts in der Mitte wirkte der Raum wie aus dem vierzehnten Jahrhundert.
„Oh, Luc …“
Er stellte ihre Koffer ab.
„Später können Sie gern Fotos machen“, sagte er. „Aber es gibt eine Regel hier – wer als Letzter im Pool ist, muss zahlen.“
Das ließ Rachel sich nicht zweimal sagen. Sie eilte auf eine der großen Truhen zu und fand dort tatsächlich alles, was sie brauchte. Nach kurzem Zögern entschied sie sich für einen blauen Bikini mit Blümchenmuster, schnappte sich ein Handtuch und lief dann schnell die Treppen herunter.
Doch leider wartete Luc bereits auf sie, in einer schwarzen Badehose.
„Nein, bitte, ich …“
Ohne auf ihren Protest zu achten, nahm er sie einfach auf den Arm und trug sie zum Pool.
„Hinein mit Ihnen, ob Sie wollen oder nicht.“ Statt sie fallen zu lassen, sprang er mit ihr ins Becken.
Ihm so nahe zu sein, war so aufregend, dass Rachel sogar das kalte Wasser ignorierte. So kalt war es eigentlich auch gar nicht, weil Luc ein Fieber in ihr entzündet hatte.
Prustend kam sie wieder hoch und warf den Kopf nach hinten.
Er war direkt neben ihr, die späte Nachmittagssonne beleuchtete seine olivfarbene Haut.
„Sie sehen aus wie der Kapitän eines Piratenschiffs, der sich freigenommen hat“, meinte sie.
Luc lachte, auf einmal wirkte er so zugänglich und gelöst wie nie zuvor. Seine distanzierte Seite war plötzlich völlig verschwunden.
„Und Sie sehen aus wie die Galionsfigur meines Schiffes, die plötzlich zum Leben erweckt wurde.“
Um ihr Erröten vor ihm zu verbergen, schlug Rachel im Wasser einen Salto und kraulte schnell zum anderen Ende des Pools.
Aber er war ihr dicht auf den Fersen. Als sie den Rand erreichte und sich umdrehte, war er direkt hinter ihr.
„Bevor mich mein Dienst wieder ruft, möchte ich meinen privaten Schatz kosten.“
Damit legte er seine Hände rechts und links von ihr an den Beckenrand und senkte seinen Mund auf den ihren.
Sie hatte sich so lange nach dieser Berührung gesehnt, dasssie ihm willig ihre Lippen darbot.
Natürlich war sie schon oft geküsst worden, aber dies hier war anders. So anders, dass es ihr Angst machte, denn sie wusste, dass sie nie wieder dieselbe wäre.
Sie stöhnte leicht, als er sich widerstrebend von ihr löste.
„So, und jetzt würde ich gern wissen, warum du vor mir davongelaufen bist“, sagte er mit funkelnden Augen.
„Ich bin nicht davongelaufen.“
„Nein?“ Er hob ihr Kinn an und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen. „Wie soll man das denn sonst nennen?“
„Ich … ich wollte dir nicht länger zur Last fallen“, stammelte sie. „Schließlich habe ich mich nicht einmal angekündigt. Und ihr habt euch so viel Zeit für mich genommen, du und Giles.“
„Giles hat jede Minute genossen.“
„Genau wie ich. Solange und er sind wundervolle Menschen.“
„Es kommt nicht oft vor, dass eine Fremde das Leben von zwei Menschen bereichert, die es lieben, in der Vergangenheit zu leben.“
„Wie mein Großvater. Er bedauert mich immer, weil ich die goldene Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg nicht erlebt habe.“
„Und du? Bedauerst du das auch?“
Sie wandte den Blick ab. „Ich weiß nicht. Manchmal habe ich das Gefühl, als hätte ich noch gar nicht richtig gelebt.“
„ Touché “, meinte er in einem so merkwürdigen Tonfall, dass sie zitterte.
Offenbar berührte ihr Gespräch für beide viel mehr als nur die oberflächliche Ebene.
Ohne Vorwarnung stemmte er sich aus dem Wasser und streckte die Hand aus, um sie hochzuziehen.
„Komm, lass uns in die Stadt fahren. Ich kenne ein tolles Restaurant, wo sie Pasta auf elsässische Art servieren.“
„Klingt gut.“
Er nickte, nahm ihre Hand, und sie gingen ins Kloster zurück. Luc wirkte plötzlich sehr ernst. Vielleicht würde er ihr ja beim Abendessen erzählen, was ihn so beschäftigte.
5. KAPITEL
In Thann führte Luc Rachel in das Restaurant Petit Vosges.
„Nach der Arbeit gehe ich oft mit Giles hierher. Wie du siehst, hängen hier viele Fotos aus dem Zweiten Weltkrieg.“
„Fantastisch“, meinte Rachel und sah sich staunend um. „Das muss mein Großvater sehen!“
Er führte sie zu einem leeren Tisch an der Ecke und winkte dem Kellner.
„Ist es in Ordnung, wenn ich für uns beide bestelle?“
Erneut fiel ihm auf, wie blau ihre Augen waren. Im Kerzenlicht leuchteten sie sogar noch tiefer. Er konnte den Blick kaum von ihr abwenden.
„Natürlich. Das ist mir sogar lieber.“
Luc gab die Bestellung auf
Weitere Kostenlose Bücher