JULIA EXTRA BAND 0262
hätte gern etwas Schnippisches gesagt, doch seine warmen Hände an ihrem Hals und der Kuss hatten sie völlig aus dem Konzept gebracht. „Sehr hübsch“, murmelte er und betrachtete sie kritisch. „Wenigstens wird es das sein, wenn du richtig angezogen bist. Zauberhaft, Fürstin Gabriella. Dir ist doch klar, dass du ab heute diesen Titel tragen wirst? Mit anderen Worten schon in knapp zwei Stunden“, fügte er mit einem kurzen Blick auf seine goldene Armbanduhr hinzu. „Versuche bitte, pünktlich fertig zu sein. Wo ist Constanza? Ich muss kurz mit ihr reden.“
„Vermutlich ist sie noch immer oben“, antwortete Gabriella mit zusammengebissenen Zähnen. Am liebsten hätte sie sich die kostbare Kette vom Hals gerissen und zu Boden geschleudert.
Er glaubt also, mich wie eine einfache Dienstbotin behandeln zu können, ärgerte sie sich. Nun, da würde er sich auf etwas gefasst machen müssen …
Wutentbrannt verließ sie den Raum, und Ricardo hoffte inständig, dass Gabriella ihr Temperament im Zaum halten würde – um ihrer beider willen!
4. KAPITEL
„Während die fürstliche Jacht den Hafen von Maldoravien hinter sich lässt, um in den Sonnenuntergang zu gleiten, stehen Fürst Ricardo und seine bildschöne Gattin Fürstin Gabriella auf dem hinteren Deck und winken der jubelnden Menge zu.“
Nicht nur die Maldoravien Gazette, auch andere lokale und internationale Zeitungen und Magazine waren voll von Berichten über die fürstliche Hochzeit. Allerdings wussten die Journalisten nicht, dass das frisch vermählte Paar kaum ein Wort miteinander sprach.
Die Jacht brachte Gabriella und Ricardo zur Küste Italiens, und von dort aus flogen sie mit dem Helikopter zum nächstgelegenen Flughafen. Sie waren unterwegs zu Ricardos Privatinsel in der Karibik, die direkt neben der Dominikanischen Republik lag, um ihre Flitterwochen dort zu verbringen.
Die pompöse Hochzeitsfeier, die Menschenmassen, all das war Gabriella wie ein Film vorgekommen, in dem sie eigentlich gar keine Rolle spielte. Es war, als wäre alles einer anderen Frau widerfahren.
Nun brachte Ricardos persönlicher Assistent Baron Alfredo, ein älterer Mann mit schlohweißem Haar, das Gepäck in die riesige Suite des Haupthauses. Gabriella rang nach Luft, als Alfredo die Doppeltür des Schlafzimmers öffnete und damit den Blick auf das luxuriöse Doppelbett freigab. Sie hatte gar nicht darüber nachgedacht, dass Ricardo und sie in einem Zimmer schlafen würden.
Wie naiv bin ich eigentlich?, schimpfte sie mit sich selbst und betrat den Raum. Natürlich würden sie zusammen schlafen. Immerhin glaubte die ganze Welt an die große Romanze zwischen ihnen. Sie musste unbedingt mit Ricardo reden, sobald sie allein waren.
„Ricardo, wir müssen etwas besprechen“, begann sie, nachdem der Baron gegangen war, und holte tief Luft. Sie hatte keine Ahnung, wie wunderschön sie vor dem Hintergrund des Panoramafensters aussah – ihre schwarzen Haare im Kontrast zum blauen Himmel und dem glitzernden Meer.
„Worum geht es?“ Mit einer eleganten Bewegung streifte Ricardo sein Jackett ab und hängte es über eine Stuhllehne.
„Na, um dies hier!“ Sie machte eine ungeduldige Handbewegung. „Du erwartest doch nicht, dass ich mit dir in einem Zimmer schlafe, geschweige denn in einem Bett?“
„Selbstverständlich müssen wir als Ehepaar ein Zimmer und natürlich auch ein Bett teilen“, erwiderte er und sah sie ungerührt an. „Ob es dir passt oder nicht, Gabriella, du bist jetzt meine Frau. Es würde ziemlich merkwürdig wirken, wenn wir in getrennten Räumen schlafen. Vor allem während unserer Hochzeitsreise“, fügte er trocken hinzu. „Wir sollten um jeden Preis einen internationalen Skandal vermeiden. Ich habe keine Lust, in den einschlägigen Klatschmagazinen zerrissen zu werden.“
Gerade wollte sie ihm entgegenhalten, wie egal ihr die Klatschmagazine waren, als ihr die Bedeutung seiner Worte klar wurde. Mechanisch ging sie rückwärts, setzte sich auf die Bettkante und starrte aus dem Fenster. Ihr Heimweh schnürte ihr die Luft ab.
„Irgendetwas müssen wir uns ausdenken“, sagte sie kleinlaut und stand auf. „Ich kann nicht mit dir hier gemeinsam schlafen …“
Nachdenklich betrachtete Ricardo sie – ihre angespannte Haltung, die sanften Kurven unter dem weichen Stoff ihres Kleides – und unwillkürlich dachte er an den Tag am See in Brasilien. Er trat hinter sie und schlang seine Arme um ihre Taille. „Wir könnten besser miteinander
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