JULIA EXTRA BAND 0262
seine Exfrau – und ihren Sohn gut unter Verschluss gehalten. Er hatte sie tief in sich vergraben, sich hinter einer hohen Mauer verschanzt. Dass es keine Hoffnung gab, die Ehe zu retten, war Luke klar geworden. Daher hatte er sich selbst zu fünf Jahren harter Arbeit verurteilt und sich darauf konzentriert, aus Warrapinya die beste Viehzuchtfarm im gesamten Nordwesten zu machen.
Als Erins Brief ankam, in dem sie vorschlug, dass Luke seinen Sohn kennenlernen sollte, war Luke sich so sicher gewesen, die inneren Dämonen besiegt zu haben. Bestimmt könnte er dieses Zusammentreffen ohne Probleme meistern.
Aber dann, im Flughafen, hatte ein Blick auf ihr rotes Haar und die himmelblauen Augen genügt. Das Verlangen nach ihr war wie ein Feuerball durch seinen Körper geschossen.
Verdammt!
Luke ging zum Fenster und sah hinaus, ohne die Aussicht genießen zu können. Er musste sich wieder unter Kontrolle bekommen. Hatte er seine Lektion nicht gelernt? Wie viel musste ein Mann ertragen, bis er einsah, dass eine Ehe der größte Irrtum seines Lebens bedeutete?
Er stieß einen frustrierten Seufzer aus. Okay, vielleicht würde er nie aufhören, Erin Reilly zu begehren. Doch daraus würde nichts werden, sie war für ihn tabu. Auf gar keinen Fall würde er noch einmal denselben Fehler begehen.
Aber was den Jungen anging …
Luke war unsicher, was Joey betraf. Denn er hatte keine Ahnung, was Erin ihrem Sohn über seinen Vater oder ihre Ehe erzählt hatte. Aber Luke war davon ausgegangen, dass der Junge ihn als den Übeltäter ansehen würde. Joeys Eifer und seine Begeisterung hatten ihn völlig überwältigt. Luke verdiente es nicht, dass der Junge ihn vergötterte. Doch eine unerschütterliche Bewunderung leuchtete ihm aus Joeys Augen entgegen.
Ein Grund mehr, sich zusammenzureißen.
Luke drehte sich um und betrachtete sich im Spiegel. Das Bild, das sich ihm bot, war schrecklich – als hätte ein Lastwagen Luke überrollt.
Er zwang sich zu einem schwachen Lächeln. „Kopf hoch, Kumpel. Für deine Exfrau bist du vielleicht ein rotes Tuch. Aber für deinen Sohn bist du der King.“
Eigentlich hatte Erin gesammelt und ruhig vor ihn treten wollen, als Luke eine Stunde später an ihre Tür klopfte. Aber Erin fühlte sich alles andere als ruhig, und das war allein ihre Schuld.
Zu spät erkannte Erin, dass sie viel zu viel Zeit im Bad verbracht hatte. Danach blieb ihr kaum noch eine Viertelstunde, um ihr Haar zu föhnen und etwas Schönes zum Anziehen herauszusuchen.
Als sie Luke klopfen hörte, war sie längst nicht fertig. Ihr kurzes rotes Haar war noch ganz feucht, und sie hatte sich nicht einmal schminken können. Mist! Sie hatte sich zwar nicht aufdonnern wollen, um ihn zu beeindrucken. Trotzdem hätte sie gern wenigstens Make-up aufgetragen, um die Schwellungen unter den Augen zu verdecken.
„Moment noch“, rief sie. Sie war verärgert über sich selbst, weil sie noch nicht fertig war – und wütend auf ihn, weil er so pünktlich kam. Sie griff nach ihrem Parfüm und stellte es gleich wieder hin. Lost stand auf dem Flakon, es war ein süßer, sinnlicher Duft. Bei ihren ersten Verabredungen war Luke verrückt danach gewesen. Vielleicht ist es keine gute Idee, es heute aufzutragen, überlegte Erin.
Erneut vernahm sie ein lautes Klopfen an der Tür. Es klang dominant, bestimmend.
Aufgebracht griff Erin erneut nach der Flasche und sprühte sich damit ein. Ohne ihre Schuhe anzuziehen, eilte sie dann zur Tür.
„Ich dachte schon, du wärst eingeschlafen“, bemerkte Luke trocken.
„Hast du deshalb so laut geklopft?“
„Ich war doch gar nicht laut.“ Er sah sie ärgerlich an.
Oh Gott, bestimmt war er auch ziemlich nervös. Und sie stritten bereits wieder miteinander.
Sie versuchte eine versöhnliche Geste. „Ich wäre fast im Bad eingenickt. Aber eine Stunde kann ich bestimmt noch wach bleiben.“
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir lange brauchen.“
„Nein, das glaube ich auch nicht.“ Sie wies auf die großen Sessel, die um den niedrigen Tisch aus Edelholz herum standen. „Möchtest du einen Kaffee?“
„Nur, wenn du auch einen trinkst.“
„Nein, im Moment nicht.“
Sie setzten sich. Erin kreuzte die Beine übereinander. Plötzlich hatte sie das Gefühl, als wären ihre lackierten Fußnägel zu … zu nackt. Sie hätte doch besser Schuhe anziehen sollen. Erfolglos versuchte sie, ihre Füße zu verstecken. Luke hingegen streckte seine langen Beine entspannt aus.
Erin empfand es als
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