JULIA EXTRA BAND 0262
es Erin fast das Herz zerbrach.
„Danach sah deine Mutter mich an. Sie war so glücklich, dass ihre Augen wie Sterne leuchteten. Für sie warst du das schönste Baby, das je geboren wurde.“
Über Joeys Kopf hinweg betrachtete er Erin unverwandt. Sie konnte seinen Gesichtsausdruck nicht deuten. War es Wut, Bedauern … oder etwas ganz anderes?
Joey seufzte glücklich. Er nahm Lukes Hand, bevor er nach der seiner Mutter griff.
Die drei gingen weiter und sprachen kein Wort. Alle schienen ihren Gedanken nachzuhängen.
Was Erin durch den Kopf ging, entsetzte sie.
Die Rückfahrt mit Fähre und Bus gestaltete sich anstrengend. Joey war müde und Erin schweigsam. Deshalb beschränkte sich die Unterhaltung auf das Nötigste.
Luke saß etwas abseits von ihnen und kämpfte mit seinen Zweifeln.
Nichts lief nach Plan. Er war auf einen Kampf mit Erin gefasst gewesen. Außerdem hatte Luke geglaubt, dass er Joeys Vertrauen erst einmal gewinnen müsste. Stattdessen verhielt sich Erin schüchtern und nervös, während Joey ihn vergötterte.
Außerdem machte es Luke verrückt, sie anzuschauen. Am liebsten hätte er ihr die ganze Zeit in die Augen gesehen. Noch immer erschienen ihm ihre Augen als die blauesten auf der ganzen Welt. Aber auch ihre Beine und die Hüften zogen seine Blicke auf sich. Und Luke liebte die Art, wie Erins kurzes Haar sich im Nacken kräuselte.
Natürlich erinnerte er sich auch noch an viel mehr von ihr …
Niemand schlug vor, dass sie gemeinsam zu Abend essen sollten. Kaum hatten sie das Hotel erreicht, benahm Erin sich wieder sehr kühl und sachlich.
„Ihr wollt also gleich morgen früh aufbrechen?“, fragte sie Luke.
„Ja. Wir fliegen zuerst nach Brisbane und nehmen dann dort mein Flugzeug.“
„Wann soll’s denn losgehen? Um sechs?“
„Sieben Uhr reicht.“
„Gut, dann wird Joey um sieben Uhr fertig sein. Ich werde seine Tasche neu packen. Ein paar Sachen müssen gewaschen werden, die stecke ich in einen Waschbeutel.“
Sie atmete tief ein und drehte nervös ihren Ring am Finger. „Das war ein toller Tag für Joey. Bestimmt wird er eine schöne Zeit mit dir haben.“
Lukes Augen glänzten feucht. „Ich werde gut auf ihn achtgeben.“
„Ja.“ Sie blinzelte. „Das weiß ich.“
Nachdem er gegangen war, machte sie schnell die Tür hinter ihm zu. Dann ließ Erin für Joey ein Bad ein, bestellte beim Zimmerservice etwas zu essen und fing an, die Kleidung des Jungen zu sortieren. Sie hatte Angst, in Tränen auszubrechen. Und das durfte auf gar keinen Fall geschehen.
Ihr Sohn durfte nicht merken, wie es ihr ging. Verflixt, sie war so durcheinander, dass sie nicht einmal wusste, wie sie sich fühlte.
Als es Zeit war, zu Bett zu gehen, sagte Joey: „Ich fände es toll, wenn du mit nach Warrapinya kommen würdest, Mommy.“
„Ach nein, dort kannst du mich nicht gebrauchen“, entgegnete sie schnell. „Bestimmt wirst du mit deinem Dad eine ganz tolle Zeit haben.“
„Aber warum kannst du nicht mitkommen? Dad hat doch nichts dagegen, oder?“
„Wir haben es anders geplant, Joey. Außerdem habe ich hier in Sydney geschäftlich zu tun.“
Joey zog ein Gesicht. „Ich kapier’s einfach nicht.“
„Was kapierst du nicht?“
„Was du gegen Dad hast.“ Er sah sie bittend an. „Dad ist der Größte. Warum magst du ihn nicht, Mom?“
„Es … das ist kompliziert.“ Sie biss sich auf die Lippe. „Luke ist ein toller Mann, Joey. Ein … ein sehr netter Mann.“
Der Junge wartete, als Erin merkte, dass er mit ihrer Antwort unzufrieden war. Wie konnte Erin ihm klarmachen, dass die Liebe manchmal nicht genügte? Sie versuchte es erneut. „Wenn eine Mom und ein Dad entscheiden, dass sie nicht mehr zusammen sein wollen, bedeutet das, sie wollen keine Zeit miteinander verbringen.“
„Aber warum nicht? Magst du diese schmalzigen Sachen nicht – wie küssen und miteinander ins Bett gehen?“
„Joey!“ Erin sah ihren Sohn schockiert an. „Wo hast du das denn her?“
Er zuckte die Schulter. „Meine Freunde reden manchmal über solche Sachen.“ Hoffnungsvoll sah er sie an. „Vielleicht könntest du Dad ja einfach sagen, dass du ihn nicht küssen willst. Dann würde er sagen, für ihn ist das okay. Und dann könntest du einfach mitkommen.“
Begeistert von dieser brillanten Idee, sprang er aus dem Bett. „Warum gehen wir nicht zu ihm und sagen ihm das?“
„Nein!“, rief Erin besorgt.
„Ich kann es ihm auch sagen.“
„Auf keinen Fall!“ Sie packte Joey am Arm
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