JULIA EXTRA BAND 0262
sah Erin ihn an. Sie fühlte sich völlig fertig.
„Ich werde jetzt den Zimmerservice anrufen und sie bitten, dir eine heiße Schokolade und etwas zu essen zu bringen“, sagte sie. „Wir können in meinem großen Bett zu Abend essen, und du kannst dich an mich kuscheln.“
Joey dachte darüber nach. „Was gibt es zum Abendessen?“
„Was hättest du denn gern?“
„Pfannkuchen.“
„Pfannkuchen, um diese Zeit?“ Doch nach kurzem Überlegen zuckte sie die Schulter. „Warum nicht? Ich bin sicher, das kriegen sie hin. Und je früher du schläfst, desto eher siehst du morgen deinen Dad wieder.“
Dafür wurde sie von Joey mit einem breiten Lächeln belohnt.
Was genau war denn unser Problem?
Warum hatte er Erin das gefragt? Schließlich wusste Luke genau, warum ihre Ehe zerbrochen war.
Damals hatte er es nicht kommen sehen. Nichts hatte darauf hingewiesen, dass ein Sturm aufzog. Erst später war Luke klar geworden, dass er Erins Sorgen hätte ernst nehmen müssen. Sie hatte Ängste um das Baby ausgestanden. Lukes einzige Reaktion darauf bestand damals im Versuch, Erin mit Scherzen aufzuheitern.
Als sie sauer auf ihn gewesen war, weil er zu viel Zeit mit dem Vieh verbrachte, hatte er nichts erklärt. Was es bedeutete, eine Ranch zu führen, konnte Erin ja nicht wissen. Doch Luke hatte sich über sie lustig gemacht – was natürlich gedankenlos gewesen war. Aber er hasste nun einmal Konflikte.
Immer wenn es Probleme gab, hatte Luke versucht, Erin durch Zärtlichkeiten zu beschwichtigen. Erin hingegen ging mit Schwierigkeiten eher wie ein Terrier um: In solchen Situationen ließ sie nicht locker.
Doch heute Abend war er der Terrier gewesen, der die Richtung bestimmte. Warum konnte Luke nicht cool bleiben und das Spiel nach ihren Regeln führen? Schließlich waren sie nicht mehr miteinander verheiratet.
Warum fiel es ihm nur so schwer, sich das immer wieder ins Gedächtnis zu rufen?
Was genau war denn unser Problem?
Erin lag auf ihrem Bett und blickte an die Decke. Obwohl sie sich dringend nach ein paar Stunden Schlaf sehnte, ging ihr immer wieder Lukes Frage durch den Kopf.
Wie konnte er nur so tun, als ob er die Antwort nicht wüsste? Das Problem hatte doch auf der Hand gelegen. Alle sahen es, alle außer ihnen beiden. Denn sie waren wie blind gewesen in ihrer Leidenschaft.
Lukes Eltern, ihre Nachbarn, die Helfer auf der Ranch – alle hatten gewusst, dass seine „Yankeebraut“ nicht zu ihm passte. Ihr Geschmack in Bezug auf Kleidung, ihr Akzent, ihre Haltung – alles war falsch.
Die Leute in Warrapinya waren zwar freundlich. Aber sie zeigten Erin mehr oder minder deutlich, dass sie nicht zu ihnen gehörte. Sogar die Hilfskräfte, die Luke für eine Saison anstellte, um die Stacheldrahtzäune zu reparieren, redeten hinter ihrem Rücken über sie.
Trotz allem hatte Erin sich immer schuldig gefühlt, weil es in Wirklichkeit nur Kleinigkeiten waren, die das Ende ihrer Ehe eingeläutet hatten. Schließlich war Luke kein Spieler, auch trank er nicht exzessiv oder schlug seine Frau. Dennoch bildeten die vielen kleinen Probleme schließlich einen unüberwindbaren Berg.
Das war sogar noch vor Joeys Geburt gewesen, bevor die echten Schwierigkeiten begonnen hatten.
Wieder in New York, war Erin alles erst richtig klar geworden. Wie hatte sie nur so dumm sein können, zu glauben, sie könnte irgendwo anders leben?
3. KAPITEL
Erin vernahm benommen, wie ein Schlüssel im Schloss umgedreht wurde. Aber sie war noch viel zu müde, um zu reagieren.
Bewegungslos lag sie im Bett und tauchte nur langsam aus den Tiefen des Schlafs auf. Von weit her hörte sie, wie eine Tür geöffnet und dann wieder geschlossen wurde. Danach war es wieder still. Herrlich! Sie hätte in der Matratze versinken können. Sie hätte …
Plötzlich riss sie die Augen auf. Irgendetwas stimmte nicht. Es war viel zu still. Ging jemand auf Zehenspitzen durchs Zimmer? Ein Eindringling vielleicht?
Sie kniff die Augen zusammen und versuchte, sich im Zimmer zu orientieren. Als Erstes erblickte sie Möbel, die ihr nicht vertraut waren. Vor den Fenstern hingen schwere Vorhänge – aber es sah so aus, als wäre es draußen bereits heller Tag.
Dann hörte sie lautes Flüstern: „Glaubst du, sie ist schon wach?“
Joey.
Ruckartig richtete Erin sich auf, ihr Herz klopfte wie wild. Plötzlich fiel ihr wieder ein, dass sie sich in einem Hotel in Sydney befand. Wie lange hatte sie geschlafen? Und seit wann war Joey bereits wach? Mit wem
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