JULIA EXTRA BAND 0262
schwimmen und zu tauchen. Normalerweise war das eine Szenerie, die ihn zum begeisterten Fotografieren animierte, doch jetzt …
Er konnte sich einfach nichts vorstellen, was ihn heute reizen oder erfreuen könnte, es sei denn, Eleni hätte es sich anders überlegt und …
Mit einem gereizten Knurren sprang Lysander auf die Füße. Die ganze Nacht über hatte er darum gekämpft, die schöne Engländerin aus seinen Gedanken zu verbannen – es war ihm nicht gelungen. Er sehnte sich nach ihrer Gegenwart und wollte einfach nicht akzeptieren, dass sie ihn abgewiesen hatte. Unablässig dachte er darüber nach, wie er sie zurückgewinnen konnte.
Elenis strikte Ablehnung irritierte ihn so sehr, dass er seiner Mutter nach einem leidenschaftlichen Appell ihrerseits heute Morgen versprochen hatte, am Samstag zur Dinnerparty nach Athen zu kommen.
Angeblich war sein Vater seit der Absage seines Sohnes nur noch trübsinnig herumgeschlichen, sodass man befürchtete, er würde ernsthaft krank werden. Das bezweifelte Lysander zwar, da er genau wusste, mit welchen Tricks der alte Dickkopf arbeitete, um seinen Willen durchzusetzen. Doch da Lysander seine Mutter liebte, kapitulierte er.
Seufzend griff er nach seiner Kamera, die er auf einem Felsen neben sich abgelegt hatte, und schlenderte missmutig den Hügel hinab in den Ort zurück.
6. KAPITEL
Eleni hätte sich gern vorgemacht, nur zögernd und eigentlich gegen ihren Willen auf dem Weg zu Lysanders Haus zu sein, aber das wäre eine Lüge gewesen. Deshalb sagte sie sich lieber, dass es im Leben Dinge gab, denen man auf Dauer einfach nicht widerstehen konnte.
Eins davon war der Wunsch zu wachsen – sich über selbst gesteckte Grenzen zu erheben, egal wie schwer es einem auch fiel, den gewohnten Komfortbereich, oder in ihrem Fall besser Angstbereich, zu verlassen.
Ein anderes war der Wunsch, der Stimme des Herzens zu folgen, anstatt alles immer nur mit dem Verstand zu beurteilen.
Und ihr Drang, Lysander wiederzusehen, hatte sich inzwischen zu einem fiebrigen Verlangen gesteigert, das keinen Raum mehr für andere Gefühle ließ. Eleni musste sich geschlagen geben.
Und nun, da sie auf der schlichten Holzveranda vor dem weiß gekalkten Haus mit Blick auf den Hafen stand, waren ihre Hände feucht vor Angst, und das Herz klopfte zum Zerspringen. Während sie mechanisch die Handflächen an ihrem jadegrünen Leinenkleid abwischte, schluckte Eleni heftig und wünschte sich fast, Lysander wäre nicht da, damit er sie gar nicht erst in diesem aufgelösten Zustand zu Gesicht bekam.
Doch kaum hatte sie zu Ende gedacht, da öffnete sich die himmelblau gestrichene Haustür, und er stand vor ihr. Ohne Hemd, in abgeschnittenen Jeans, und starrte sie mit dem gleichen Verlangen an, das wie flüssige Lava in Elenis Adern pulsierte.
„ Kalimera , Eleni. Hast du schon gefrühstückt?“, fragte er so beiläufig, als habe er erwartet, sie heute Morgen vor seiner Tür zu sehen.
Sie schüttelte den Kopf. „Nein.“
Lysander fasste nach ihrer Hand und zog sie in die Kühle des Hauses. „Gut, ich nämlich auch noch nicht.“ Keine Sekunde wandte er seinen sengenden Blick von ihrem Gesicht. „Und womit, denkst du, sollen wir unser beider Hunger stillen?“
„Lysander …“ Ihre dunklen Augen flehten um Verständnis. „Ich weiß, ich hätte nicht kommen dürfen, aber …“
„Ich habe dich letzte Nacht sehr in meinem Bett vermisst, Eleni. Meine erotischen Fantasien haben mich fast um den Verstand gebracht. Es ist wie ein Fieber.“ Seine schonungslose Offenheit verschlug ihr die Sprache. „Und jetzt, da ich dich in Fleisch und Blut vor mir habe, ist es noch viel schlimmer geworden. Fühlst du das?“
Er presste ihre Hand gegen seine heiße Stirn und lächelte träge über ihren verstörten Gesichtsausdruck. „Siehst du? Ich verbrenne fast. Und dafür gibt es nur ein Heilmittel …“
Lässig strich er ihr eine dunkle Haarsträhne aus dem Gesicht und fuhr mit den Fingern seitlich über ihren Hals bis hinunter zu der kleinen Mulde an Elenis zart gewölbter Kehle, wo man ihren heftigen Pulsschlag tasten konnte.
Hastig senkte sie den Blick und schluckte trocken. „Lysander, ich … ich habe darüber nachgedacht, was du gesagt hast.“
„Ich brauche keine Erklärung, warum du deine Meinung geändert hast. Hauptsache, du bist hier, bei mir. Damit sind meine Gebete erhört worden.“
„Aber wir können doch nicht einfach …“, protestierte Eleni lahm. „Meinst du nicht, wir sollten
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