JULIA EXTRA BAND 0262
sich zu einem nahezu boshaften Lächeln. Er würde diese Probleme lösen – alle.
Braut und Bräutigam verließen die Kirche und schritten an ihm vorbei, doch er schenkte ihnen kaum einen Blick. Nein, allein die einzig erwachsene Brautjungfer mit dem goldschimmernden blonden Haar zog seine ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich. Sie entfachte die immer noch schwelende Glut in ihm, die sich nicht löschen ließ. Er wollte sie noch immer, und er wollte sie in seinem Bett. Die faszinierende Sorcha Whittaker mit den geheimnisvoll grünen Augen, dem sanft fließenden Haar und dem Körper, für den ein Mann sterben würde.
Er ließ sie nicht aus den Augen, fixierte sie – er wollte ihre Reaktion beobachten, wenn sie ihn das erste Mal wiedersah nach … Wie lange war es jetzt her? Sein Puls begann zu rasen. Sieben Jahre? Eine Minute? Eine Ewigkeit?
Er sah, wie sie erbleichte und ihre Schritte sich verlangsamten, bis sie für eine Sekunde beinahe anhielt. Die Zeit schien stillzustehen, als er ihr in die Augen blickte und sie ihn vollkommen fassungslos ansah.
Cesare bemerkte, wie ihre Lippen zu zittern begannen, und für einen Moment kostete er seinen Triumph aus, bis die Leidenschaft ihn übermannte. Er wollte sein Verlangen nach ihr stillen – hier und jetzt.
Danach würde er sie für immer verlassen.
Einen Augenblick lang fühlte er sich machtlos – genauso machtlos wie sie ihn vor Jahren zurückgelassen hatte. Doch schon bald würde sie ihre Rolle als Brautjungfer erfüllt haben, und dann konnte ihn nichts daran hindern, sich ihr endlich zu nähern.
„Braut oder Bräutigam?“, fragte die attraktive Brünette in cremefarbener Seide, die neben ihm stand.
Cesare schluckte, denn seine sinnlichen Erinnerungen hatten seine Begierde entfacht. Er ließ seinen Blick kurz über die Frau neben sich schweifen, der unverhohlen die Lust in den Augen stand. „Bräutigam“, antwortete er trocken. „Und Sie?“
„Hm. Ich auch. Er hat behauptet, dass einige umwerfende Männer hier sein würden, und ich muss schon sagen – er hat nicht gelogen!“ Die Brünette sah ihm mit einem verführerischen Augenaufschlag tief in die Augen. „Würden Sie mich vielleicht zum Empfang mitnehmen?“
Cesare lächelte kühl. „Warum nicht?“
Vor der Kirche stand Sorcha inmitten der Hochzeitsgesellschaft, und sie hatte das Gefühl, als würden von allen Seiten mindestens tausend Fotos gemacht. Ihr Lächeln war mittlerweile schon regelrecht erstarrt.
Ihr Blick schweifte zum Portal der kleinen Kirche, aus der gerade eine große, breitschultrige Gestalt trat, die den Kopf einziehen musste, um sich nicht zu stoßen. Sorcha verspürte plötzlich einen stechend scharfen Schmerz, so als hätte ihr jemand gewaltsam das Herz aus der Brust gerissen.
„Sorcha! Hallo! Schau in die Kamera!“
Mit großer Mühe riss sie ihren Blick von ihm los und wurde sofort vom Blitzlicht geblendet. Als sie wieder klar sehen konnte, war er verschwunden. Ihr Bruder Rupert stand in einer Gruppe nicht weit von ihr. Rasch eilte sie zu ihm hinüber und ignorierte dabei die bewundernden Kommentare seiner Gesprächspartner. Ihr Mund fühlte sich trocken an, ihr Herz schlug heftig. Und es schmerzte. Das hätte es nicht tun sollen, aber es war so.
„Wer, zum Teufel, hat Cesare di Arcangelo eingeladen?“, fauchte sie, obwohl sie nach außen hin immer noch lächelte.
„Oh, er ist also hier, ja?“ Rupert schaute sich suchend um, wobei ein merkwürdiges Funkeln in seine Augen trat. „Gut.“
„Gut?“ Sorcha war verzweifelt bemüht, die Ängste, die sie plötzlich mit Macht bestürmten, zu unterdrücken.
Allein der Anblick seiner schwarzen Augen hatte sie in eine andere Zeit und an einen anderen Ort zurückgeführt, eine Zeit und ein Ort, die ihr nicht behagten. Doch gleichzeitig spürte sie die Ironie der Lektion, die sie seitdem gelernt hatte – so sehr sie unter ihm gelitten haben mochte, kein anderer Mann hatte sich je mit ihm messen können. Und lediglich dieser eine Blick hatte sie daran erinnert, warum es so war.
Sie holte tief Luft und bemühte sich um äußere Ruhe. „Rupert, wusstest du, dass er hier sein würde?“
Es entstand eine kleine Pause. „Ähm … so in etwa.“
„So in etwa? Und Emma vermutlich auch, da sie die Braut ist?“
„Ja. Ralphs Familie macht viele Geschäfte mit di Arcangelo. Das weißt du doch, Sorcha.“
Ja, das wusste sie – aber es war eine dieser Sachen, die man zwar wusste, aber über die man nicht weiter nachdachte.
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