JULIA EXTRA BAND 0262
Familie haben, wie du vermutlich auch.“
Sie erhaschte einen kurzen Blick auf seine Zukunft und sah, dass sie darin keinen Platz hatte. Also war dies wirklich das Ende. Sorcha schluckte das Gefühl eines furchtbaren Verlusts hinunter.
„Um wie viel Uhr geht dein Flieger?“
Cesares Gesicht zeigte keinerlei Reaktion, er gab nichts preis. Stattdessen redete er sich ein, dass der kurze Stich in seinem Herzen lediglich Überraschung war. Er sollte ihr applaudieren, weil sie so gefasst und souverän reagierte. Wie oft schon hatte er eine Geliebte verlassen, und die hatte geschluchzt und gebettelt, dass er nicht gehen dürfe?
„Um acht.“ Er hob den Arm, um auf seine Uhr zu schauen. „Ich möchte gehen und mich noch von den Mitarbeitern in der Fabrik verabschieden.“
„Willst du …?“ Sie lächelte zaghaft, doch sie würde ihn nicht in die unangenehme Situation bringen, dass er sie würde abweisen müssen. Sie legte genau das richtige Maß an Leichtigkeit in ihre Frage. „Willst du, dass ich mitkomme und dir zum Abschied wild hinterherwinke?“
Cesare kam der Gedanke, dass Sorcha Whittaker wirklich sein Gegenstück sein musste, wenn sie einen solch lässigen Kommentar abgeben konnte, wo er doch endgültig aus ihrem Leben verschwand. Bedeutete er ihr tatsächlich so wenig? Verdammt sollte sie sein … verdammt!
Er hatte es nicht gewollt, aber er wusste, dass er es ein letztes Mal tun musste. Während er nach ihr griff, presste er sich bereits an sie, sodass sie seine harte, neu erwachte Erregung spüren konnte. Er sah, wie sich ihre Augen vor Überraschung und Lust weiteten. Zärtlich lehnte sie sich an ihn.
„Das ist nicht nötig“, murmelte er. Er zog den Reißverschluss seiner Hose auf und streifte ein letztes Mal das Kondom über. „Denn wenn ich mich an dich erinnere, will ich mich genau … so an dich erinnern.“
Sorcha war froh, dass er nicht sanft, sondern bestimmt und ungezügelt war, denn so konnte sie so tun, als wäre ihr ersticktes Schluchzen eines der Begierde und nicht des Schmerzes.
Vielleicht war es besser so.
10. KAPITEL
„Stimmt etwas nicht, Liebes?“
Sorcha legte die Morgenpost auf dem Frühstückstisch ab und schenkte ihrer Mutter ein Lächeln, das genauso schmerzte wie ihr Herz. „Nein, es ist alles in Ordnung. Wie kommst du darauf?“
Virginia Whittaker goss Tee in feine Porzellantassen und fügte jeweils ein Stück Zitrone hinzu. „Du wirkst ein wenig … abwesend?“, bemerkte sie vorsichtig.
Wenn man über eine bestimmte Sache hinwegkommen wollte, durfte man nicht mehr darüber sprechen. Also lächelte Sorcha gelassen und nahm die Teetasse entgegen, die ihre Mutter ihr reichte.
„Oh, wahrscheinlich liegt das noch an der ganzen Aufregung wegen meiner Blitzkarriere als Saucen-Model“, erwiderte sie leichthin.
„Und es hat vermutlich nichts mit der Tatsache zu tun, dass Cesare di Arcangelo nicht mehr hier ist?“, fragte ihre Mutter beiläufig.
Allein die Erwähnung seines Namens ließ sein dunkles, spöttisches Gesicht in voller Klarheit vor ihrem inneren Auge erstehen. In der Art und Weise, wie er sich mit kalter Gefühllosigkeit von ihr verabschiedet hatte, schien er sich über sie lustig zu machen. Zwei formelle Küsse auf die Wange gefolgt von einem kühlen Blick aus schwarzen Augen.
Sorcha blutete das Herz. Sie hatte das Gefühl, etwas verpasst zu haben – so als hätte sie ihre Karten in Bezug auf Cesare nicht richtig gespielt. Aber menschliche Beziehungen waren kein Spiel, oder?
Zu ihrem Gefühl des Verlusts gesellte sich außerdem noch die Erkenntnis, dass die Firma zu klein war für zwei Chefs. Das hier war Ruperts Reich, nicht ihres – und jetzt gab es zudem noch viel zu viele Erinnerungen an Cesare, sodass sie sich hier niemals einfügen würde. Man hatte ihr eine Stelle in der neuen Fabrik angeboten, aber sie wollte nicht in eine Gegend ziehen, wo sie niemanden kannte – das würde ihr Gefühl der Isolation noch verstärken.
Die Stimme ihrer Mutter durchbrach ihre Gedanken. „Ich nehme an, du vermisst deine Affäre mit ihm?“
Die Teetasse wäre Sorcha beinahe entglitten. Mit zitternder Hand stellte sie sie ab.
„Du … du wusstest es? Du wusstest, dass ich eine Affäre mit Cesare hatte?“
Virginia seufzte. „Oh, Sorcha – natürlich wusste ich es. Jeder wusste es. Es war absolut offensichtlich, auch wenn du alles dafür getan hast, es zu verbergen.“
Also war all die Mühe umsonst gewesen! Ihre kläglichen Versuche der Geheimhaltung
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