JULIA EXTRA BAND 0263
bereits zu weit vorgewagt, jetzt gab es kein Zurück mehr. „Was ich damit sagen wollte: Historisch betrachtet, müssten die antiken Rosen ein Teil des Hauptgartens sein, aber ich denke, es würde besser funktionieren,wenn man sie hier pflanzen würde.“
„Ja?“, erwiderte Gino und gab ihr damit zu verstehen, dass sie fortfahren und sich noch tiefer in die Bredouille reiten sollte.
„Nun, ähm, sehen Sie, ich habe mich zu Beginn danach gerichtet, was ich für den Wunsch der Familie hielt, ich habe versucht, die … ähm … historischen Elemente des Hauptgartens mit der … nun … ästhetischen Komponente zu verbinden, aber in mancherlei Hinsicht könnte es sein, dass keins der beiden Ziele wirklich erreicht wird. Wohingegen …“
Sie holte tief Luft.
„… wenn wir diese Mauer als eine Art zeitliche Trennungslinie benutzen würden, könnten wir hier einen historischen Spaziergang anlegen zur Entwicklungsgeschichte von Rosensorten, angefangen im sechzehnten Jahrhundert mit Spezies wie ‚Eglantine‘ und ‚Austrian Copper‘ und … und …“ Verdammt! „ … ‚Maiden’s Blush‘ …“ Puh! „… bis hin zu Hybridteepflanzen, die man seit 1867 kultiviert hat …“ Stimmt das Datum? „ … und zwar vom einen Ende der Mauer bis zum anderen. Das würde außerdem bedeuten, dass wir den Hauptgarten wirklich dramatisch gestalten könnten.“ Sie gab es auf, Rowie zu spielen, und wurde für eine Sekunde zu Rox. „Und ich liebe dramatische Gärten, Sie nicht auch?“
Harlans Grund Nummer vier: „Du glaubst immer, dass die Leute dir zustimmen müssen.“
„Farbe, Duft und exotische Formen“, fuhr sie fort, denn sie wusste, dass es jetzt ohnehin zu spät war aufzuhören und sie genauso gut das Beste daraus machen konnte. „Ein Garten, in dem man sehen, riechen, fühlen und erleben kann, und das voller Leidenschaft!“
Gino starrte sie erneut konsterniert an.
Das konnte er wirklich gut.
„Warum, in aller Welt, haben Sie das nicht von Anfang an vorgeschlagen?“, fragte er.
Diesmal war Rox konsterniert. „Sie meinen, Ihnen gefällt die Idee?“
„Ja. Sehr sogar. Sie haben recht. Wir sollten Geschichte und Drama voneinander trennen. Warum haben Sie das nicht schon früher vorgeschlagen?“
„Ich … ich dachte … bei der Besprechung … Sie wollten …“
„Ich kann mich nicht erinnern, so etwas gesagt zu haben.“
„Nun, Francesco …“
„Hm, Francesco könnte etwas in der Richtung bemerkt haben, aber ich bezweifle, dass er sich stark damit befasst hat. Sagen Sie, ist es zu spät, es auf diese Art zu machen? Müssten wir die Bestellung der Rosen drastisch ändern oder den Zeitplan?“
Oh Gott, woher soll ich das wissen?
„Ich … ich muss meine Notizen durchgehen.“
Und sie musste Rowie anrufen, selbst wenn es in Florida gerade mal sechs Uhr morgens war.
„Tun Sie das, und dann geben Sie mir die Antwort so schnell wie möglich. Mir gefällt das neue Konzept besser.“
Er ging bereits in Richtung Haus und rief Pias Namen. Doch die Kleine reagierte nicht. Sie warf Kieselsteine auf die Wiese. „Pia, es ist an der Zeit, dass du jetzt kommst“, mahnte er streng. „Und ich dulde keinen Unsinn!“
Pia griff nach einem weiteren Stein und sah genauso missmutig aus wie ihr Dad.
„Gehen Sie schon rein“, sagte er zu Rox. „Ich kümmere mich darum.“
Drinnen im Palazzo, wo Pias frustrierte Schreie nur gedämpft zu hören waren, teilte die Hausangestellte Roxanna wenig später mit, dass sie einen Anruf habe. „Von Francesco.“
„Oh, ähm, ja, ich nehme den Anruf auf meinem Zimmer entgegen“, antwortete Rox und ging die Treppe hinauf.
„Hallo, Francesco!“
„Du bist zurück? Es tut so gut, deine Stimme zu hören.“ Sein Atem schien geradewegs durch den Hörer in ihr Ohr zu hauchen. „Als du in London warst, habe ich dich in Ruhe gelassen. Ich wusste, dass du Zeit brauchtest. Aber ich habe dich vermisst, so wie eine durstige Blume den Regen. Hast du mich auch vermisst, Sweetheart?“
„Ich habe an dich gedacht …“ Das stimmte, aber nicht so, wie er glaubte.
„Und hast du eine Entscheidung getroffen?“
„In welcher Hinsicht …“ Rox ließ die Worte zwischen ihnen schweben, in der Hoffnung, dass er den Faden für sie weiterspinnen würde. Obwohl sie sich ziemlich sicher war, worüber er redete.
Stattdessen deutete er ihr Zögern als eine Antwort, die ihm nicht gefiel. „Habe ich dir nicht genug Zeit gegeben? Sogar mehr als das? Lass mir dir eins sagen, mein
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