JULIA EXTRA BAND 0263
kleiner amerikanischer Liebling, es gibt einen Punkt, an dem die Zurückhaltung einer Frau nicht mehr interessant ist, sondern einen Mann nur verärgert.“
Verärgert?
Roxanna dachte an die lange, tränenreiche Begegnung mit Rowie in London, als sie sich eigentlich über die Details des Gartens der Di Bartolis hätten unterhalten sollen. Sie dachte an Rowies Selbstzweifel, ihre ängstliche Sorge, was sie fühlte und was Francesco wirklich wollte.
Francesco hatte eine Verlobte, verdammt noch mal! Er hatte all diese heißblütigen, romantischen, äußerst südländischen Dinge zu Rowena gesagt, aber liebte er sie wirklich? Würde er für sie seine Verlobte Marcellina verlassen? Wohl kaum.
„Du willst jetzt sofort eine Antwort?“, fragte Rox.
„Und ob! Ich verzehre mich nach dir, Rowena. Marcellina bedeutet mir nichts. Natürlich werde ich sie heiraten, ja, denn das, verstehst du, schulde ich meiner Familie, aber du wirst für mich immer …“
„Okay, hier ist meine Antwort. Scher dich zum Teufel! Ist das entschieden genug für dich?“
„Rowena …?“
„Scher dich zum Teufel, Francesco di Bartoli! Alles klar jetzt?“
Sie wartete die Antwort nicht ab, sondern knallte voller Befriedigung den Hörer auf die Gabel.
3. KAPITEL
„Also … ähm … ich habe in deinem Namen Francescos Angebot abgelehnt, Rowie.“
Sie hatten die Veränderung des Gartenkonzepts bereits besprochen. Um kurz nach sechs Uhr morgens in Florida war Rowena zwar ein wenig überrascht gewesen, doch sie hatte schnell Gefallen daran gefunden und die neuen Möglichkeitenbegeistert aufgegriffen.
Sie war von der Idee einer historischen Trennlinie begeistert, und ja, an der Bestellung der Rosen musste dafür kaum etwas korrigiert werden. Sie konnte Roxanna genau erklären, welche Veränderungen sie vornehmen musste.
Zwischenzeitlich würde sie an zweisprachigen Hinweisschildern arbeiten, die zu jeder Rosensorte die jeweilige Geschichte erläuterten. Sie würde auf die historische Entwicklung in Kosmetik und Medizin eingehen.
Wenn sie noch ein wenig mehr auf diesem Gebiet nachforschte …
Schon nach wenigen Minuten klang Rowena viel enthusiastischer und selbstbewusster als noch vor zwei Tagen in London. Sie liebte ihre Arbeit heiß und innig, und wenn sie jetzt noch einen Therapeuten fand, der ihr dabei half, den Rest ihres Lebens in den Griff zu bekommen, dann würde sie auch bald einem Mann begegnen, der sie weit mehr verdiente als ein Francesco di Bartoli.
Rox hielt den Atem an, während sie auf die Reaktion ihrer Schwester auf ihr eigenes Telefonat mit diesem Mann wartete.
„Oh, hast du das? Absolut hundertprozentig abgelehnt?“, hakte Rowie nach.
„Ähm, ja. Ziemlich hundertprozentig, würde ich sagen. Ich habe den Hörer aufgeknallt, was meine Aussage noch unterstrichen haben dürfte.“
„Du hast den Hörer aufgeknallt?“
„Ähm, ja.“
Bitte schrei mich nicht an, Rowie …
„Oh, vielen Dank!“, sagte ihre Schwester. „Es ist … das Beste. Ich hätte ihm niemals das geben können, was er wollte.“
Rowena hatte offensichtlich noch gar nicht daran gedacht, dass Francesco aus Rache dafür sorgen könnte, dass sie gefeuert wurde. Rox wollte ihr aber zunächst keine Angst einjagen, solange noch die Chance bestand, dass Francesco das Ganze auf sich beruhen ließ.
„Also wirklich, Rowie!“, schimpfte sie stattdessen. „Er hätte dir niemals geben können, was du wolltest! Oder was du verdienst!“ Sie erzählte ihr nun ein wenig ausführlicher von ihrem Telefonat mit Ginos jüngerem Bruder, einschließlichseines netten kleinen Plans, die wohlhabende, einflussreiche Marcellina zu heiraten und sich Rowena nebenbei für ein bisschen Spaß in petto zu halten. „Ich habe ihm gesagt, dass er sich zum Teufel scheren soll, bevor ich den Hörer aufgeknallt habe.“
Rowie lachte. „Wow! Das muss ich mir einen Moment bildlich vorstellen.“ Sie lachte erneut. Dann seufzte sie. „Na ja, es war schmeichelhaft, so lange es dauerte.“
„Schmeichelhaft? Nicht erschütternd?“
„Doch, erschütternd auch. Er hat so viele wundervolle Dinge zu mir gesagt. Ich … ich dachte … ich wollte … Selbst wenn ich nur die Hälfte davon geglaubt habe, das war genug. Es tut gut, bei Mom und Dad zu sein. Ich habe einen langen Weg vor mir, das sehe ich jetzt ein. Montag werde ich anfangen, nach einem geeigneten Therapeuten zu suchen.“
„Ich hab dich lieb, Rowie.“
„Ich dich auch, Rox.“
Gino trug Pia durch die Vordertür.
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