JULIA EXTRA BAND 0263
sieht wirklich nach einem sehr üblen Fleck aus, das muss ich schon sagen.“
Pia lachte noch lauter, und Ginos Herz war erfüllt von tiefer Freude. Endlich hatte er seine Tochter einmal zum Lachen gebracht und nicht zum Weinen oder Schreien. Er konnte jetzt wirklich nicht die Stimmung ruinieren und die Madison-Schwestern feuern.
Rox tat zuerst so, als würde sie eine Pinzette benutzen, dann Brechstange und Fleckensalz, und danach erklärte sie, dass Pia auf „wundersame Weise bereinigt“ worden war. Die Kleine spielte mit. Immer noch kichernd, nickte sie und lief davon, nachdem Rox ihr versprochen hatte, sie später draußen zu treffen.
Pia schloss die Tür und ließ die beiden allein. Rox schaute Gino direkt in die Augen und fragte kühn wie immer: „Also? Darf ich jetzt auspacken?“ Eine Sekunde später schaute sie ein wenig bescheidener drein und fügte mit wesentlich zurückhaltenderer Stimme hinzu: „Bitte?“
Gino zwang sich zu einer Miene, die viel mehr Strenge ausdrückte, als er empfand. Er hörte noch immer Pias Lachen, und das wärmte etwas in seinem Inneren, das er bereits verloren geglaubt hatte. „Ihre Manieren und Ihr flehendes Gesicht bringen Ihnen gar nichts“, entgegnete er. „Meine Entscheidung ist bereits getroffen.“
Roxanna nahm seinen harschen Ton ohne mit der Wimper zu zucken hin und nickte. „Ja, natürlich. Ich verstehe.“
„Ich werde Sie hierbehalten, damit Sie das Projekt bis zur Beendigung überwachen. Als Gegenleistung verlange ich, dass Sie etwas Zeit mit Pia verbringen, wenn Sie können.“
„Oh! Oh, danke schön! Natürlich werde ich Zeit mit Pia verbringen. Nichts täte ich lieber.“
„Wenn ich nach Fertigstellung des Projekts zufrieden bin, wird Ihre Schwester ihr entsprechendes Zeugnis bekommen und ihrer beruflichen Vita hinzufügen können. Wenn ich nicht zufrieden bin, werden Sie sich wünschen, an diesem Punkt von sich aus gegangen zu sein.“
Rox war viel zu erleichtert, um sich von dieser Drohung einschüchtern zu lassen. Sie ignorierte sie einfach, und gleichzeitig glühten ihre Wangen.
„Sie werden zufrieden sein“, versprach sie. „Rowie ist ganz begeistert von der neuen Idee. Sie hat mich gestern Abend angerufen. Sie hat bereits einen ersten Text für die Hinweisschilder geschrieben, die sie an jeder antiken Rose anbringen will.“
„Ich freue mich schon darauf, ihr Konzept genauer zu studieren“, entgegnete Gino. Er war sorgsam darauf bedacht, sich nicht zu deutlich von Roxannas unbändigem Enthusiasmus anstecken zu lassen – es war erstaunlich schwer.
„Sie kann Ihnen die Texte jederzeit per E-Mail zuschicken. Sie hatte auch einige Anweisungen an die Gärtner für diesen Morgen. Ich gehe jetzt nach draußen und gebe sie weiter, wenn Sie mich nicht hier im Haus für irgendetwas brauchen.“
„Nein, ich brauche Sie nicht. Ich werde den ganzen Morgen beschäftigt sein.“
Nun, er hatte ihre Audienz ganz eindeutig beendet, dachte Rox, als sie aus dem Haus ging.
Gino di Bartoli war ein arroganter Mann, daran gewöhnt, dass man ihm gehorchte und sich seinem Willen unterwarf. Erhatte sehr deutlich gemacht, dass sie nur aus einer gnädigen Laune seinerseits heraus noch hier war und dass sie und ihre Schwester besser eine tadellose Leistung ablieferten.
Was eigentlich nur fair war, wenn man darüber nachdachte.
Rox dachte darüber nach. Es blieb den ganzen Tag in ihrem Hinterkopf, während sie die Gärtner anleitete, Pia eine weitere spontane Klavierstunde gab und gegen fünf über einem Glas Eistee mit Maria eine Verschwörung bezüglich der Frage, wo man in Zukunft essen sollte, anzettelte.
Allerdings dauerte es etwas, Maria für ihren geheimen Plan zu gewinnen.
„Signora Angele fand es wichtig, dass Kinder lernen, wie man eine Mahlzeit mit anständigen Tischmanieren zu sich nimmt, Dr. Madison“, erklärte Maria, „und ich weiß, dass Signor Gino ihr darin zustimmte.“
„Und ich stimme auch zu“, bekräftigte Rox, „aber das bedeutet doch sicher nicht, dass Pia dreimal am Tag in diesem riesigen Speisesalon ein Drei-Gänge-Menü essen muss? Und ich auch? Frühstück und Lunch dauern dann viel zu lange, während ich schon längst draußen im Garten sein müsste.“
„Na ja, da ist das Sonnenzimmer, in dem die Familie manchmal isst, besonders im Sommer“, meinte Maria zögerlich, „aber Signor Gino hat Ihnen den Raum als Büro zur Verfügung gestellt, also kann es nicht anderweitig genutzt werden.“
„Oh, das ist doch nicht
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