JULIA EXTRA BAND 0263
Gartenarchitektin zu beschäftigen – auch wenn Sie das möglicherweise seltsam finden“, meinte er mild, „dass ich solchen Wert darauf lege, dass Sie über tatsächliche Qualifikationen auf diesem Feld verfügen …“
Ja. Touché. Hatte sie auch nur die geringste Chance, ihn zu überzeugen?
„… aber als Lehrerin, wo Sie nicht nur qualifiziert wären, sondern auch noch ausgestattet mit den richtigen …“
Er zögerte, suchte nach dem korrekten Wort.
„Fähigkeiten?“, schlug sie vor.
„Ja, Fähigkeiten, aber das ist nur ein Teil davon“, stimmte Gino zu und nickte. „Empfindungsvermögen, Instinkt, Vorstellungsgabe und Energie.“
„Aber keine Geduld.“
„Die würden Sie nicht brauchen, wenn Sie mit talentierten Kindern arbeiteten. Sie müssten stattdessen zusehen, dass Sie mit ihnen mithalten.“
„Hmm“, sagte Rox. Für einen Moment überlegte sie. „Vielen Dank, ich werde … ich werde …“
„Darüber nachdenken.“
„Ja, das werde ich.“
Und in ihrem Zimmer lag sie später die halbe Nacht wach und tat genau das.
Sie dachte an das Unterrichten und an gescheiterte Castings und an all die Situationen, in denen Harlan sie klein gemacht hatte. Sie dachte an Pias Knoblauchzopf und die wunderbare Wärme in der alten Küche. Sie dachte an die Form und Textur von Gino di Bartolis nacktem Oberarm, den er auf den Küchentisch aufgestützt hatte, und an den köstlichen Geschmack seines Mundes bei diesem trickreichen, unverzeihlichen, fantastischen Kuss.
Und wieder einmal schlief sie nicht vor vier Uhr ein.
5. KAPITEL
Es war zwei Minuten vor zehn Uhr.
Mit anderen Worten – Roxanna Madison hatte noch zwei Minuten, danach wäre sie zu spät. Gino wünschte sich Letzteres. Hoffentlich kam sie viel zu spät, am besten eine Dreiviertelstunde oder mehr. Dann verfügte er nämlich über den Vorwand, den er brauchte, um sie zu feuern, ohne sich dabei kleinkariert oder engstirnig vorzukommen.
Er fühlte sich hin und her gerissen.
Er misstraute seinen eigenen Motiven.
Und an diese Gefühle war er weder bei Angestellten noch bei Frauen gewöhnt.
„Was ist mit meinem Urteilsvermögen passiert?“, murmelte er laut.
Normalerweise hatte er weder mit einer Einstellung noch mit einer Entlassung Probleme. Das Familienunternehmen suchte auf jedem Gebiet nach den Besten und bot ihnen das entsprechende Geld und die nötige Arbeitsumgebung, damit sie blieben und die erwartete Leistung erbrachten. Wenn das nicht der Fall war – was sehr selten vorkam –, entließ man den entsprechenden Mitarbeiter, in der Regel mit einer großzügigen Abfindung.
Und was die Frauen anbelangte …
Alle seine Freundinnen vor seiner Heirat hatten in die jeweiligen Lebensumstände gepasst. Während des Studiums war er mit wilden Partygirls ausgegangen. Als er dann ins Familiengeschäft eingestiegen war, hatte er sich mit weiblichen Führungskräften aus befreundeten Firmen verabredet.
Als er schließlich Angele traf, signalisierte alles an ihr, dass sie zum Heiraten geeignet war. Kein falscher Mann in ihrer Vergangenheit, die richtigen gesellschaftlichen Ambitionen und nicht zu viele berufliche. Mit siebenundzwanzig war Gino damals sehr stolz auf sein unfehlbares Urteil.
Doch dann hatte die Ehe nicht funktioniert.
Und das war für sie beide so offensichtlich gewesen, dass es über ihre Scheidung nie eine Diskussion gab.
Es klopfte diskret an seine Bürotür. Seine Uhr zeigte exakt zehn.
„Herein“, rief er. Seine Entscheidung bezüglich der Zukunft des Madison-Gartenprojekts war immer noch unsicher.
Drei Sekunden später war alles klar.
Denn Roxanna hatte Pia dabei. Genau genommen klebte seine Tochter an ihr. Pia saß auf einem von Roxannas Turnschuhen und hatte Arme und Beine um eine äußerst wohlgeformte Wade geschlungen.
„Tut mir leid“, sagte Roxanna fröhlich. „Irgendetwas klebt an meinem Fuß, und ich bekomme es einfach nicht ab. Vor der Tür habe ich einen Schmutzschaber gesehen, meinen Sie, der könnte helfen?“
Pia kicherte und lachte vergnügt, und Roxanna hatte ganz offensichtlich genauso viel Spaß wie seine Tochter, sodass Gino es einfach nicht übers Herz brachte, streng zu einer von beiden zu sein. Pia brauchte solche Momente in ihrem Leben. Vielleicht brauchte sie eine Frau wie diese …
„Es könnte klappen“, antwortete er in Bezug auf den Schmutzschaber. „Oder wie wäre es mit einer Pinzette? Einem Brecheisen? Maria hat, glaube ich, auch Fleckensalz in der Waschküche. Es
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