JULIA EXTRA BAND 0263
einfach großartig“, sagte Rowena Donnerstagabend am Telefon, nachdem sie die letzten Instruktionen durchgesprochen hatten, die Rox den Gärtnern geben würde, ehe sie am nächsten Morgen in die Heimat zurückflog. „Ich habe deine Lebensplanung durcheinander gebracht, meinetwegen hast du deine eigenen Karrierepläne zurückgestellt …“
„Nein, Rowie.“
„Doch! Wir können es ruhig offen aussprechen! Deine ganzen Magazine werden hierher nachgesendet, und ich habe gesehen, wie viele Castings du verpasst.“
„Das ist kein Problem. Wirklich nicht.“
Wie sollte sie all das ihrer Schwester in einem Ferngesprächerklären? Ihre Einstellung hatte sich verändert, ihr waren einige Dinge klar geworden, und sie sah ihre professionelle Zukunft nun in einem neuen Licht. Sie würden in Ruhe darüber sprechen müssen, wenn sie wieder in den Staaten war.
Nachdem sie das Telefonat beendet hatte, ging Roxanna zur Fensterbank hinüber und blickte auf die mondbeschienenen Reihen an Weinreben, die hinter dem neu gestalteten Garten lagen.
Wie stand sie jetzt zum Singen? Es war immer noch wichtig …
Aber privater. Sie wollte es für sich selbst tun, nicht für ein Publikum. Als kreativer Ausdruck ihrer selbst und nicht, weil sie einem Mann gegenüber etwas beweisen wollte, mit dem sie zufälligerweise einmal verheiratet gewesen war.
Sie räusperte sich und stimmte vorsichtig einen Ton an.
Hallo, Gesangsstimme. Wie geht es dir heute?
Hm, nicht schlecht.
Sie sang eine Tonleiter, klar und kraftvoll, und ohne weiter darüber nachzudenken stimmte sie „Moon River“ an – ein bisschen kratzig zu Beginn, doch dann rauchig, tief und gefühlvoll.
Es war ein so schöner, wunderlicher Song – eine Frau konnte sich in den sehnsuchtsvollen Textzeilen von Johnny Mercer verlieren.
Sie hörte nicht, wie die Tür geöffnet wurde, aber ein paar Minuten später, als sie den Song beendet hatte, da vernahm sie Ginos Applaus. Sie keuchte auf, drehte sich um und sah ihn an.
„Es tut mir leid, dass ich mich so hereingeschlichen habe“, entschuldigte er sich sofort, „aber ich habe dich draußen auf dem Gang gehört, nachdem ich Pia Gute Nacht gesagt hatte. Es war wunderschön, und ich wusste, dass du aufgehört hättest, wenn du mich bemerkt hättest.“
Aus irgendeinem Grund musste sie lächeln. „Wunderschön? Wirklich? Danke.“ Es bedeutete ihr sehr viel, dass Gino ihr dieses Kompliment gemacht hatte.
„Du bist sehr gut.“ Er trat weiter in den Raum hinein, und sie kam ihm entgegen, bis sie in der Mitte des Zimmers vor ihm stand.
„Aber ich bin nicht umwerfend“, entgegnete sie und blicktezu ihm hoch.
„Es gibt genug Sängerinnen, die in Hotelbars ein anständiges Auskommen finden, auch wenn sie nicht umwerfend sind.“
„Nur, dass es nicht das ist, was ich will. Ich bin der Allesoder-Nichts-Typ. Haben wir darüber nicht schon zur Genüge gesprochen?“
„Doch, das haben wir. Und ich könnte mir dich nicht anders vorstellen.“
„Du hast mir etwas sehr Wichtiges gegeben, während ich hier war, Gino – die Erkenntnis, dass ich unterrichten kann, dass ich gut darin wäre und es mir Spaß machen würde.“
„Das Geben war beidseitig, Roxanna.“
„Wirklich?“ Sie fühlte sich unglaublich glücklich, dass er so dachte.
Ich lasse etwas Wertvolles zurück. Etwas für Gino.
„Du hast mir meine Tochter gegeben.“
„Oh, Gino, du hast sie immer gehabt! Sie liebt dich.“
„Aber ich wusste nie, wer sie war. Sie war immer mein schwieriges Kind, jetzt ist sie Pia. Sie ist einzigartig. Intelligent und kreativ und voller Leben. Ungeduldig und nachtragend auch manchmal. Aber sie ist nicht länger ein Problem, das gelöst werden muss.“ Seine Augen schienen sich zu verdunkeln. „Wenn ich im Moment ein Problem habe, dann bist du es, Roxanna.“
„Ich?“, fragte sie entgeistert.
„Du weißt … wovon ich rede.“ Er hob ihren Arm an und küsste die weiche Innenseite an ihrem Ellbogen. Rox schloss die Augen und fühlte gleich darauf den warmen Druck seiner Lippen auf ihrem Nacken. „Du weißt es“, wiederholte er. Seine Stimme war nur ein Flüstern, und seine Küsse streiften ihr Kinn, ihre Wange, ihren Mundwinkel.
Sie konnte nicht sprechen. Sein Duft umfing sie.
„Ich will dich so sehr. Eine Nacht, Roxanna. Schenk sie mir. Und nimm sie mit dir, die Erinnerung an eine gemeinsame Nacht. Denk nicht weiter über das hinaus. Können wir uns nicht eine Nacht geben?“
„Nein …“ Aber sie küsste ihn
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