JULIA EXTRA BAND 0263
dennoch. Sie konnte nicht anders, wusste, wie gefährlich es war und war doch nicht imstande aufzuhören.
Er schlang seine Arme um sie, und sie spürte, wie er vor Begehrenzitterte. Ihr Kuss vertiefte sich, bis sich ihre Lippen geschwollen und vollkommen sinnlich anfühlten. Als Gino mit den Händen ihre Brüste fand, wünschte sie sich, dass sie nicht durch Kleidung getrennt wären. Sie wollte seine bloße Haut streicheln, erkunden und jeden Zentimeter küssen.
„Du hast Nein gesagt“, flüsterte er rau.
Sie konnte nicht antworten. Ihr Körper verspannte sich, und er spürte es. Er zog sich von ihr zurück, weit genug, dass er ihr Gesicht sehen konnte. Sein Atem kam stoßweise. „Weißt du, wie hart das für mich ist?“
„Ja, das weiß ich“, erwiderte sie verzweifelt. „Weil es für mich nicht einfacher ist, glaub mir das, Gino!“
„Also gut, das war unfair. Ich kann nichts erzwingen, richtig?“ Er trat zwei Schritte von ihr zurück und war krampfhaft um Kontrolle bemüht.
„Vermutlich könntest du es“, gab sie zu. „Ich glaube, im Moment könntest du so ziemlich alles mit mir anstellen, was du willst.“
Sie schloss die Augen und wartete. Sie hatte keine Ahnung, was er mit der Macht tun würde, die sie ihm gerade zugesprochen hatte.
„Ein netter Versuch, Roxanna“, sagte er ein paar Sekunden später. Seine Stimme kam von der Tür her. „Aber ich will nicht, dass du mich morgen früh hasst.“
Er schlüpfte auf den Flur hinaus, noch ehe sie die Möglichkeit hatte, sich eine Antwort zu überlegen.
Die Zeit war gekommen.
Rox reiste heute in die Heimat zurück, und sie würde Gino di Bartoli und seine Tochter wahrscheinlich niemals wiedersehen.
Es war unmöglich, dass die beiden ihr in so kurzer Zeit so wichtig geworden waren. Das sagte sie sich unaufhörlich, aber ihr Herz wollte es einfach nicht akzeptieren. Sie hatte bereits gepackt, und Gino und Pia würden sie in einer halben Stunde zum Flughafen fahren. An diesem Morgen war es heiter und sonnig, aber Rox hatte das Gefühl, als würde die Sonne in New Jersey sicher gar nicht mehr aufgehen.
Ich habe ihn am ersten Tag nicht einmal gemocht , hielt sie sich vor, als sie nach ihrem letzten Gespräch mit den Gärtnernins Haus zurückging. Die Erinnerung half nicht. Eine Träne löste sich und lief ihre Wange hinab. Sie wischte sie mit dem Handrücken fort.
Sie hatte sich gerade von Benno, Salvatore und Luigi verabschiedet, und deshalb weinte sie.
Verdammt, nein, das war nicht der Grund. Sich von den Gärtnern zu verabschieden, war nur eine erste Probe für den Abschied von Gino und Pia.
Ich will Gino.
Sie hätte ihn in der vergangenen Nacht haben können, aber er hatte genug verstanden … genug Kraft gehabt … um für sie beide eine Entscheidung zu treffen. Er hatte ihr Schlafzimmer verlassen, ehe sie sich in ihren Gefühlen verloren hatten.
Bald würden sie sich endgültig voneinander verabschieden. Sie würden gemeinsam in seinem Wagen sitzen, mit Pia auf der Rückbank, den ganzen Weg von hier bis zum Flughafen.
Als Rox ins Haus kam, standen ihre Koffer bereits in der Eingangshalle. Pia saß am Küchentisch, trank ein Glas Saft, und Maria erklärte: „Signor Gino holt den Wagen aus der Garage.“
Rox hasste Abschiede.
Wenn man der Alles-oder-Nichts-Typ war, waren sie unglaublich hart.
Sie und Maria umarmten sich und wünschten sich alles Gute, dann umarmten sie sich noch einmal und weinten beinahe, aber sie kannten sich nur etwas über drei Wochen, also …
Rox konnte nicht so tun, als wäre es das Ende der Welt, selbst wenn es sich genau so anfühlte.
Um wie viel schlimmer würde es dann erst bei Gino und Pia werden?
Unerträglich viel schlimmer.
Sie riss sich während der kompletten Autofahrt zusammen, bewahrte Haltung, als Gino und Pia neben ihr am Check-in-Schalter standen und sie danach zur Toilette ging.
Doch als sie wieder herauskam und die beiden in der Menschenmenge stehen sah, da war es vorbei. Sie konnte ihre Tränen nicht länger zurückhalten.
„Ich muss auf Toilette, Daddy“, verkündete Pia, während sie seit Ewigkeiten auf Roxannas Rückkehr warteten. Warumbrauchte sie so lange?
Wir hätten uns am Check-in verabschieden sollen, dachte Gino. Es gab keinen Grund, es unnötig lange hinauszuzögern.
Doch wenn sie sich am Check-in verabschiedet hätten, dann wäre es vorbei gewesen, und dieser Gedanke war unerträglich. Es war schon schlimm genug, darauf zu warten, bis sie endlich von der Toilette
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