JULIA EXTRA BAND 0263
auf den Knopf für die Tiefgarage zu drücken.
Einen Moment lang herrschte Schweigen. Nicole, die Lukes Blick auf sich spürte, hatte sich selten derartig unwohl gefühlt. Verzweifelt überlegte sie, was sie sagen konnte, um die ungemütliche Stille zu überbrücken. „Ich habe gerade den Bericht über die Verkaufsergebnisse in Europa fertiggestellt.“
Luke erwiderte nichts.
„Ich denke, wir brauchen …“
„Nicole, das ist lächerlich!“, fiel er ihr mit ruhiger Stimme ins Wort. „Ich habe über das nachgedacht, was du heute Morgengesagt hast, und du hast recht. Wir sollten unserer Beziehung nicht zu viel Gewicht beimessen. Dennoch erscheint es mir seltsam, wenn du jetzt über europäische Verkaufsergebnisse schwafelst, während zwischen uns eine unerträgliche Atmosphäre herrscht, die geklärt werden muss.“
„Ich finde, wir sollten uns von nun an auf unsere Arbeit konzentrieren, Luke.“ Entschlossen schaute sie in die andere Richtung. „Ich habe wirklich keine Zeit für irgendetwas anderes.“ Sie wollte dieses Gespräch nicht führen, denn damit begab sie sich auf ein gefühlsmäßiges Minenfeld.
„Es ist Viertel vor sieben an einem Freitagabend, Nicole. Ich finde, die Arbeit kann getrost in den Hintergrund treten.“
„Im Gegenteil, meiner Meinung nach können wir es uns nicht leisten nachzulassen, bis wir den Vertrag mit RJ unterzeichnet haben.“
Er kniff die Augen zusammen. „Ich sage dir schon, wann wir uns auf den Abschluss konzentrieren müssen. Jetzt jedenfalls nicht. Heute Abend besteht für dich keinerlei Veranlassung, weiterzuarbeiten.“
„Alles muss sich nach deinen Bedürfnissen richten, nicht wahr, Luke?“ Sie funkelte ihn an.
„Bis jetzt haben wir es immer sehr gut geschafft, Arbeit und Vergnügen miteinander zu vereinbaren“, erwiderte er kühl. „Was hat sich also verändert?“
Als sie ihm nicht sofort antwortete, drückte er zu ihrer Bestürzung auf Halt, und der Fahrstuhl stoppte zwischen den Stockwerken.
„Was machst du denn?“
„Wir müssen darüber sprechen, was zwischen uns passiert ist.“
„Es ist alles gesagt worden.“
„Im Gegenteil, du hast bei Weitem nicht genug gesagt.“ Luke trat einen Schritt näher. „Du bist mir eine vernünftige Erklärung schuldig. Diesen ganzen Unsinn über die Arbeit nehme ich dir nicht ab.“
Ihr Herz pochte heftig. „Ich bin dir überhaupt nichts schuldig …“ Ihre Stimme erstickte, als er noch näher kam. „Luke, ich verlange, dass du den Fahrstuhl sofort wieder in Gang setzt.“
„Das verlangst du?“ Sie entdeckte ein amüsiertes Flackern in seinen dunklen Augen.
„Ja. Ich will hier raus, und zwar sofort.“ Trotzig reckte sie das Kinn.
„Je schneller du mit mir redest, desto schneller kommen wir hier auch wieder heraus.“
„Es gibt nichts mehr zu besprechen“, erwiderte sie entschieden. „Wir hatten abgemacht, dass es sich um eine unverbindliche, unbeschwerte Affäre handelt. Und die ist jetzt vorüber. Ende der Diskussion.“
Luke legte eine Hand an die Wand neben ihrem Kopf und durchbohrte Nicole mit einem intensiven Blick. „Wir hatten beide unseren Spaß. Warum also hast du Schluss gemacht?“
„Das habe ich dir heute Morgen schon gesagt.“ Es fiel Nicole schwer, mit fester und kühler Stimme zu sprechen. Luke war ihr zu nahe. „Ich habe das Gefühl, dass die Affäre sich erschöpft hat, und …“
„Jetzt erzähl mir nicht schon wieder diesen ganzen Unsinn, Nicole. Den habe ich dir heute Morgen schon nicht geglaubt. Ich will den wahren Grund wissen.“
„Das ist der wahre Grund.“ Noch während sie das sagte, konnte Nicole die Sinnlichkeit zwischen ihnen wahrnehmen. Luke war ihr so nahe, dass sie die goldenen Flecken in seinen Augen sehen konnte … die winzigen Bartstoppeln an seinem Kinn. Er war ihr so schmerzlich vertraut. Wenn sie sich sonst so nah gewesen waren, wäre sie in seine Arme gefallen … Sie sehnte sich danach, das auch jetzt zu tun, seine erregten, hungrigen Lippen auf ihren zu spüren. „Das ist der wahre Grund“, sagte sie noch einmal, als ob sie durch die Wiederholung nicht nur ihn, sondern auch sich selbst überzeugen könnte.
„Du bist also heute Morgen aufgewacht und hast plötzlich beschlossen, dass unsere Affäre zu Ende ist?“ Er klang zynisch.
Er reagierte so, weil sein Ego verletzt war, wie ihr plötzlich klar wurde. Es störte ihn nicht, sie zu verlieren, sondern, dass sie es war, die ihm den Laufpass gab. Wahrscheinlich war sie die erste
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