JULIA EXTRA BAND 0263
Schultern.
Sie versuchte, sich nicht von seinem umwerfenden Aussehen ablenken zu lassen. „Es tut mir leid, Luke, ich habe ihn nicht gefunden.“
Er sah die Anspannung in ihrem Blick. „Ich habe dir doch gesagt, dass du dir keine Sorgen deswegen machen sollst.“
„Aber natürlich mache ich mir Sorgen! Es könnte sein, dass mir der Ring vom Finger gefallen ist, als wir letzte Nacht durch den Regen gelaufen sind.“
„Wir können später danach suchen.“ Luke zuckte die Achseln. Ihm war klar, dass Nicole wirklich beunruhigt war, weil sie den Ring verloren hatte, aber er spürte auch, dass sich hinter diesen schönen Augen noch andere Gefühle verbargen. „Am besten, du setzt dich erst einmal hin, und ich mache uns einen Kaffee.“ Er zögerte. Bevor er ihr nach unten gefolgt war, hatte er sich vorgenommen, kühl zu bleiben und das Thema ihrer Beziehung nicht weiter zu verfolgen. Aber sie sah so bezaubernd aus … Er wollte ganz genau wissen, was in ihrem Kopf vorging. Was war nur in ihn gefahren? Normalerweise interessierte es ihn nicht im Geringsten, was Frauen dachten. Es lag ihm nichts daran, Gefühle zu analysieren. Aber es lag ihm etwas an Nicole … mehr, als er sich selbst gegenüber zugeben wollte. Es war ihm wichtig zu wissen, was sie dachte, was sie fühlte …
Ehe er sich bremsen konnte, fügte er hinzu: „Wir müssen wirklich miteinander reden.“
„Glaub mir, Luke, reden bringt nichts.“ Sie seufzte. „Und außerdem muss ich deinen Ring finden.“
„Der Ring ist wirklich nicht so wichtig“, murmelte er verärgert.
Nicole hatte sich darauf konzentriert, den Boden der Veranda genau unter die Lupe zu nehmen, aber jetzt blickte sie auf. „Natürlich ist er wichtig. Er hat deiner Mutter gehört. Ich bin sicher, dass er einen großen Erinnerungswert für dich besitzt – abgesehen von seinem tatsächlichen Wert.“
Er schüttelte den Kopf. „Meine Mutter hat alles, was ihr wertvoll erschien, vor vielen Jahren aus diesem Haus mitgenommen.“
Der harsche Klang seiner Stimme ließ Nicole innehalten. „Was willst du damit sagen?“ Trotz ihrer Nervosität wegen desRings hatte er jetzt ihre ungeteilte Aufmerksamkeit.
„Ich will damit sagen, dass meine Mutter eine sehr kalte und berechnende Frau war.“
Nicole war sehr bestürzt. „Wirklich? Das ist nicht sehr nett, so etwas zu behaupten, Luke.“
Er musste lächeln. Das war typisch für Nicole. Sie war so geradlinig … so anständig. „Stimmt. Aber leider ist es die Wahrheit. Wenn du es genau wissen willst: Meine Eltern haben sich getrennt, als ich elf Jahre alt war. Mein Vater hatte bei einem Geschäft sein ganzes Geld verloren. Beinahe hätte er auch noch sein Haus und alles andere verloren. Und meine Mutter – nun ja, sagen wir, sie hatte sich an einen gewissen Lebensstil gewöhnt.“ Seine Stimme klang geringschätzig. „Sie hat ihn verlassen. Hat sich einen reicheren Mann gesucht, der ihren materiellen Ansprüchen gerecht werden konnte.“
„Und was war mit dir?“, fragte Nicole leise. „Hat sie dich mitgenommen?“
„Sei nicht albern. Ein elf Jahre altes Kind passte mit Sicherheit nicht in ihr neues Leben.“
Nicole sah ihn an und verstand plötzlich vieles, was ihr vorher rätselhaft erschienen war. Das war also der Grund, warum Luke solche Bindungsängste hatte und feste Beziehungen total ablehnte, der Grund, weshalb er seine Geschäfte über alles andere stellte. „Es tut mir so leid, Luke“, murmelte sie. „Das muss furchtbar für dich gewesen sein …“
„Lass gut sein – ich will und brauche dein Mitgefühl nicht. Das habe ich dir nur erzählt, weil du wegen dieses dummen Rings so beunruhigt bist. Ehrlich gesagt hat meine Mutter mir wahrscheinlich einen Gefallen getan, als sie uns verlassen hat. Dadurch habe ich einiges über Beziehungen gelernt … und darüber, wie wichtig es ist, sein Hauptaugenmerk auf die Geschäfte zu richten.“
„Für einen Elfjährigen war das eine schwere Lektion.“ Nicole schüttelte den Kopf.
„Kinder sind nicht so leicht unterzukriegen. Mein Vater hat viel mehr gelitten. Er hat es zwar geschafft, sich von seinen geschäftlichen Verlusten zu erholen, aber die Trennung von seiner Ehefrau hat er, denke ich, nie verwunden.“
„Hat er nicht wieder geheiratet?“
Luke schüttelte den Kopf.
„Und deine Mutter?“
„Oh ja, Adrienne hat erneut geheiratet. Dreimal, um genau zu sein. Und jedes Mal einen wohlhabenden, älteren Mann. Es setzt mich immer wieder in Erstaunen, wie
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