JULIA EXTRA BAND 0263
dich auf.“ Sanft berührte er ihr Gesicht und schaute ihr kurz in die Augen. Dann war er verschwunden.
10. KAPITEL
Nicole kehrte aus Barbados zurück und stürzte sich danach in die Arbeit. Am ersten Tag im Büro wurde ein wunderschön zusammengestellter Blumenstrauß für sie abgeliefert.
„Oh, die sind ja traumhaft“, meinte Molly, als sie Nicole die Blumen brachte.
„Ja …“ Nicoles Herz pochte voller Hoffnung. Einen kurzen Moment senkte sie ihren Kopf und atmete den süßen Duft tief ein. Vielleicht hatte Luke in New York noch einmal alles überdacht … Vielleicht vermisste er sie … Sie überließ sich nicht weiterhin ihren Wunschträumen und öffnete den beiliegenden Umschlag.
Danke für alles. Luke
Enttäuscht starrte sie die Karte an. Aber in Wirklichkeit war es natürlich absurd gewesen, etwas anderes zu erwarten.
„Haben Sie einen Verehrer?“, erkundigte Molly sich neugierig.
„Nein, sie sind nur von Luke, als Dank für meine Arbeit bei der RJ-Übernahme.“ Sie gab ihrer Sekretärin den Strauß zurück. „Kümmern Sie sich bitte darum?“
„Ja, natürlich. Das ist aber nett von ihm!“
„Ja, wirklich reizend.“
Danach versuchte Nicole angestrengt, Luke aus ihren Gedanken zu verbannen.
Eine Woche verging, und außer einem Telefongespräch über den Abschluss der RJ-Übernahme hatten sie keinen Kontakt miteinander. Dem Büroklatsch nach schien er sich im New Yorker Büro häuslich niedergelassen zu haben und würde wohl eine ganze Weile dort bleiben.
Wahrscheinlich ist das auch besser so, dachte sie im Hinblick auf das höfliche, verkrampfte Telefonat mit ihm. Wenn es schon schwierig war, mit ihm zu reden, wie schwer wäre es erst, ihn zu sehen. Aber so oft sie sich das auch ins Gedächtnis rief, so wenig änderte das an der Tatsache, dass sie ihn vermisste.
Obwohl das RJ-Geschäft jetzt unter Dach und Fach war, ging es doch ziemlich hektisch im Büro zu. Nicole hatte viel mit neuen Verträgen zu tun, und ihre Tage schienen immer länger zu werden. Deshalb war es kein Wunder, dass sie permanent müde war, aber sie fand es seltsam, dass sie immer noch unter Übelkeit litt.
An diesem Morgen hatte sie sich so schlecht gefühlt, dass sie beinahe nicht zur Arbeit gegangen wäre. Als es im Laufe des Vormittags nicht besser wurde, rief sie ihren Arzt an und ließ sich einen Termin geben.
„Bitte sagen Sie morgen alle meine Termine nach fünfzehn Uhr dreißig ab“, bat sie ihre Sekretärin. „Ich habe einen Arzttermin und weiß nicht, wie lange es dauern wird.“
„In Ordnung.“ Molly sah sie voller Anteilnahme an. „Sie sehen wirklich sehr blass aus.“
„Im Moment fühle ich mich gerade etwas besser. Aber so geht es mir in letzter Zeit immer. Ich denke, ich bin über den Berg, und am nächsten Tag geht es mir wieder schlecht.“
„So ist es bei meiner Schwester zurzeit auch. Aber schließlich ist sie auch schwanger.“ Molly lachte. „Es ist doch nicht die morgendliche Übelkeit?“
„Ich glaube, das kann ich mit Sicherheit ausschließen. Haben Sie übrigens Bob Tate erreichen können?“, fragte sie Molly.
„Ja, er sagte, dass alles geregelt ist. Und das Aufnahmestudio ist für den ganzen Tag gebucht.“
„Bestens.“
„Ach, und Luke ist aus New York zurück“, fügte Molly beiläufig hinzu. „Ich habe ihn gerade eben auf dem Flur getroffen.“
Nicole versuchte, sich ihre Reaktion auf diese Neuigkeit nicht anmerken zu lassen, doch sie wurde von einer Schockwelle erfasst. Luke war wieder da! Nur allein schon zu wissen, dass er sich im Haus befand, erfüllte sie mit einem Gefühl der Erregung … und auch mit Trauer. Offensichtlich war er eben an ihrem Büro vorbeigegangen, ohne kurz hereinzukommen und sie zu begrüßen. Aber warum sollte er auch? Sie hatte ihm klargemacht, dass sie nicht mehr mit ihm ins Bett gehen würde, und somit war das Verhältnis für ihn beendet. Das ganze Gerede, dass sie Freunde blieben, war Unsinn.
Entschlossen setzte sie ihre Arbeit fort. Aber es fiel ihr jetzt schwer, sich zu konzentrieren. Sie sehnte sich danach, ihn zu sehen …
Obwohl sie sich seit ihrer Rückkehr aus Barbados bemüht hatte, keinen Gedanken an ihn zuzulassen, ging er ihr nicht aus dem Kopf. Sie erinnerte sich an den Ausdruck seiner Augen, als er ihr von der Trennung seiner Eltern berichtet hatte. Sie stellte ihn sich als einen verletzlichen Elfjährigen in dem Haus in Barbados vor, von seiner Mutter im Stich gelassen, sie malte sich seine Einsamkeit und sein
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