JULIA EXTRA BAND 0263
dumm Männer sein können, wenn es um eine schöne Frau geht.“
In seinem Ton fand sich keine Bitterkeit, nur eine spöttische Ironie.
„Du siehst also, der Ring hat keinerlei Bedeutung für mich. Wahrscheinlich ist er auch nicht besonders wertvoll, denn wie ich Adrienne kenne, hat sie ihn sicher schätzen lassen. Die teuren Schmuckstücke hat sie alle mitgenommen.“
Nicole wäre am liebsten zu ihm gegangen, um ihn in den Arm zu nehmen. Aber sie wusste, dass eine solche Geste ihn eher verärgert hätte, deshalb hielt sie sich zurück. „Siehst du sie manchmal?“
„Ja, wir haben uns einige Male getroffen. Wir gehen sehr zivilisiert miteinander um.“ Er sah aus, als wenn das Thema ihn langweilte. „Also, vergiss die irregeleitete Vorstellung, dass der Ring einen Erinnerungswert für mich haben könnte, okay?“
„In Ordnung. Trotzdem würde ich ihn gern finden.“
Die Haustür ging auf, und Lukes Haushälterin trat auf die Veranda. „Ein Anruf für Sie, Mr. Santana. Es ist Ted Allen aus Ihrem New Yorker Büro.“
„Sagen Sie ihm bitte, dass ich ihn zurückrufe“, entgegnete Luke ungeduldig. Das Letzte, was er jetzt brauchen konnte, waren geschäftliche Gespräche.
„Er sagte, es sei dringend“, murmelte Deloris entschuldigend. „Irgendetwas von einer Krise wegen eines neuen Vertrags.“
Luke zögerte. „Na gut, danke, Deloris. Sagen Sie ihm, dass ich gleich mit ihm spreche.“
Die Tür fiel hinter der Haushälterin ins Schloss, als sie zum Telefon zurückging.
„Es sieht ganz so aus, als ob du direkt nach New York fliegen musst“, bemerkte Nicole.
„Kann sein …“
„Wenn ja, kann ich ohne Weiteres mit einer Linienmaschine nach Miami zurückfliegen und mich um die Einzelheiten des RJ-Abschlusses kümmern.“
Luke musterte ihre schlanke Gestalt von Kopf bis Fuß. In ihrem Morgenmantel aus weißer Seide sah sie höchst verlockendaus. Aber auch sehr zerbrechlich, wie eine Porzellanpuppe, die man überaus vorsichtig anfassen musste. Jetzt sprach sie schon wieder in so einem kühlen, geschäftsmäßigen Ton. Keine andere Frau hatte ihm je so viele Schwierigkeiten gemacht. Sie war ein Rätsel, und sie trieb ihn in den Wahnsinn.
„Zerbrich dir darüber nicht den Kopf … und auch nicht über diesen verflixten Ring. Wir wollen über uns reden.“
„Über uns?“ Mit zusammengekniffenen Augen sah sie ihn an.
„Ja.“ Er zögerte kurz. Hatte das zu ernsthaft geklungen? „Wir haben jede Menge Spaß miteinander, Nicole. Und keiner von uns beiden will mehr. Wo liegt also das Problem?“
„Das Problem …?“ Nicole holte tief Luft und betrachtete Lukes ernsthaften Gesichtsausdruck. So hatte sie ihn noch nie gesehen.
Vielleicht waren sie jetzt an einem Punkt angekommen, an dem nur noch die Wahrheit zählte. „In Ordnung, ich nehme an … wenn du es wirklich wissen musst … ich bin noch nie der Typ Frau für unverbindliche Beziehungen gewesen.“ Die Worte sprudelten jetzt förmlich aus ihrem Mund. „Ich habe genossen, was wir hatten“, fügte sie mit heiserer Stimme hinzu, „aber im tiefsten Innern bin ich doch sehr altmodisch, fürchte ich.“ Sie versuchte, scherzhaft zu klingen, aber es gelang ihr nicht. Luke sah sie völlig entgeistert an.
Die Wahrheit zu sagen war vielleicht doch keine so gute Idee gewesen! „Hey, keine Angst! Ich sage nicht, dass ich eine tiefe und ernsthafte Beziehung mit dir haben möchte“, machte sie schnell wieder einen Rückzieher in dem Versuch, ihre wahren Gefühle zu verbergen und ihren Stolz zu retten. „Ich weiß, dass du nichts von festen Bindungen hältst. Wir hatten nur ein kleines Abenteuer. Aber für mich wird es Zeit, mich weiterzuentwickeln.“
Als Luke immer noch nichts erwiderte, fuhr sie fort: „Du siehst also, reden bringt uns nicht weiter.“
„Ich verstehe.“ Luke wirkte jetzt total verwirrt. „Damit habe ich nicht gerechnet.“
„Ich ehrlich gesagt auch nicht.“ Nicole versuchte, ihrer Stimme einen unbeteiligten Klang zu geben. „Wie dem auch sei … geh und führe dein Telefongespräch. Und ich packe meine Sachen.“
Irgendwie schaffte sie es zu lächeln. Mit hoch erhobenemHaupt ging sie an ihm vorbei zurück ins Haus.
Ihr Herz raste, und sie fühlte sich krank. Das hätte sie nicht aussprechen sollen!
Doch nachdem er ihr von seiner Mutter erzählt hatte, war sie nicht mehr in der Lage gewesen, ihm weiterhin in leichtfertigem Ton etwas vorzuspielen. Sie hatte gedacht, es wäre besser, ehrlich zu sein.
Ein
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