JULIA EXTRA BAND 0263
Zwischen ihnen herrschte eine stärkere erotische Anziehungskraft, als sie jemals zwischen ihr und Patrick bestanden hatte. Wenn sie wirklich ehrlich war, hatte sie für Patrick niemals so tiefe Gefühle empfunden wie für Luke. Sie hatte ihn zwar geliebt, aber es war eine andere Art der Liebe gewesen. Sie hatte immer versucht, Patrick alles recht zu machen, und stets das Gefühl gehabt, damit nie Erfolg zu haben, da er ihr immer vorgeworfen hatte, Schuld daran zu sein, dass sie keine Familie gründen konnten.
Schließlich waren sie an einem Punkt angelangt, an dem nichts, was sie tat, seinen Gefallen fand. Sie erinnerte sich daran, dass sie ihm eine Adoption vorgeschlagen hatte – er hatte gekocht vor Wut. Diese Idee war ihm vollkommen zuwider gewesen. Ihr war jetzt klar, wie hohl ihre Beziehung gewesenwar … Patrick hatte in Wirklichkeit nur sich selbst geliebt.
Luke hingegen war ein wunderbar rücksichtsvoller Liebhaber gewesen. Und jetzt erinnerte sie sich daran, dass er auch genug Verantwortungsbewusstsein gezeigt hatte, die Pille danach vorzuschlagen, als ihnen damals das Kondom geplatzt war.
„Mach dir deshalb keine Sorgen“, hatte sie ihm versichert. „Darum kümmere ich mich.“
Das Echo ihrer eigenen Worte hallte jetzt in ihr nach. Sie hatte ernsthaft vorgehabt, sich darum zu kümmern. Aber der Tag war extrem hektisch gewesen, und am Abend hatte sie das Gefühl gehabt, dass ihr Kopf explodieren würde. Die Pille danach war ihr völlig entfallen. Und ehrlich gesagt, hatte sie sich auch keine großen Sorgen gemacht, denn sie war der Meinung, dass sie diese Pille nicht brauchte, nachdem sie fünf Jahre mit Patrick verheiratet gewesen war, von denen sie achtzehn Monate lang verzweifelt versucht hatte, schwanger zu werden … ohne Erfolg.
Und jetzt war sie schwanger. Es war wie ein Wunder.
Vor Aufregung hatte sie Schmetterlinge im Bauch. Sie wusste, dass sie auf sich allein gestellt und die Situation nicht ideal war. Luke legte keinen Wert auf Verpflichtungen und Bindungen, und ein Kind war die größte Verpflichtung, die es gab! Doch hatte sie sich so lange nach einem Baby gesehnt, dass sie nicht anders konnte, als sich zu freuen.
Ihr Baby würde keinen Vater haben, aber sie hatte genug Liebe in sich, um das wettzumachen. Sie wusste, dass sie diese Aufgabe bewältigen … dass sie eine gute Mutter sein würde.
Aber was sollte sie Luke sagen? Er würde wütend sein!
Vielleicht wäre es das Beste, wenn sie ihre Kündigung einreichte und nach England zurückging, ohne ihm etwas von dem Baby zu sagen. Eine Freundin von ihr in London hatte sich selbstständig gemacht und in der Vergangenheit darüber gesprochen, dass sie Nicole einen Job anbieten wollte. Außerdem wären ihre Eltern in der Nähe, um sie zu unterstützen. Sie würden überglücklich sein, wenn sie erfuhren, dass sie Großeltern wurden.
Ja, nach Hause zu gehen war vermutlich die vernünftigste Lösung. Wenn sie die Firma verließ, brauchte Luke nicht zu erfahren, dass er Vater geworden war. Sie würde ihn einfach nie wiedersehen.
Diese Vorstellung erfüllte sie mit Bedauern, das sie jedochschnell verdrängte.
Wegzugehen, ohne ihm zu sagen, dass sie ein Kind von ihm erwartete, war definitiv die beste Idee. Es würde ihn nur erzürnen, wenn sie ihm erzählte, wie sehr sie sich ein Baby gewünscht hatte. Er würde ihr vorwerfen, nicht die Pille danach genommen zu haben. Dieses Gespräch mit ihm überhaupt zu führen, wäre vollkommen überflüssig. Sie brauchte Luke nicht, sie war eine unabhängige, moderne Frau, die bestens allein zurechtkam. Das war ihr Baby.
Das Taxi hielt vor dem Bürogebäude, und Nicole stieg aus. Im Fahrstuhl auf dem Weg nach oben plante sie noch immer ihre Zukunft.
„Ah, da sind Sie ja, Nicole.“ Mollys freundliche Stimme drang in ihre Tagträume ein.
Nicole machte einen Schritt zurück, um durch die offene Tür ins Büro ihrer Sekretärin zu schauen. Zu ihrer Überraschung sah sie direkt in Lukes Augen.
Er saß auf der Kante von Mollys Schreibtisch, und es wirkte, als wenn die beiden nett miteinander geplaudert hatten. „Hallo Nicole“, sagte er leise.
„Hi.“ Sie versuchte, sich zu sammeln. „Ich habe nicht erwartet, Sie zu sehen.“
„Ich bin gestern aus New York zurückgekommen.“
Sie nickte. „Ich hoffe, Sie hatten einen guten Flug. Aber ich mache mich lieber an die Arbeit, ich habe viel zu tun.“ Plötzlich hatte sie das verzweifelte Bedürfnis, möglichst schnell wegzukommen.
„Ich
Weitere Kostenlose Bücher