JULIA EXTRA BAND 0263
in das sich dehnende Schweigen.
„Lass dich durch mich nicht abhalten.“ Er bot ihr seine Hand, um ihr beim Aufstehen zu helfen, doch sie zuckte zurück.
„Ich bin noch im Pyjama.“ Mit einer übertriebenen Geste zog sie die Decke bis unter ihr Kinn.
Tomasso hob ironisch die Augenbrauen. „Letzte Nacht warst du nicht so schüchtern.“
„Letzte Nacht?“, tat sie unschuldig.
Langsam verlor er die Geduld. Sie war fast so gerissen wie Liana, aber warum schob sie jetzt Unwissenheit vor? „In meinem Bett.“
„Ich weiß nicht, wovon du redest.“ Maggie log grundsätzlich nicht und hatte dementsprechend wenig Erfahrung. Ihre Stimme klang schrill und gekünstelt. „Du musst geträumt haben.“
„Ich habe keineswegs geträumt.“
„Bist du sicher?“
„Allerdings. Wir hatten gestern Nacht Sex miteinander.“
Seine harschen Worte ließen sie zusammenzucken. Wenn er wach gewesen war, gab es keine Entschuldigungen mehr. Er hatte ihre Hilflosigkeit ausgenutzt und sich einfach genommen, was er hatte haben wollen.
„Ich …“
„Du brauchst dein Verhalten nicht zu leugnen, so als wäre es nie passiert. So dumm bin ich nicht.“
„Mein Verhalten?“ Maggie glaubte, sich verhört zu haben. „Du wagst es, mir mein Verhalten vorzuwerfen?“
„Wahrscheinlich gehst du davon aus, dass ich dir kündige, aber meine Kinder haben sich bereits zu sehr an dich gewöhnt, als dass ich solch drastische Maßnahmen ohne vorherige genaue Prüfung ergreife.“
„Und wie willst du das anstellen?“ Ärger über seine Unverfrorenheit und Erleichterung, dass sie nicht sofort gehen sollte, erfüllten sie gleichermaßen.
„Ich möchte eine Erklärung für dein Verhalten. Außerdem muss ich mich darauf verlassen können, dass so ein … freizügiges Verhalten nicht wieder vorkommt. Ich wünsche nicht, dass meine Tochter in diesem Sinne aufgezogen wird.“
„Freizügig …? Du hältst mich für sittenlos!“
„Bitte, sprich nicht so laut. Die anderen Bediensteten müssendich nicht hören.“
Die anderen Bediensteten! Sie war also nicht mehr als eine Bedienstete, mit der er geschlafen hatte. Wie praktisch! Und eindeutig. Als Person war sie völlig unwichtig für diesen Mann. Einst war sie seine Haushälterin gewesen, jetzt war sie Kindermädchen in seinem Haushalt. Eine gut bezahlte Angestellte, mehr nicht.
Die Erkenntnis tat weh, schürte aber auch die Wut in ihr. „Ich habe keineswegs lockere Sitten!“
„Vielleicht siehst du es anders. Doch gestern bist du in meine Arme gesunken ohne ein Wort des Protests. Nach sechs Jahren.“
„Daraus ziehst du also deine Schlüsse? Und was macht das aus dir? Einen unmoralischen Prinzen?“
„Mein Verhalten steht hier nicht zur Debatte, sondern deines. Und welche Wirkung diese Einstellung auf meine Kinder haben könnte.“
„Es wird keine Auswirkungen haben!“ Ein Teil von ihr rebellierte gegen die unverschämte Unterstellung, ein anderer Teil fürchtete, Gianni und Anna zu verlieren, die sie in so kurzer Zeit so bedingungslos lieben gelernt hatte. „Ich dachte, es wäre ein Traum“, murmelte sie.
„Du enttäuschst mich, Maggie. Du hast nie gelogen. Gestern Nacht warst du mit Sicherheit wach. Ich weiß es, ich war dabei.“
„Nur halb wach. Kaum“, verstärkte sie. „Anfangs habe ich wirklich geschlafen. Und als ich langsam zu mir kam, tatest du Dinge mit mir, gegen die ich mich nicht mehr wehren konnte.“ Ihre Augen begannen zu funkeln. „Du hast mich verführt!“ Die Wut verdrängte die Angst. „Ich war nicht die Einzige in diesem Bett, die mit jemandem schlief, den sie seit sechs Jahren nicht mehr gesehen hat. Allerdings war ich nicht diejenige, die das Ganze angeregt hat, oder? Wie kannst du es wagen, mir lockere Moral vorzuwerfen, wenn du mich derart benutzt hast! Das ist ein solch unterstes, verabscheuungswürdigstes Niveau, dass mir die Worte fehlen!“
Seine Wut stand der ihren in nichts nach. „Ich habe dich nicht benutzt! Du warst wach!“
„War ich nicht! Am Anfang zumindest nicht!“
„Du hast mit mir geredet, du hast mir völlig verständlich geantwortet.Du hast mich geküsst!“
„Weil ich dich für Tom Prince hielt!“
„Der bin ich auch!“
„Nein. Du bist Principe Tomasso Scorsolini. Wäre mir das bewusst gewesen, hätte ich nie zugelassen, dass du mich so berührst!“
„Das ist eine glatte Lüge. Du hast mich angefleht, mit dir zu schlafen.“
Die Erinnerung an ihr schamloses Benehmen verbesserte ihre Laune nicht, auch
Weitere Kostenlose Bücher