JULIA EXTRA BAND 0264
genug.
Immer wieder hatte sie sich eingeredet, nicht klar denken zu können. Die Sorge um ihren Bruder, die Furcht vor der Ankunft des Scheichs und den Forderungen, die er wegen Andys Freilassung stellen könnte, mussten die Wirkung, die dieser Mann auf sie ausübte, mindestens verdreifachen. Nun allerdings, obwohl er immer noch mehrere Meter von ihr entfernt war, musste sie zugeben, dass dem nicht so war.
Jetzt trug er legere Jeans und ein eng anliegendes T-Shirt â schwarz wie seine Haare und Augen. Ihn so zu sehen, vertrieb das Wissen, dass er ein Scheich war, ein Prinz und Herrscher. Jetzt war er nur ein Mann. Ein unglaublich attraktiver Mann. Und atemberaubend sexy.
âAbbie?â
Malik legte eine Hand auf ihre Schulter. Sofort schien die Wärme, die von seiner Hand ausging, ihre Haut durch das Kleid hindurch zu verbrennen. Sie war sich nicht sicher, ob sie in seine Arme sinken oder zurückzucken sollte.
Einige Schritte von ihm fortzugehen, bedeutete für den ersten Moment eine enorme Erleichterung. Denn die Anspannung in ihren Muskeln lieà prompt nach, genau wie das Gefühl der übersteigerten Wahrnehmung von allem, was mit ihm zu tun hatte. Doch gleich darauf wollte sie wieder in seiner Nähe sein.
Bei aller Beunruhigung waren diese Gefühle das Wunderbarste, was Abbie je erlebt hatte. Sie fühlte sich so lebendig, dass es ihr so vorkam, als hätte sie ihr bisheriges Leben im Halbschlaf verbracht.
AuÃerdem kam sie sich in Maliks Nähe auf eine unglaubliche Weise weiblich vor. Noch nie hatte sie sich so sehr als Frau gefühlt wie in den wenigen Stunden, die sie diesen Mann kannte und in denen er sein Verlangen nach ihr so deutlich gemacht hatte.
Aber wenn das, was ihr Vater gesagt hatte, stimmte, war es nicht nur Verlangen.
âMöchtest du etwas trinken?â
Malik stand vor ihr, als sie sich auf das schwarze Ledersofa setzte.
âJa.â
Verdammt, sie musste doch zu mehr als einsilbigen Antworten imstande sein! Doch seine Gegenwart belegte ihre Zunge mit einem Zauberbann, und auch die Synapsen in ihrem Gehirn funktionierten nicht mehr richtig.
âWein? Mineralwasser ⦠oder etwas Stärkeres?â
âEin Mineralwasser, bitte.â
Nun, zumindest sprach sie wieder in einigermaÃen vollständigen Sätzen. Stumm sah sie, wie Malik eine fast unmerkliche Geste machte und mit dem Kopf auf einen Schrank deutete, in dem Gläser und Flaschen standen.
Sofort bewegte sich jemand auf der anderen Seite der Suite. Bis jetzt hatte Abbie den Mann gar nicht bemerkt, der dort still und ruhig im Halbdunkel stand. Immer noch schweigend ging er nun zu dem Schrank, schenkte die Getränke ein und reichte sie mit der üblichen Verbeugung an Malik.
So sieht Maliks Leben Tag für Tag aus, dachte Abbie ein wenig geschockt. Für ihn war das Normalität.
Und auch ihr Leben würde so aussehen â¦
Nein, sie durfte jetzt nicht daran denken! Aber natürlich war es vollkommen unmöglich, nicht daran zu denken. Seit dem Moment, in dem ihr Vater ihr die Bedingungen für Andys Freilassung genannt hatte, dachte Abbie daran.
âDer Scheich von Barakhara braucht eine Ehefrau. Und er hat dich als diese Ehefrau ausgewählt. Wenn du Ja sagst, zieht er die Anklage gegen Andy zurück und entlässt ihn aus dem Gefängnis.â
Ganz selbstverständlich war ihr Vater davon ausgegangen, dass sie diese Forderung ablehnen und sich weigern würde, überhaupt darüber nachzudenken. Aber natürlich wusste er nicht, dass sie den Scheich bereits getroffen hatte.
Irgendetwas muss passiert sein, überlegte Malik, als er die beiden Gläser â eins mit Wein, das andere mit Mineralwasser â von Ahmed entgegennahm und zum Sofa trug. Sie hatte sich verändert, zumindest unterschied sie sich sehr von der lebendigen, energiegeladenen jungen Frau von heute Nachmittag.
Steif saà sie da, und in ihren Augen lag eine Wachsamkeit, die ihn an seine Vollblutaraberpferde erinnerte: beim geringsten Anlass zur Flucht bereit. Als er die Gläser auf dem kleinen Tisch vor ihr abstellte, flackerte ihr Blick zu seinem Gesicht und doppelt so schnell wieder fort. Ihr âDankeâ war kaum zu hören.
Nun, er wusste, wie man mit einer unsicheren Frau umging. Tatsächlich war es fast dasselbe, wie ein nervöses Pferd zu besänftigen. Man brauchte Geduld und Respekt, aber das Ergebnis war alle Mühen wert. Am Schluss
Weitere Kostenlose Bücher