JULIA EXTRA BAND 0264
wunderschön. Wollte hören, wie er mit dieser samtigen Stimme Worte der Liebe, der Zärtlichkeit und des Begehrens in ihr Ohr flüsterte.
Heute Nacht. Komm zu mir heute Nacht, damit wir beenden können, was wir angefangen haben. âKann ich Ihnen helfen, Madam?â
Die Worte der Rezeptionistin unterbrachen ihre Gedanken und holten sie in die Gegenwart zurück. Und zwar genau in dem Moment, vor dem sie sich am meisten gefürchtet hatte.
Noch nie zuvor hatte sie jemand so Wichtiges, den Herrscher eines Landes, besucht. Zweifellos würde es Sicherheitschecks und Kontrollen geben.
âMein Name ist Abbie â¦â, begann sie zögernd und war unendlich erleichtert, als sie sah, wie sich ein Lächeln auf dem Gesicht der anderen Frau ausbreitete.
âNatürlich. Wir haben Sie erwartet. Wenn Sie mir bitte folgen wollen?â
Wenige Augenblicke später stand sie in dem Lift, der nur zu Maliks Suite fuhr, und konnte kaum fassen, wie einfach bisher alles gewesen war. Auf der anderen Seite der Aufzugkabine stand ein höflicher und diskreter Sicherheitsbeamter.
Als der Aufzug hielt, verbeugte sich ihr Mitfahrer leicht. âNach Ihnen, Madamâ, sagte er und trat einen Schritt zurück, damit sie an ihm vorbeigehen konnte.
So muss es immer sein, wenn man Scheich ist, dachte Abbie, als sie auf den Flur, der mit einem dicken weichen Teppich in Königsblau ausgelegt war, hinaustrat. Man ist von Menschen umgeben, deren einzige Aufgabe darin besteht, die ihnen erteilten Anweisungen zu befolgen. Wieder einmal hatte Scheich Malik mit den Fingern geschnipst, und jeder gehorchte seinen Wünschen.
War sie vorher schon nervös gewesen, so hatte sie jetzt das Gefühl, als schlügen Millionen verzweifelter Schmetterlinge in ihrem Magen mit den Flügeln. Während Abbie in ein kleines Foyer trat, bemühte sie sich, ruhig zu atmen. Eine Tür aus hellem Holz versperrte ihren Weg. Neben der Tür stand ein zweiter Sicherheitsbeamter, unter dessen maÃgeschneidertem Jackett sich eine deutliche Beule abzeichnete.
Bei dem Gedanken, einer Waffe so nah zu sein, musste Abbie unwillkürlich schlucken. Trotzdem zwang sie sich zu einem nervösen Lächeln. Doch ihren Versuch einer höflichen BegrüÃung ignorierte der Leibwächter mit einer weiteren dieser kleinen steifen Verbeugungen. Dann öffnete er die Tür für sie.
âDâ¦danke sehr.â
Mit weichen Knien stolperte Abbie in das Zimmer, der Sicherheitsbeamte aus dem Aufzug folgte ihr und sagte etwas auf Arabisch. Offenbar kündigte er sie an. Blinzelnd sah sie, wie sich Maliks groÃe schlanke Gestalt in einer eleganten Bewegung von einem kleinen schwarzen Ledersofa erhob, das in der Mitte des luxuriösen Raumes stand.
âDu bist gekommen!â, sagte er mit jener tiefen samtigen Stimme, die all ihre Sinne berührte. âWillkommen!â
Hatte er wirklich an ihrem Kommen gezweifelt? Das glaubte Abbie nicht wirklich. Männer wie Malik zogen die Möglichkeit, dass man ihnen nicht gehorchte, gar nicht erst in Erwägung.
Wieder fielen ihr die unglaublichen Neuigkeiten ein, die ihr Vater ihr beim Abendessen mitgeteilt hatte. Letztlich hatten diese Neuigkeiten den Ausschlag gegeben, dass sie jetzt in diesem Zimmer stand.
âEs geht um Andy, nicht wahr?â, hatte sie beim sorgenvollen Ausdruck in den Augen ihres Vaters beunruhigt gefragt. âDer Scheich hat dir etwas gesagt â¦, was war es? Wird er Andy gehen lassen?â
âEine Möglichkeit gibt esâ, erwiderte James Cavanaugh und sah sie ernst und unglücklich an. âAber das wird nicht leicht.â
âEgal, wie schwierig es ist, du musst es tun!â, erklärte Abbie. âDu musst. Du kannst Andy nicht im Gefängnis lassen, eingesperrt für â¦â
Doch als ihr Vater mit ernster Miene den Kopf schüttelte, erstarben die Worte auf ihren Lippen.
âEs geht nicht darum, dass ich etwas tueâ, hatte James erwidert. âDie einzige Person, die Andy helfen kann, bist du. Alles liegt jetzt in deiner Hand. Aber ich weià nicht, ob du dem zustimmen kannst, was man von dir verlangt â¦â
âKomm und setz dich.â
Mit ausgestreckter Hand kam Malik auf sie zu. Instinktiv steckte Abbie ihre Hände in die Taschen ihres blau-weiÃen Kleides. Sie wusste nicht, wie sie reagieren würde, wenn er sie berührte. Allein mit ihm in einem Zimmer zu sein, war schlimm
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