JULIA EXTRA BAND 0264
wissen, wie sie reagieren würde. Tief in seinem Inneren ahnte er, dass das der wahre Grund war, weshalb er nicht mit ihr sprechen wollte.
âSetz dich.â Fast hätte er ihre Stimme nicht erkannt, weil sie so anders klang, so besorgt und mitfühlend. âIch bitte Omar, dir einen Drink zu holen.â
âNein. Irgendwo muss es hier eine Flasche Wasser geben. Mehr brauche ich nicht.â
âNatürlich.â
Kraftlos sank er auf einen Diwan, legte seinen Kopf dankbar gegen die weichen Kissen und schloss die Augen.
Genau davon hatte er während seiner Rückkehr zur Oase geträumt. Die eine Sache, die ihn durchhalten lieÃ, der Gedanke, nach einem langen anstrengenden Ritt hier zu sein, in der Stille seines Zeltes. Er hatte sich sogar die Vorstellung erlaubt â¦
âDein Wasser.â
Langsam öffnete er die Augen. Vor ihm stand Abbie und reichte ihm ein Glas mit Wasser.
â Shokran ⦠Danke.â
In einem Zug trank er aus, doch dabei galt seine Aufmerksamkeit uneingeschränkt der Frau vor ihm.
Den ganzen Tag über hatte er unentwegt an sie gedacht. Einmal hatte er sogar davon geträumt, dass sie auf seine Rückkehr wartete.
Wie es sich wohl anfühlte, eine Frau zu haben, die ihn liebte, die auf ihn wartete â und die auch er liebte? In seiner Müdigkeit hatte er sich den Traum erlaubt, dass Abbie diese Frau sein könnte.
Und nun stand sie vor ihm, als wäre sein Traum zum Leben erwacht. Schöner als jemals zuvor. Wie goldenes Wasser fielen ihre blonden Haare über ihre Schultern. Die elfenbeinfarbene Robe umschmeichelte ihren Körper und schmiegte sich auf eine Weise an ihre Hüften und Brüste, die seinen Mund trotz des Wassers, das er gerade getrunken hatte, austrocknete.
Noch nie in seinem Leben hatte er eine Frau so begehrt wie Abigail Cavanaugh. Sein Körper brannte vor Verlangen â¦, seine Seele schmerzte vor Hunger.
Wäre sie doch nur jemand anders!
Aber sein Bruder wollte diese Frau heiraten, und die Ehre hatte Malik geboten, sich von ihr fernzuhalten. Und sosehr er es auch versuchte, er konnte sie einfach nicht vergessen. Sogar den Aufstand in Barakhara hatte er als Entschuldigung genutzt, um wieder in ihr Leben zu treten â¦, um sie noch ein einziges Mal zu sehen.
Aber jetzt â¦
Jetzt war alles anders. Oder?
Seit gestern hatte sich vieles geändert. Abbie war nicht länger tabu für ihn. Und er würde alles für eine zweite Chance tun, dafür, eine Nacht mit ihr zu verbringen und die sinnlichen Freuden zu erleben, die ihr atemberaubender Körper verhieÃ.
âWarum starrst du mich so an?â
Eindringlich musterte Abbie ihn, die grauen Augen zu schmalen Schlitzen verengt.
âHabe ich gestarrt? Bitte verzeih mir.â
Hoffentlich schrieb sie den heiseren Klang seiner Stimme seiner Müdigkeit zu und nicht seinen erotischen Fantasien.
âWas ist passiert, Malik?â
âKann ich noch ein Glas Wasser bekommen?â
Er wich aus, und ihrem Blick nach wusste sie das auch. Aber was sollte er tun? Ohne Einleitung die nackten Tatsachen auf den Tisch legen?
Malik hielt die Worte zurück, die ihm bereits auf der Zunge lagen, und beobachtete stattdessen, wie die Seide des Morgenmantels Abbies Po umschmeichelte. HeiÃes Verlangen strömte in seine Lenden. Er wollte diese Frau, so sehr, dass es ihn entsetzlich quälte, hier zu sitzen, sie anzusehen und nichts zu tun.
Aber dann tauchten andere Bilder vor seinem geistigen Auge auf, Bilder, die er nicht sehen wollte und nicht ertragen konnte. Schützend hob er die Hände vor sein Gesicht und bedeckte seine Augen.
âBist du krank?â
âNein.â
Mit den Fingern fuhr Malik über seine Schläfen und dann durch seine Haare, verzweifelt bemüht, seine wahren Gefühle zu verbergen. Die Muskeln in seinem Nacken schmerzten; er massierte sie, um die Verspannung zu lösen.
âDu siehst sehr mitgenommen aus. Hast du Kopfschmerzen?â
Er nickte. Warum verhielt sie sich so? Warum klang ihre Stimme so sanft und besorgt? Warum sah sie ihn so nachdenklich an?
Warum konnte sie nicht mehr die scharfzüngige Frau sein, die ihn eben noch mit wütenden Vorwürfen empfangen hatte? Die Frau mit den blitzenden Augen und den beiÃenden Kommentaren, die ihn sich nach Ruhe und Frieden hatte sehnen lassen?
Die Frau, die jetzt vor ihm stand, wollte er in seine Arme schlieÃen, sie fest an sich
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