JULIA EXTRA BAND 0269
sehen, was sie gerade an ihrem Computer machte. Rose seufzte erleichtert, dass er sie nicht dabei erwischte, wie sie Colleges in London auflistete.
„Wissen Sie, ich habe genau das vermisst“, murmelte er mit überzeugender Aufrichtigkeit. „Ihre Effizienz. Das Wissen, dass ich das Büro verlassen kann, ohne dass hier ein komplettes Chaos ausbricht und bei meiner Rückkehr eine schluchzende Frau am Schreibtisch sitzt.“
Rose schaltete den Computer ab und biss die Zähne zusammen. Das war genau das, was sie nicht vermisst hatte! Dass er sie immer nur als perfekte Sekretärin wahrnahm.
„Genau deshalb möchte ich Sie heute Abend auch zum Dinner einladen.“
Ungläubig sah sie auf. „Wie bitte?“
„Ich lade Sie zum Dinner ein“, wiederholte Gabriel, den ihre mangelnde Begeisterung gehörig irritierte. „Sie waren drei Monate fort …“ Er runzelte die Stirn und gab sich Mühe, sich von ihrem kühlen Gesichtsausdruck nicht verärgern zu lassen. „Ich muss einige Dinge bezüglich der Arbeit mit Ihnen besprechen, und im Büro finden wir niemals die Zeit dazu.“
„O ja, natürlich“, sagte Rose höflich. „Ich hole nur meine Jacke.“ Während sie das tat, war sie sich überdeutlich bewusst, dass sein Blick all ihren Bewegungen folgte. Rasch schlüpfte sie in den leichten schwarzen Leinenblazer, der für das ziemlich warme Frühjahrswetter genau richtig war.
Sie hatte sich eine komplett neue Garderobe zulegen müssen.Verschwunden waren die formlosen Sachen in Größe zweiundvierzig und ersetzt durch Kleider in achtunddreißig. Jetzt trug sie Kleidung, deren Farbe und Schnitt ihr früher viel zu gewagt gewesen wären.
„Es wäre mir nur lieber, wenn es nicht zu spät würde“, erklärtesie, als sie sich nach ihrer Handtasche bückte. „Ich habe noch nicht alle Koffer ausgepackt. Außerdem müssen Sie sich wegen der Arbeit keine Sorgen machen. Ich werde am Wochenende einige Akten mit nach Hause nehmen und zusehen, dass ich mir einen Überblick über unsere Bestände und Zahlen verschaffe.“
„Schön.“
„Wo wollen wir essen?“ Rose schaute an ihrem Bürooutfit hinab. „Ich bin nicht passend angezogen, um in ein zu schickes Restaurant zu gehen.“ Und Gabriel besuchte keine billigen, einfachen Lokale. Nicht weil er ein neureicher Snob gewesen wäre, sondern weil er es schlicht und ergreifend nicht nötig hatte. Das wusste sie am besten. Schließlich hatte sie in der Vergangenheit genug Tische für ihn reserviert. Urplötzlich ritt sie jedoch ein kleiner Teufel.
„Ich kenne einen wirklich guten Italiener“, sagte sie und hielt kurz inne, um ihn anzusehen. „Außerdem ist er in der Nähe meines Apartments, sodass ich schnell zu Hause bin, wenn wir fertig sind …“
„Okay.“ Gabriel bereute bereits die Einladung. Es war gar nicht als Arbeitsessen geplant gewesen, trotz allem, was er gesagt hatte, und jetzt fühlte er sich in die Enge getrieben. Er würde berufliche Dinge besprechen müssen, wo er doch am liebsten nur ein wenig entspannen wollte – und wenn er ganz ehrlich war, dann reizte ihn die Aussicht, mehr über die Frau zu erfahren, die nach Australien gereist und komplett verändert zurückgekommen war.
„Es macht Ihnen doch nichts aus, oder?“
Gabriel zuckte die Schultern. „Ein Restaurant ist so gut wie das andere, wenn es darum geht, die Arbeit zu besprechen.“
Er rief seinen Fahrer an, damit er sie vor dem Gebäude abholte.
Als sie endlich das Restaurant erreichten – ganze vierzig Minuten später, weil der Feierabendverkehr die Hölle war – hatte Gabriel mehr als genug davon, über Büroangelegenheiten, Fusionen und Verkäufe zu diskutieren. Noch mehr störte ihn der zwar interessierte, aber unpersönliche Ton, den Rose anschlug. Er konnte sich nicht daran erinnern, sich jemals so sehr gewünscht zu haben, hinter die kühle Fassade zu blicken,um zu sehen, was dort verborgen lag.
„Ich hoffe, dieses Restaurant ist nicht zu einfach für Sie, Gabriel.“
Gabriel verengte die Augen und versuchte herauszufinden, ob in ihrer Bemerkung eine gewisse Spitze versteckt war, doch sie schaute ihn völlig unschuldig an.
„Warum sollte es zu einfach sein?“, entgegnete er, während sie eintraten. Es handelte sich eher um ein Pub als um ein Restaurant. Etliche Leute, die die Bar bevölkerten, waren offensichtlich direkt nach der Arbeit hergekommen, während andere an schlichten Holztischen saßen und sich angeregt unterhielten. Zu seiner Überraschung schien Rose in dem
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