JULIA EXTRA BAND 0269
sodass sie ohne Weiteres hineingelangte.
Das geschmackvolle Foyer überwältigte sie. Der Fußboden war von dunklem Holz, auf dem ein wunderschöner rotblauer Orientteppich lag, und an den cremefarbenen Wänden hingen Kunstwerke, die einfach unglaublich teuer aussahen.
Rose widerstand der Versuchung, in die anderen Räume hineinzuschauen und betrachtete stattdessen zweifelnd die große Treppe.
„Ich bin hier!“
Erschreckt zuckte sie zusammen und drehte sich um, woraufhin sie Gabriel in einem der Türrahmen stehen sah. Er trug nur einen schwarzen Seidenmantel, der vorne lose gebunden war und nichts als nackte Haut zu bedecken schien.
Rose wusste, dass sie irritiert aussah, während sie sich krampfhaft bemühte, nicht auf seine nackten Beine zu starren oder auf die muskulöse Brust, die unter dem Morgenmantel halb zum Vorschein kam. Trug er überhaupt irgendetwas darunter?
„Ich habe Sie schon früher erwartet. Würden Sie bitte die Haustür verschließen?“
Rose tat das nur zu gern. In diesem Moment wäre ihr alles recht gewesen, um dem Anblick von Gabriel Gessi in einem Hauch von Nichts zu entfliehen.
Als sie sich wieder umdrehte, war er verschwunden, sodass sie in den Raum eilte, aus dem er gekommen war. Dort blieb sie wie angewurzelt stehen. Das Dekor des Zimmers war wirklich erstaunlich – tiefe Blautöne, die wunderbar mit dem Parkett und den Bücherregalen an den Wänden kontrastierten. An den Fenstern bauschten sich mehrere Lagen edler Musselinvorhänge, während der Schreibtisch alles beherbergte, was modernes Equipment ausmachte. An der einzigen Wand, an der sich keine Bücherregale befanden, stand ein langes Sofa mit Paisley-Bezug, dessen Schönheit nur durch ein Kopfkissen und eine Decke ruiniert wurde.
Gabriel lag auf besagtem Sofa und schmunzelte über ihren erstaunten Gesichtsausdruck.
„Meine Mutter und meine Schwestern sind schuld daran“, erklärte er und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. „Ich wollte ganz viel Weiß und gerade mal genug Möbel, dass es bewohnbar ist. Also, jetzt stehen Sie nicht mit offenem Mund da, sondern setzen Sie sich!“
„Wohin?“
„Nun, hier gibt es nur einen einzigen Stuhl, oder? Es sei denn, Sie wollen zu mir kommen und sich neben mich setzen?“ Er klopfte einladend auf die Couch, woraufhin Rose rasch hinter den Schreibtisch flüchtete. Dabei senkte sie hastig den Blick, all diese nackte männliche Haut war zu viel für sie.
„Wollen Sie mich nicht fragen, wie es mir geht?“
„Oh, es tut mir leid …“ Rose schaute kurz zu ihm herüber und errötete. Jetzt hatte sie in ihrer Verlegenheit doch glatt die elementarsten Regeln der Höflichkeit vergessen. „Wie fühlen Sie sich, Gabriel?“
„Schrecklich.“
„Sie sehen aber nicht schlecht aus“, bemerkte sie vorsichtig.
„Das liegt daran, dass ich versuche, sehr tapfer zu sein. Ich hatte eine furchtbare Nacht. Ich habe mich hin und her gewälzt.“
Rose schluckte. Vor ihrem inneren Auge sah sie den nacktenGabriel in einem riesigen Bett. „In diesem Fall sollten wir die Arbeit so schnell wie möglich erledigen, damit Sie ein bisschen Schlaf bekommen! Das ist das beste Heilmittel. Womit wollen Sie anfangen? Ich habe die Post mitgebracht …“
„Was ich mir wirklich wünschen würde“, entgegnete er und schloss die Augen, „ist etwas zu essen. Ich weiß, dass das nicht zu Ihrem Job gehört … aber ich habe schon seit Ewigkeiten nichts mehr gegessen … wahrscheinlich schon seit dem gestrigen Lunch nicht mehr …“
„Sie haben mich hierher bestellt, damit ich für Sie koche?“
Gabriel betrachtete sie aus halb geöffneten Augen und fragte sich, ob er ihr sagen sollte, dass ihr Tonfall nicht besonders attraktiv war. Nicht wenn er den Invaliden spielte und sie die Rolle der besorgten Krankenschwester übernehmen sollte.
„Vergessen Sie es“, erklärte er abrupt. „Ich hätte wissen müssen, dass es zu viel verlangt ist. Ich kümmere mich selbst darum.“ Er begann, sich von der Couch zu erheben, woraufhin Rose widerwillig den Kopf schüttelte.
„Was wollen Sie?“
Gabriel ließ sich sofort wieder ins Kissen fallen und musterte sie. Draußen war es heiß und schwül. Ihre Kleider klebten an ihrem Körper, auch wenn es in seinem Haus angenehm kühl war.
„Sie sehen so aus, als wäre Ihnen heiß.“
„Das stimmt auch.“ Sie hob eine Hand und fasste ihr Haar im Nacken zusammen, damit sie sich Luft zufächeln konnte. Er fragte sich, ob sie wusste, wie aufreizend ihre
Weitere Kostenlose Bücher