JULIA EXTRA BAND 0269
Überblick über die Lage zu verschaffen. „Ich denke nicht, dass wir noch irgendetwas festzurren müssen, aber sicher ist sicher.“
Seine Worte erzeugten eine Gänsehaut bei Rose, sodass sie unwillkürlich ein wenig dichter an ihn herantrat.
„Der Hurrikan wird kommen, nicht wahr?“
„Sie müssen nicht flüstern.“ Er trug zwei Taschenlampen bei sich. Rose hatte nicht den blassesten Schimmer, wann er die geholt hatte, doch sie waren unersetzbar, als sie damit die Wände ableuchteten. Sie bewegten sich rasch und stellten zu Gabriels Erleichterung fest, dass alles so war, wie es sein sollte.
„Okay, jetzt nichts wie ab nach drinnen.“ Sie hatten in einer guten halben Stunde die Runde gedreht und die komplette Baustelle überprüft. „Am besten füllen wir ein paar Eimer mit Wasser, damit wir uns morgen früh waschen können. Wir sollten außerdem einige Öllampen und Kerzen anzünden. Schaffen Sie das?“
Rose fragte sich, wie er wohl reagieren würde, wenn sie Nein sagte. Er hatte sie nicht mitgenommen, um jetzt hier das Kindermädchen für sie zu spielen. In erster Linie war sie immerhin noch seine kompetente Sekretärin!
„Ich denke schon“, versicherte sie mit fester Stimme.
„Tapferes Mädchen.“
Sie waren noch ein paar Meter von der Haustür entfernt, da wurde die unwirkliche Stille von Donner zerrissen und von einem Blitz, der den Himmel in gespenstisches Licht tauchte.
„Regen!“, schrie Gabriel zu ihr herüber, als genau in diesem Moment wahre Sturzbäche auf sie niedergingen und ein heulender Wind aufkam, der immer mehr an Kraft gewann.
Rose hatte noch nie etwas Vergleichbares erlebt. In weniger als einer halben Minute war sie klatschnass, und sie musste gegen den Sturm ankämpfen, um nicht zurückgeweht zu werden.
Sobald sie die Sicherheit des Hauses erreicht hatten, schlugen sie die Tür hinter sich zu. Gabriel wusste ganz genau, wo er die Öllampen finden würde. Offensichtlich hatte er dem Vorarbeiter sehr detaillierte Anweisungen gegeben, was Rose keineswegs überraschte. Er würde an alles gedacht haben.
Allmählich wurde ihr kalt in den nassen Kleidern, sodasssie nur mit Mühe ein Zähneklappern unterdrücken konnte. Innerlich sah sie, wie sich das Meer in einer gigantischen Welle auftürmte, und diese Vorstellung half nicht gerade dabei, ihre Nerven zu beruhigen.
Glücklicherweise hatten sie gerade alle vier Öllampen entzündet, als der Strom ausfiel und sie bis auf das schwache Licht der Lampen in Dunkelheit tauchte.
„Okay.“ Gabriel reichte ihr zwei der Lampen. „Zumindest brennen sie, und in unseren Schlafzimmern haben wir zusätzlich noch Kerzen, obwohl das hier für den Moment reichen sollte. Ist mit Ihnen alles in Ordnung?“
Nein. „Ja, mir geht’s gut.“
Sie standen in ihrem Schlafzimmer.
„Sie müssen sich umziehen, und dann sollten wir beide Matratzen in einen Raum schaffen. Nur für den Fall.“
„Für welchen Fall?“
„Für den Fall, dass das Wetter richtig schlimm wird. Dann möchte ich nicht erst nach Ihnen suchen müssen.“
Sofort verstummte Rose. In dieser Situation wollte sie ganz bestimmt nicht allein sein.
„Ich bin in einer Minute wieder da. Sobald ich mich umgezogen habe“, fügte er hinzu.
Rose tat dasselbe. Hastig schlüpfte sie in ein zweites Paar Jeans, in BH und Baumwoll-T-Shirt. Dann stand sie vor der Tür zu Gabriels Zimmer und klopfte an. Als sie eintrat, war sie erleichtert, zu sehen, dass er angezogen war. Allerdings trug er lediglich ein Paar Boxershorts und ein T-Shirt.
„Können Sie in diesen Kleidern wirklich bequem schlafen?“, fragte er zweifelnd.
„Natürlich! Soll ich meine Matratze hereinbringen?“
„Ich mach das schon.“
Nach kurzer Zeit war er zurück und wuchtete ihre Matratze herein, die er direkt neben seiner auf den Boden fallen ließ.
Urplötzlich schien es keine ganz so tolle Idee mehr zu sein, die tröstende Gegenwart eines anderen Körpers neben sich zu wissen, während draußen der Sturm tobte.
„Sie sehen ganz blass aus“, bemerkte Gabriel. „Machen Sie sich keine Sorgen. Das Gebäude wird dem Unwetter standhalten. Vergessen Sie nicht, dass ich es entworfen habe und einbisschen was von Statik und Sicherheit verstehe.“
Rose verspürte eine gewisse Erleichterung, dass er ihre ängstliche Miene missdeutet hatte. Gott sei Dank kam das einzige Licht im Raum von den zwei Öllampen, die anderen beiden standen im Badezimmer.
Gabriel ging zu seiner Matratze hinüber und schlüpfte unter
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