JULIA EXTRA BAND 0269
die Decke. „In dieser Jeans werden Sie nie im Leben schlafen können. Es wird Ihnen viel zu warm werden“, meinte er mit einem kritischen Blick zu ihr. Er drehte so lange an den Öllampen, bis sie fast ganz heruntergefahren waren und der Raum beinahe in kompletter Dunkelheit lag. „Außerdem werden Sie in so viel Kleidung nicht richtig atmen können, und dann fühlen Sie sich morgen früh ausgelaugt, weil Sie eine schlaflose Nacht hinter sich haben.“ Er gähnte laut, drehte sich dann auf die andere Seite und überließ es ihr, was sie mit diesem Rat anfangen sollte.
Eine Weile stand sie unschlüssig da, dann dachte sie, dass er recht hatte und sich die Jeans tatsächlich unangenehm eng anfühlten. So leise wie möglich streifte sie die Hose also ab und zog auch ganz schnell den BH unter ihrem T-Shirt hervor. Dann legte sie sich auf die Matratze und wickelte sich bis zum Kinn in die Decke.
Gabriel, das konnte sie an seiner gleichmäßigen Atmung hören, war bereits eingeschlafen, und bald fielen auch ihr die Augen zu.
Doch es waren ihr nur anderthalb Stunden ruhigen Schlafs vergönnt, dann wachte sie auf, weil sie dringend zur Toilette musste. Am liebsten wäre sie ans Fenster getreten, um nachzusehen, was sich draußen tat, aber damit hätte sie Gabriel vielleicht aufgeweckt. Und das wollte sie um jeden Preis verhindern.
Also ging sie ins Bad und orientierte sich anhand des schwachen Lichts aus der Öllampe. Und dann sah sie etwas, was sie keinesfalls sehen wollte. Direkt über der Tür saß ein kleines schwarzes haariges Etwas und bewegte sich. Das Geräusch des tobenden Sturms war nichts im Vergleich zu ihrem klopfenden Herzen.
Hastig wusch sie sich die Hände, dann riss sie mit aller Macht die Tür auf, stürmte hinaus, ließ sich auf die Matratze fallen und prallte mit Gabriel zusammen, der natürlich sofortwach war.
„Was in aller Welt ist los?“
„Da ist eine Tarantel im Bad!“ Sie sprachen beide gleichzeitig, doch ihr Aufschrei war um einige Dezibel lauter.
„Stehen Sie auf!“, rief Rose hektisch. „Sie müssen hineingehen und das Biest töten! Jetzt!“
„Sie meinen, bevor es uns tötet?“
„Das ist nicht witzig, Gabriel!“ Rose fühlte sich den Tränen nahe. „Ich habe … echte Angst vor Spinnen.“ Mit Schaudern stellte sie sich vor, wie das haarige Ding aus dem Bad heraus und unter ihre Decke krabbelte.
„Okay, okay. Warten Sie hier.“ Er stand auf und verschwand im Bad, wo er sorgfältig die Tür hinter sich schloss.
Während seiner Abwesenheit verkroch sich Rose so tief wie möglich unter die Decke. Wo war die ruhige, kompetente Sekretärin jetzt? Als Gabriel kurz darauf mit einem Grinsen wieder auftauchte, konnte sie ihn kaum ansehen.
„Wo ist sie?“, fragte sie kleinlaut. „Es tut mir leid. Ich bin wirklich keine große Hilfe, nicht wahr?“
Gabriel streckte sich neben ihr aus und schaute sie an. „Ich habe die Spinne durch das Fenster nach draußen gesetzt. Sie hatte mehr Angst vor mir als umgekehrt.“ Sanft strich er ihr das Haar aus der Stirn, wobei Rose sich gar nicht verspannte, wie das sonst ihre Art war. „Ich weiß, dass Sie nicht gern die Jungfer in Not sind, aber Sie müssen sich nicht wegen einer Spinne entschuldigen. Viele Menschen haben Angst vor Spinnen.“
„Außer Ihnen.“
„Ich fürchte nichts und niemanden.“
Bei dieser Bemerkung musste sie lächeln, wenn auch nur ganz kurz, denn dann setzte die Ernüchterung ein, und sie flüsterte: „Das ist aber nicht der Grund, warum ich hier bin. Ihnen eine Last zu sein, die Angst vor Spinnen und Gewitter hat. Im Moment bin ich einfach nicht ich selbst.“
„Woran liegt das wohl? Vielleicht haben Sie Heimweh?“ Gabriel war sich noch nie einer Frau so überdeutlich bewusst gewesen. Wenn er nur einen Zentimeter näher an sie heranrückte, würde er sich nicht länger unter Kontrolle haben. „Vielleicht vermissen Sie Wie-war-doch-gleich-sein-Name …“ Mit einiger Überraschung musste er feststellen, dass er tatsächlichan den Mann dachte. „Haben Sie überhaupt erwähnt, wie er heißt? O ja, doch. Joe. Vielleicht vermissen Sie Joe. Die Liebe kann die verrücktesten Dinge mit einer Frau anstellen.“
Rose, die sich unter der warmen Decke wie in einem Kokon gefühlt hatte, wurde mit einem Mal in die Realität zurückgeholt. Joe hatte sie doch tatsächlich komplett vergessen! Der sympathische gutmütige Joe, der ihr dabei helfen sollte, ihre völlig unpassenden Gefühle für ihren Chef zu
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